Shakehands auf Distanz: Nach 27 Jahren verabschiedet Oberreichenbachs Bürgermeister Karlheinz Kistner (rechts) seinen Kämmerer Daniel Merkle. Ihn zieht es in Richtung Egenhausen. Foto: Gemeinde Foto: Schwarzwälder Bote

Personalie: Oberreichenbachs Kämmerer Daniel Merkle zieht es nach Egenhausen / Nachfolgersuche läuft

Seit 1993 war Daniel Merkle in Oberreichenbach tätig. Zunächst im Bauamt, später dann und bis heute in der Kämmerei. Jetzt wechselt er nach Egenhausen. Bürgermeister Karlheinz Kistner sucht nun mit Hochdruck nach einem Nachfolger.

Oberreichenbach/Egenhausen. Damit hat man im Oberreichenbacher Rathaus nicht gerechnet: Kämmerer Daniel Merkle verlässt die Gemeinde nach 27 Jahren in Richtung Egenhausen. Sehr zum Leidwesen von Oberreichenbachs Bürgermeister Karlheinz Kistner, der sich jetzt um einen neuen Kämmerer bemühen muss. "Für uns ist es sehr schade, er war ein genialer Kämmerer", adelt der Bürgermeister seinen scheidenden Herrn der Zahlen. Kistner sei von Merkles Schritt durchaus überrascht gewesen, gibt er zu Protokoll.

Ab 1993 im Bauamt

Denn Merkle war in Oberreichenbach verwurzelt, leitete seit 1993 das Bauamt, ehe er im Jahr 2012 die Leitung der Kämmerei übernahm. Damals wechselte der heute 51-Jährige in die Zahlenabteilung, weil der damalige Kämmerer Lucas Hansen in die Stadt Bad Liebenzell abwanderte und auch heutzutage dort noch für das städtische Zahlenwerk verantwortlich zeichnet.

Rückblickend sei das damals die beste Entscheidung Kistners gewesen, Merkle in die Kämmerei zu beordern. Jetzt muss der Bürgermeister sich auf die Suche machen: Man habe Stellenausschreibungen im Enzkreis und im Kreis Calw geschaltet, zusätzlich noch im Staatsanzeiger inseriert, erklärt Kistner, dass man alle Hebel in Bewegung setzt, um die dann ab März vakante Stelle füllen zu können. Klar sei das Unterfangen schwer, aber "wir sind guter Hoffnung". Einen Bewerber habe man sogar schon zum Gespräch eingeladen, verrät der Rathauschef.

Konkret sucht man einen "Fachbeamten fürs Finanzwesen", wie es korrekt heißt. Das könne, verdeutlicht Kistner, aber auch jemand mit einer einschlägigen, zahlenorientierten Hochschulausbildung sein – beispielsweise auf dem Fachgebiet der Steuern. Ein Kämmerer sei unentbehrlich für die Verwaltung, stellt Kistner unterdessen klar. "Eine kurze Zeit ohne kann man überbrücken, aber das geht nicht auf Dauer." Zumal am Posten des Kämmerers nicht nur der Haushaltsplan hängt, sondern auch die Abwicklung sämtlicher Zuschüsse für alle möglichen Projekte. Und genau das ist eben von besonderer Bedeutung, weshalb Kistner mit Hochdruck an einer Lösung arbeitet. Gottlob ist der Haushalt für das schon laufende Jahr bereits fertig.

Weniger Einwohner

Merkle will in Oberreichenbach nun erst alles sauber abschließen, bevor er bei seinem neuen Arbeitgeber in Egenhausen antritt. "Egenhausen braucht noch einen Haushalt", weiß Merkle, dass in den ersten Wochen viel Arbeit auf ihn zukommen wird. Zu den Gründen seines Rathauswechsels – Oberreichenbach ist mit seinen 2892 Einwohnern nicht viel größer als Egenhausen mit 2058 – führt Merkle einen nötigen Tapetenwechsel an: "Wenn man das acht Jahre lang macht, dann überlegt man, ob man das noch bis zum Ende macht oder noch etwas anderes probiert." Merkle kam nach reiflicher Überlegung für sich zur Überzeugung, dass letzteres die richtige Alternative sei.

Anspruch auf eine Stadt mit größerer Dimension habe er nicht gehabt, sagt der scheidende Oberreichenbacher Kämmerer. Mit die größte Aufgabe in Oberreichenbach war natürlich die Umstellung auf das neue doppische Haushaltssystem. Doch diese sei dank eines halbjährigen Kontaktstudiums zur Vorbereitung auch gut über die Bühne gegangen und habe sogar Spaß gemacht. "Ich bin da ganz unbedarft rangegangen", blickt Merkle zurück. Ein Höhepunkt in all den Jahren Oberreichenbach sei neben der guten Zusammenarbeit im Team auch die Neukonzeption der Wanderwege im Jahr 2003 – damals noch im Bauamt – gemeinsam mit dem Schwarzwaldverein gewesen.

Holder schwärmt förmlich

Jetzt freut er sich auf die neuen Aufgaben in Egenhausen. Sein neuer Chef, Bürgermeister Sven Holder, jubiliert über den Coup. "Er hat große Freude an Zahlen und ist eine absolute Top-Kraft", schwärmt Holder. Jetzt macht man sich in Egenhausen ab März gemeinsam an den Haushaltsplan für 2021. In Oberreichenbach ist derweil die Suche nach einem Ersatz für Merkle in vollem Gange.