An der Straße zwischen Würzbach und Agenbach erinnert ein neu gesetztes Kreuz an die Geschehnisse rund um den Schorchanges. Foto: Roller Foto: Schwarzwälder-Bote

"Sagenhafte Heimat": Im Wald zwischen Agenbach und Würzbach soll ein Geist mit Wanderern Schabernack treiben

Kreis Calw. Im Rahmen unserer Leseraktion "Sagenhafte Heimat" erzählt Robert Roller für den Liederkranz Concordia Calw die Sage von Schorchanges."Man sagt, im Wald zwischen Würzbach und Agenbach würde der Geist der Schorchanges umgehen, in der Absicht, Wanderer vom Wege abzubringen. So mancher Einheimische könnte beschwören, die Schorchanges mit ihrem kleinen Kind an der Hand im Wald gesehen zu haben. Wilde Geschichten werden erzählt, wie der Geist Schabernack mit Waldgängern getrieben hat. Von alten Heidelbeerweibern werden beste Plätze in der Mitte des Waldes aus Angst gemieden.

 

Doch wer steckt hinter dem geheimnisvollen Namen Schorchanges?

Altes Weiblein trauert einen ganzen Sommer lang

Dort wo im Wald die Markungen der Gemeinden Emberg, Schmieh und Rötenbach zusammentreffen, nennt man das Gewann "Schorch". Das geschulte Auge entdeckt hier überall Reste früherer Besiedlung. Zu der Zeit, als die Ortschaft noch existierte, könnte die traurige Geschichte von Agnes – oder im Dialekt des Waldes Anges – gespielt haben.

Die Sage erzählt, dass ein junges Bauernmädchen sich in einen Junker der Altburger Herrschaft verliebt hat. Die Standesschranken aber verboten eine Bindung zwischen gemeinem Bauernkind und einem Adligen. Es kam, wie es kommen musste. Agnes vom Schorch wurde schwanger, bekam ein Kind und wurde von ihrem adligen Geliebten sitzen gelassen. Dies erzürnte ihren Bruder derart, dass er auf Rache sann. Er lauerte dem Edelmann auf, als dieser zur Jagd ausritt und brachte ihn um.

Der Täter blieb nicht unentdeckt, wurde verurteilt, die Familie des Landes verwiesen. Am Ort der Tat wurde ein großes Gedenkkreuz, genannt Degenbild, aufgestellt, damit Passanten für den Getöteten ein Gebet sprechen konnten.

Viele Jahre später, man hatte die Geschehnisse längst vergessen, wurde ein altes Weiblein beobachtet, das sich zum Kreuz schlich und hier trauerte und bitterlich weinte. Dies ging einen ganzen Sommer lang. Kurz vor Wintereinbruch fand man die Arme erhängt am Kreuz. Es war Agnes, die nach langen Jahren des Vergessens sich wieder in ihre Heimat getraut hatte, um sich am Ort der Mordtat, dort wo sie die Seele ihres Geliebten vermutete, sich das Leben zu nehmen.

Seit dieser Zeit soll der ruhelose Geist der armen Agnes die Waldbesucher schrecken. Berichte aus einer geistergläubigen Zeit taten ein Übriges, die bedauernswerte Schorchanges auch über den Tod hinaus nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Heute soll ein neu gesetztes Kreuz beim steinernen Wegzeiger an der Straße Würzbach-Agenbach an die Geschehnisse aus grauer Vorzeit erinnern."

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