Bauinvestor Thorsten Müller und Bürgermeister Karlheinz Kistner (rechts) informieren die Bürger über das Vorhaben. Foto: Fuchs Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Altersgerechte Wohnungen entstehen in der Schulstraße / Eins der ersten Mehrfamilienhäuser

Die Gesellschaft wird älter. Auch in Oberreichenbach. Erst im vergangenen Monat hat der Gemeinderat den Weg für den Bau eines neuen Pflegeheims frei gemacht. Doch auch für Senioren, die noch allein leben können, sollen nun bessere Bedingungen geschaffen werden.

Oberreichenbach. "Das Wort ›seniorengerecht‹ mag ich gar nicht", sagt Thorsten Müller, Geschäftsführer der Müller Massiv- und Holzbau GmbH aus Nagold. Sein Unternehmen wird die Umsetzung des Bauvorhabens übernehmen. "Ein schlecht geplantes Haus ist immer ungünstig, egal ob man 20 oder 70 ist."

Wenn eine Dusche bodengleich gebaut werde, sage man den jungen Interessenten, das sei Schick. Den Älteren sage man, es sei barrierefrei. "Aber es ist das gleiche." Seniorengerecht klinge unattraktiv, doch das Mehrfamilienhaus in der Schulstraße solle sehr schön und wohnlich werden. Und alles werde, vom Treppenhaus bis hin zur Dusche, komplett barrierefrei und rollstuhlgerecht konzipiert.

Die Informationsveranstaltung im Rathaus ist gut besucht. Bürgermeister Karlheinz Kistner freut sich über das Interesse. "Auf Werbung haben wir im Voraus willentlich verzichtet, um keinen Einfluss darauf zu nehmen, wer bevorzugt wird." So sind nun die Oberreichenbacher Bürger die ersten, die Details zum Projekt erfahren und sich bei Interesse auch gleich auf einer Liste eintragen können.

Die Idee sei 2009 mit dem Projekt "Lebensqualität durch Nähe" entstanden, sagt der Bürgermeister. Es umfasst Themen wie die Schaffung von nahen Arbeitsplätzen, die Belebung der Gastronomie, Nachbarschaftshilfen, aber eben auch die Errichtung von altersgerechten Wohnmöglichkeiten.

Gebaut wird, wenn die Hälfte verkauft ist

Acht Wohnungen sollen es in der Schulstraße nun also werden, in einer Größe von etwa 47 bis 80 Quadratmetern. Die Planung sei jedoch flexibel, merkt Müller an. Es gebe einen Aufzug, einen Waschkeller, Stellplätze für alle und Balkone. Aus Reihen der Besucher gibt es lediglich Kritik an der großen Versiegelungsfläche durch Parkplätze. Aus Platzgründen sei hier keine andere Aufteilung möglich, erklärt Müller.

Die Chancen, dass das Wohnbauvorhaben vom Land gefördert werde, lässt der Bürgermeister wissen, stehen relativ gut. Es müsse mit der Unterzeichnung der Verträge jedoch gewartet werden, bis die Bewilligung der Fördermittel angekommen ist. Mit dem Bau, so der Investor, könne erst begonnen werden, wenn mindestens die Hälfte der Wohnungen einen Käufer gefunden haben. Er hofft auf einen Baubeginn bis in einem Jahr. Frühester Start könne im März nächsten Jahres sein. Dann dauere es weitere 18 Monate, bis das seniorengerechte Mehrfamilienhaus fertig sei.

"Ich kenne ein Ehepaar, das sich zu zweit mit Mitte 80 noch eine Wohnung gekauft hat und jetzt, mit über 90 immer noch dort alleine wohnt", sagt Kistner. Das sei den zukünftigen Bewohnern des neuen Hauses auch zu wünschen. "Lebenslanges leben in Oberreichenbach", wünsche man sich für die Senioren. Dann sei das Ziel erreicht.

"In Oberreichenbach gibt es bisher fast keine Mehrfamilienhäuser", überlegt Kistner darüber hinaus. "Wenn sich diese neuen Eigentumswohnungen gut verkaufen, ist das ein Zeichen dafür, dass dieses Konzept in Oberreichenbach funktioniert." Und dann könne der Bau weiterer Gebäude dieser Art in Betracht gezogen werden.