Annette, Armin und Benjamin Mattes freuen sich mit Michael Rentschler, dass es mit der HvO-Ausrüstung geklappt hat. Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Notfall: Michael Rentschler ist Helfer vor Ort in Würzbach / Langer Weg von Idee bis zu eigentlichem Einsatz

Im Notfall entscheiden oftmals wenige Minuten über Leben oder Tod. Deshalb ist nicht selten ein Helfer vor Ort den Rettungsdiensten vorgeschaltet. Der ist schneller am Ort des Geschehens und rettet so unter Umständen Leben. In Würzbach ist das seit geraumer Zeit Michael Rentschler.

Oberreichenbach. Würzbach hat endlich einen Helfer vor Ort (HvO) – und Naislach, Agenbach und Rötenbach gleich noch dazu. Berufsfeuerwehrmann und Rettungssanitäter Michael Rentschler hat sich bereit erklärt, das Ehrenamt zu übernehmen.

Der 37-Jährige ist eingefleischter Würzbacher. Als solcher weiß er: Die Eintreffzeiten der RTWs in Würzbach sind sehr lang. Diese kommen aus Schömberg oder Calw und haben einen entsprechend weiten, kurvigen Weg zu bestreiten. Rentschler sah den Bedarf und überlegte, wie man ihn decken könnte. Die notwendige Ausbildung hatte er als Berufsfeuerwehrmann bereits. Ihm fehlte also nur die Ausrüstung, die mit etwa 2500 Euro zu Buche schlägt. Das beinhaltet einen komplett ausgestatteten Notfallrucksack und einen Defibrillator.

Dieser Gedanke kam Rentschler bereits Ende 2018. Bei einer kurz darauffolgenden Weihnachtsfeier kam er mit Christoph Schwenk, Bereitschaftsleiter beim DRK Nagold/Wildberg und selbst HvO, darüber ins Gespräch. Ein paar Wochen später kam das Thema bei einer Übung der Feuerwehrabteilung Würzbach, in der Rentschler aktiv ist, ebenfalls auf. Und da kam der Stein so richtig ins Rollen.

Die Übung fand bei Familie Mattes statt. Armin Mattes ist ebenfalls Mitglied der Abteilung und seit diesem Jahr ihr stellvertretender Kommandant. Schon länger trieb ihn der Gedanke um, dass der Ort ein Fest brauche. Helfer zu finden sei für die Vereine aber schwierig. Also nahmen er, seine Frau Annette und Sohn Benjamin das in die Hand, "damit der Ort mal wieder zusammenkommt", erzählt er. Als Lokalität wurde der Hof von Annettes Eltern ausgewählt.

Prämierung in Ludwigsburg war Ziel

Ein Motto war auch schnell gefunden, denn im Garten der Familie Mattes stand ein "Atlantik-Gigant", ein großer Kürbis, mit dem Benjamin zur Prämierung nach Ludwigsburg wollte. Der Kürbis wuchs jedoch nicht auf die nötige Größe und Benjamin war traurig. Heute lacht er allerdings, wenn er daran denkt, denn so entstand das Kürbisfest im Oktober 2019. Mit Flammkuchen aus dem Holzofen, Kaffee und Kuchen und natürlich einer Kürbissuppe wurden die Gäste verköstigt. Die Feuerwehrabteilung begeisterte mit einer Schauübung.

Von vorneherein stand für Familie Mattes fest, dass sie den Erlös auf Spendenbasis nicht für sich behalten, sondern einem guten Zweck zukommen lassen wollte. Eigentlich aus einer feuchtfröhlichen Laune heraus hatte Mattes bereits versprochen, er organisiere mindestens 1000 Euro für die HvO-Ausrüstung.

Dieses Ziel konnte er mit dem Fest sogar bei Weitem übertreffen: rund 1500 Euro kamen in die Kasse. Die beiden örtlichen Kindergärten, die die Kuchen gebacken und verkauft hatten, konnten ihre eigenen Einnahmen sogar komplett für sich behalten, so groß war die Spendenbereitschaft der Besucher.

Die fehlenden 1000 Euro trieb kurzerhand Rentschlers Bruder Philipp auf. Der Vorsitzende der Jugend-Initiative Würzbach besprach das Thema in einer Sitzung mit den Mitgliedern und die gaben ihr Okay zu der Spende. Damit war es geschafft: Im Dezember 2019 konnte Rentschler seinen freiwilligen Dienst antreten.

Seither war der HvO oft im Einsatz – und das nicht nur in Würzbach. Ein Blick von Christoph Schwenk auf die Abdeckung in der Umgebung zeigte: Auch hier fehlt ein Helfer vor Ort. Also übernahm der umtriebige Rentschler gleich noch Naislach, Agenbach und Rötenbach dazu. Da der Berufsfeuerwehrmann aber 24-Stunden-Schichten schiebt, ist er nur jeden zweiten Tag vor Ort. "Es wäre super", findet er, wenn noch ein zweiter Freiwilliger dazu käme. Die dreimonatige Ausbildung sei wohl für viele abschreckend. Doch eines lässt sich laut dem HvO nicht leugnen: der Bedarf ist da.