Mit Unverständnis reagiert nicht nur der Initiator Wolfgang Pfrommer auf die amtliche Anordnung, den Hirsch im Kreisel bis zum Monatsende zu entfernen. Foto: Stocker

Entscheidung der Kommission stößt auf Unverständnis. Verärgerung über Vorgehensweise.

Calw/Oberreichenbach/Bad Teinach-Zavelstein - Seit über sechs Jahren ist der Hirsch auf dem Kreisverkehrsinsel am Würzbacher Kreuz ein Blickfang. Beinahe natürlich fügt er sich in die Landschaft ein. Nach dem Willen der Landesregierung soll der Hirsch nun weichen.

Diese Entscheidung stößt auf Unverständnis. "Meines Erachtens stellt er keine Gefahrenquelle dar, wurde vielmehr als Symbol gehegt und gepflegt", verweist Wolfgang Pfrommer auf die Identifikation der Bevölkerung mit dem Hirsch.

Symbiose zur Hirschquelle in Bad Teinach

Ob Weihnachten, Ostern oder jüngst die Fußball-Europameisterschaft – mit schmückender Dekoration wurde der Hirsch immer wieder eingebunden. "Gleichzeitig ist er ein Symbol für die Region des Rotwildes und bildet eine Symbiose zur Hirschquelle in Bad Teinach", erläutert Pfrommer seine Initiative für das Tier im Mai 2006.

"Er ist eine Besonderheit, und wir haben uns für den Hirsch verkämpft", bedauert auch der Calwer Oberbürgermeister Ralf Eggert. Auch habe die Stadt bei Verkehrsschauen auf Landesstraßen kein Stimmrecht.

"Der Hirsch ist ein sympathisches Sinnbild für das Tor zum Schwarzwald. Darüber hinaus ist er ein Ergebnis bürgerschaftlichen Engagements und hat Kultstatus erreicht", so der Landtagsabgeordnete Thomas Blenke. Mit der ausgerufenen Politik des "Gehörtwerdens" habe diese Entscheidung nichts mehr zu tun.

Bürgermeister fühlt sich übergangen

Über die Vorgehensweise ist auch Karlheinz Kistner verärgert. "Es ist nicht fair, dass wir in die Beratungen nicht eingebunden waren", bemängelt der Bürgermeister von Oberreichenbach. Ihm sei klar, dass die Fristen so kurz gehalten sind, damit keiner intervenieren könne. "Bei dieser Entscheidung müssten auch Wegweiser, Leitplanken oder Bäume von Kreisverkehrsinseln entfernt werden", stellte er entsprechende Überlegungen in Frage.

Zunehmende schwere Unfälle in Innenflächen von Kreisverkehren ist Hintergrund des Erlasses des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur. Das bedeutet: Die Gestaltung wurde neu festgelegt und verwehrt den Einbau starrer Hindernisse. Bei einer Sicherheitsüberprüfung am Würzbacher Kreisel kamen die Beteiligten der Verkehrsschau zur einstimmigen Erkenntnis, dass der Hirsch samt Findling entfernt werden müsse. Und zwar bis spätestens Ende dieses Monats. "Sicherheit hat im Verkehrsraum absolute Priorität", zeigt Markus Wendel, Bürgermeister von Bad Teinach-Zavelstein, Verständnis für diese Anordnung. Zwar könne er auch die Emotionen ob des Verlustes des Hirsches nachvollziehen, doch gefährdeten harte Gegenstände die Verkehrssicherheit.

"Wer will die Schuld übernehmen, wenn etwas passiert", wirbt Wendel für kreative weiche Bepflanzung, die wohl auch für den Kreisverkehr in Rötenbach anstehen dürfte, wenn der Baum zu umfangreich werde.

"Gerade dieser lebensechte Hirsch kann vor allem nachts zu Fehlreaktionen führen", so Holger Bürkle. Der leitende Sachbearbeiter in Verkehrsangelegenheiten der Polizei Calw unterstützt die Anordnung. Unfälle seien dynamisch, und außerhalb der Orte stellten größere sowie starre Gestaltungen in Kreisverkehren ein Gefahrenpotenzial dar, das in Südbaden bereits Todesopfer gefordert habe.