Außer Rand und Band: die Musiker und Gäste in der Mehrzweckhalle Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Hexenzunft Obernheim feiert mit Gastzünften ihr 80-jähriges Bestehen

Die Hexenzunft Obernheim hat seit Samstag eine neue Ehrenhexe: Jetzt rächt es sich für den früheren Zunftmeister René Schatz, dass er selbst so viele Prominente gesiedet hat.

Obernheim. Normalerweise sind es die Gastgeber und Geburtstagskinder, die Geschenke bekommen. Beim Fest zum 80-jährigen Bestehen der Hexenzunft Obernheim war das anders: Die Gastgeber beschenkten ihre Gäste – 15 Zünfte und rund 1000 Narren – mit einem Spektakel, das manche Mitglieder befreundeter Zünfte noch nie erlebt haben, weil es nämlich immer am Fasnetssonntag stattfindet: genau dann, wenn viele bei eigenen Veranstaltungen sind.

So war es für einen Teil der Gäste das erste Mal, dass sie den Hexenprozess erlebt haben – allerdings nicht vor dem Rathaus, sondern vor der Mehrzweckhalle. Dorthin hatte ein rund einstündiger Umzug durch das ganze Dorf geführt, der richtig viel Spaß machte, denn die Mischung aus Musik, Hexen, Teufeln, Schellenhäs-Narren, fröhlichen Tanzmariechen und Fanfarenzügen war kunterbunt und alle, die mitmarschierten, trieben ausgelassen ihren Schabernack mit den Zuschauern, die zu Hunderten die Umzugsstrecke säumten.

Vor der Mehrzweckhalle begrüßte Zunftmeister Thorsten Scheurer die Gäste, unter die sich auch zahlreiche Ehrenhexen gemischt hatten, darunter Heinrich Haasis, seit kurzem Ehrenpräsident des Deutschen Sparkassen- und -giroverbands, Altbürgermeister Georg Maier und Fasnets-Urgestein Alex Moser. Sie wurden Zeuge, wie "Ritter Konradin" Hans-Werner Moser die Anklage gegen die Hexe Unholda Moserin verlas und die Gerichtsbarkeit sie erst auf die Streckbank spannte und dann zum Tode verurteilte. Ihr Fluchtversuch scheiterte wie immer kläglich, und am Ende baumelte sie am Strick, brannte lichterloh, und der "schönste Teufel der schwäbisch-alemannischen Fasnacht", wie der Zunftmeister stolz verkündete, tanzte mit seinen Hexen darum herum.

Drinnen war danach nicht weniger los: Nicht nur im Hexen- und im Barzelt brannte die Luft – auch in der Festhalle feierten die Narren singend und musizierend auf Bänken und Tischen, erstklassig verköstigt von der Hexenzunft. Pluspunkt: Alle Gerichte wurden auf Tellern serviert – Plastik: Fehlanzeige.

Der Musikverein Obernheim und die Lumpenkapelle aus Hechingen, die sich unter den Zuschauern verteilt hatte, heizten die Stimmung mit Pauken und Trompeten an, und Bürgermeister Josef Ungermann ließ es sich nicht nehmen, selbst zur Posaune zu greifen und kräftig mitzuspielen.

Beim Hexensabbat, der zur langen Tradition im Narrenstaate Oberhan gehörte, ging es wie immer ums Ortsgeschehen – diesmal jedoch um eine längst vergangene Begebenheit. Schließlich wollten die Zunfthexen ihren Gästen Höhepunkte der Fasnet aus 80 Jahren präsentieren.

Im Beisein einer weiteren Ehrenhexe – Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut war mit ihrem Mann Thomas Hoffmeister und ihren drei Töchtern gekommen – schnappten sich die Hexen schließlich die neue Ehrenhexe: niemand Geringeren als den vormaligen Zunftmeister René Schatz, inzwischen Landschaftsvertreter der Narrenlandschaft Neckar-Alb, und Thorsten Scheurer nahm es mit gewisser Schadenfreude zur Kenntnis, dass Schatz, der so oft Prominente gesiedet hatte, nun selbst auf dem dampfenden Kessel saß und seinen Schwur leisten musste: seine "geliebten Hexen ins närrische Paradies zu geleiten".

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