Weihnachtsdeko an allen Ecken gibt es ab dem ersten Advent zu bewundern. Foto: Schwarzwälder Bote

Weihnachten: Der Obernheimer Baumlehrpfad wandelt sich zum Weihnachtswald mit Glanz und Glitter

Ein Weihnachtswald verzaubert ab dem ersten Advent Obernheim. Ob Gebasteltes, Gehäkeltes oder Geschnitztes – alles hat seinen Platz. Weihnachten 2020 ist anders, aber ganz einzigartig. Organisatorin Ellen Moser ist überwältigt.

Meßstetten-Obernheim. Ein Wald, glänzend, leuchtend und liebevoll mit Weihnachtsschmuck dekoriert. Wo gibt es das denn? Genau, in Obernheim.

Ellen Moser hat lange gegrübelt, ob die Idee eines Weihnachtswanderweges bei ihren Freundinnen und Mitbürgern gut ankommt: "Dreimal habe ich die Nachricht wieder gelöscht. Heutzutage muss man immer mit Kritik rechnen." Vergangene Woche hat sie ihre Angst überwunden und in einer "WhatsApp"-Gruppe 20 Bekannte angeschrieben, ob diese helfen könnten, den Baumlehrpfad, beginnend am Obernheimer Sportplatz, weihnachtlich zu dekorieren.

Die Folge: Mehr als 40 Hobby-Handwerker – es werden täglich mehr – basteln, bauen und sägen, und jeden Tag kommt neuer glitzernder und bunter Schmuck dazu. Seit dieser Woche begrüßt ein Schild die Besucher am Anfang des rund drei Kilometer langen Rundweges. "Sogar ein 92-Jähriger hilft mir beim Aufbau", so Moser. In Zeiten, in denen dank Corona an Weihnachtsmarktbesuche und Skifahren nicht zu denken ist, will Moser die Trauer der Menschen über die ausfallenden Traditionen vergessen machen. "Ich habe mir überlegt, was erlaubt ist, und spazieren gehen ist wohl am coronakonformsten."

Am Dienstag vergangener Woche kam die Idee, am Samstag hing die erste Deko. "Mir sind teils Tränen gekommen, weil ich von der Resonanz völlig überwältigt bin", freut sich Moser.

Es gibt sogar Überraschungen zum Mitnehmen

Das Beste: Der Weihnachtsweg ist geteert und somit auch mit Rollstuhl und Rollator begehbar. Wer will, darf sich in der Kapelle am Sportplatz in ein Gästebuch eintragen, damit dieses besondere Jahr mit diesem besonderen Weg auch für die Nachfahren in Erinnerung bleibt.

Was genau gibt es zu bewundern? "Alles ist erlaubt, wenn nicht gerade ein Osterhase aufgebaut wird." Holzschnitzerei, Adventskränze aus Tannenreisig, gebastelte Weihnachts- und Schneemänner und sogar kleine Überraschungsgeschenke zum Mitnehmen sind darunter. Häkler, Näher und Stricker sind ebenfalls am Werk. Teilweise wird dann noch beleuchtet – wie eben auf dem Weihnachtsmarkt. "Für das Wochenende ist nochmal eine große Erweiterung geplant. Sogar Traktoren kommen zum Einsatz." Unter anderem eine große Krippe soll die ohnehin schon reichliche Deko ergänzen.

Sie selbst sei täglich überrascht, was alles dazukommt und welche Mühe die Leute sich geben, die Basteleien zu gestalten. "Viele freuen sich über Abwechslung im Lockdown-Alltag, vor allem die Kinder sind von den Bastelaktionen begeistert", erzählt Ellen Moser. Die Jüngste sei gerade vier Jahre alt. Aber auch Rentner finden Beschäftigung im Wald: "Das ist eine tolle Aufgabe für sie."

Am ersten Advent soll der Weg fertig sein. Bis dahin sind noch einige Arbeitsstunden nötig – die werden aber gerne in Kauf genommen. Basteln verbindet nämlich – mit Abstand: "Ein Ziel war es auch, die Menschen wenigstens gedanklich zusammenzubringen" – damit soziale Kontakte den Lockdown "überwintern". Sich Bilder vom Basteln gegenseitig zuzuschicken – ganz ohne Infektionsrisiko – stimmt Moser "einfach glücklich". Das weihnachtliche Miteinander sterbe so gewiss nicht aus – und der eine oder andere Glühwein kommt auch zum Zug.

Der Naturschutz kommt im Weihnachtswald ebenfalls nicht zu kurz

Wie kommt Moser auf so eine ausgefallene Idee? "Ich bin im Schwarzwald mal auf einem Engelspfad gewandert, und auch im Sauerland gibt es Wege mit thematischen Stationen." Warum sollte das an Weihnachten nicht auch in Obernheim klappen?

Damit auch allen Hobby-Handwerkern ein Platz bleibt, werden die Bäume sogar schon mit Parkplatzschildern reserviert. "Dass der Weihnachtswanderweg so hohe Wellen schlägt, hätte ich nie vermutet", so Moser. Sie sei nun Tag und Nacht im Wald, um nach dem Rechten zu sehen. "Der Haushalt steht seit Beginn der Aktion still." Man wisse ja nie, ob jemand böse Absichten habe und im Wald randaliere.

Auch für den Naturschutz sei gesorgt: Die Deko werde nur an Bäume angelehnt oder daran aufgehängt. "Wir hauen keine Nägel in die Natur", entwarnt Moser. Teils böten Waldbesitzer ihr Grün an, damit dieses Teil des Rundweges werde. Sogar Bürgermeister Josef Ungermann sei begeistert von Mosers Idee. Nur einen Glühweinverkauf lehnt er, aufgrund der Corona-Verordnung, ab. "Wir sind dieses Jahr ziemlich unvorbereitet gestartet", berichtet Moser – mit Blick auf Glühweinverkauf und Co.. "Wenn meine Helfer erneut einen solchen Elan an den Tag legen, kann ich mir eine Wiederholung gut vorstellen." Ob die Aktion aber 2021 wieder stattfinde, stehe in den Sternen.

Jetzt darf erstmal der Weihnachtszauber dieses Jahr genossen werden. "Alle sind eingeladen, um die Besinnlichkeit des Festes in einer anderen, aber besonderen Atmosphäre in Obernheim zu erleben. Es gibt auch dieses Jahr ein Weihnachtswunder."