In der Oberndorfer Tafel steht für die Kunden ein breites Warenangebot bereit. Foto: Stern

Mit sechs Farben fand der Tafelladen in Oberndorf die Lösung, um ihre Kunden in Pandemiezeiten dennoch willkommen heißen zu können.

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Oberndorf - Nachdem die Oberndorfer Tafel im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie kurzzeitig schließen musste, war die Lösung vorerst Tüten packen und verteilen. Doch Elfriede Stoll, die seit Beginn der Öffnung 2009 im Laden der Oberndorfer Tafel hilft, erzählt im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, dass es ein riesen Aufwand war. Vor allem, konnte man beim Packen der Tüten keine Rücksicht auf Veganer, Vegetarier oder Unverträglichkeiten nehmen, berichtet sie. Fünf bis sechs Wochen lang verteilten die ehrenamtlichen Mitarbeiter die Tüten. Denn schließlich waren die Lebensmittel ja da.

Alle zwei Wochen Wechsel

Seit November 2020 heißt die Lösung: Farbsystem. In sechs Farben habe man das Klientel unterteilt. Zur Öffnungszeit am Donnerstagnachmittag dürfen nun immer drei der Farbgruppen zum Einkaufen kommen. Im zweiwöchigen Wechselrhythmus rotieren dann auch die Zeiten der jeweiligen Gruppen. "So kann jeder mal zuerst einkaufen, aber jeder ist auch mal der letzte", erzählt Thorsten Sosinski, Vorsitzender des evangelischen Kirchengemeinderats. "Für die Kunden ist es nicht ganz so wie zuvor", berichtet Stoll. Doch nur so könne man weiterhin den Tafelladen offen lassen.

Nun darf in jedem Raum nur ein Kunde sein und ganz wichtig sei den Verantwortlichen: ohne Maske kein Zutritt. Sosinski versichert, dass sich der ein oder andere Kunde zwar anfangs etwas sträubte, mittlerweile sich aber alle an die entsprechenden Hygieneregeln halten. "Es funktioniert so wirklich gut." Zwar sei man anfangs skeptisch gewesen, doch letztlich sei es gelungen, eine passende Lösung für alle zu finden.

Konzept durch Erfahrung

Getragen wird die Oberndorfer Tafel von der katholischen Kirchengemeinde. Kooperationspartner ist die evangelische Kirchengemeinde. Da innerhalb der Gemeinden schon zu Beginn der Pandemie Hygienekonzepte erarbeitet werden mussten, gab es hier schon die entsprechende Erfahrung, um ein geeignetes Konzept für den Tafelladen zu erstellen, erzählt Sosinski. Durch die Hygienevorschriften, darf derzeit pro Ausweis nur noch eine Person einkaufen gehen. Stoll berichtet, dass zuvor auch gerne die Kinder dabei waren und beim Einkaufen halfen.

Insgesamt habe die Oberndorfer Tafel zwischen 55 und 75 Klienten, wie Stoll berichtet. Durch die Aufteilung des Farbsystems kommen an einem Donnerstag um die 35 Kunden zum Einkaufen in die Wasserfallstraße. Davon müssen viele ihre Familie versorgen. Bei einer Großfamilie muss sogar für bis zu 19 Personen eingekauft werden, erzählt Sosinski.

Um die 30 Mitarbeiter engagieren sich im Oberndorfer Tafelladen. Viele von ihnen zählen allerdings aufgrund ihres Alters zu den Risikogruppen. So stand für einige der Schutz vor der Krankheit an erster Stelle. Doch dafür haben die Verantwortlichen vollstes Verständnis. Denn durch die Kontaktbeschränkungen könnten sowieso nicht alle Mitarbeiter gleichzeitig helfen, erzählt Stoll.

Doch nicht nur bei den Mitarbeitern hätte man die Auswirkungen der Pandemie bemerkt, auch gäbe es in diesem Jahr einige Neuzugänge, allein in der letzten Woche seien es fünf gewesen. "Ich würde schon behaupten, dass es mehr Zugänge sind als in den anderen Jahren", erzählt Elfriede Stoll. Doch sie wisse auch, dass viele Berechtigte aus Oberndorf, darunter vor allem Rentner, das Angebot nicht einmal annehmen würde. "Bei vielen steckt Scham dahinter", erzählt Thorsten Sosinski.

Körperliche Arbeit

Zu den Arbeiten der Tafel gehört auch das Abholen der Waren. Doch diese Arbeit sei körperlich sehr anstrengend. So berichtet Sosinski, dass immer Fahrer gebraucht werden. Die Waren in die Autos zu verladen brauche viel Kraft, so muss auch mal eine ganze Palette Milch verladen werden. "Das Abholen der Waren, ist keine Arbeit die für jeden gemacht ist." Hilfe sei deshalb immer gerne gesehen.