Medikamente sind aktuell sehr gefragt. Foto: Gambarini

11.000 Fälle sind bereits gemeldet. Deutlich mehr Kunden in Apotheke.

Oberndorf/Stuttgart - Die ganze Welt schaut mit Angst auf das Coronavirus. Dabei scheint die hierzulande bekannte Influenza das momentan viel ernstere Thema zu sein: Die Zahl der registrierten Grippefälle in Baden-Württemberg steigt enorm - im Vergleich zum Vorjahr hat sie sich bereits fast verdoppelt. Bis zum Montag wurden mehr als 11.000 Fälle gemeldet, wie das Landesgesundheitsamt (LGA) mitteilte. Das seien fast doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres, als knapp 6200 Fälle registriert wurden. Vor knapp zwei Wochen waren den Behörden erst 6430 Fälle bekannt.

Die Auswirkungen sind nicht nur bei den Erkrankten deutlich spürbar: So berichtet eine Apothekerin aus Oberndorf (Kreis Rottweil) von deutlich mehr Kunden momentan: "Wir geben mehr Medikamente gegen die Influenza heraus und beliefern Ärzte verstärkt mit Impfstoffen." Mit Blick auf die anstehende Hochphase der Fastnacht raten die Apotheker zu den üblichen Klassikern: häufig Hände waschen, in die Ellenbeuge niesen und nicht aus den gleichen Gläsern trinken.

26 Menschen an der Influenza gestorben

Nach Angaben des Regierungspräsidiums Stuttgart sind bisher nachweisbar 26 Menschen im Südwesten an der Influenza gestorben - zwei mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Influenza-Erkrankungen gibt es laut LGA in allen Stadt- und Landkreisen.

Die Grippefälle müssen dem Landesgesundheitsamt gemeldet werden, wenn das Virus im Labor nachgewiesen wurde. Das Regierungspräsidium geht davon aus, dass die Dunkelziffer der Erkrankungen und auch der Sterbefälle deutlich höher liegt. Die Grippesaison beginnt demnach im Oktober. Ihren Höhepunkt erreiche sie im Februar und März.

Sozialminister Manne Lucha (Grüne) hatte zuletzt aufgerufen, angesichts der Debatte über das Coronavirus die Grippe nicht aus dem Blick zu verlieren und sich impfen zu lassen: "Influenza ist wesentlich aggressiver, und die Ansteckungsgefahr beim Nichtimpfschutz ist wesentlich größer." Etwa 25100 Menschen waren nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bundesweit während der außergewöhnlich starken Grippewelle 2017/2018 an Influenza gestorben.