Die Seelsorger in der Justizvollzugsanstalt Oberndorf: Dominik Löw (links) und Manfred Burkhardt. Foto: Zeger

Manfred Burkhardt und Dominik Löw sind die Seelsorger für die Inhaftierten der Justizvollzugsanstalt.

Oberndorf - Die Gefängnisseelsorger Manfred Burkhardt und Dominik Löw sind für viele Inhaftierten in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Oberndorf der wenigen Kontakte nach draußen. Sie nehmen für die Häftlinge eine Sonderrolle ein.

Im Gefängnis in der Mauserstraße sind in der Regel 25 Menschen untergebracht, die hier ihre Jugendstrafe verbüßen oder in Untersuchungshaft sitzen. Die Freiheit liegt nur wenige Meter von dort, für manche jedoch Monate und gar Jahre entfernt.

Seit fast 20 Jahren besucht Manfred Burkhardt von der katholischen Kirchengemeinde zweimal im Monat die Insassen. Er ist Religionslehrer und nebenberuflich Seelsorger. "Es macht mir immer noch Spaß", erzählt der Aistaiger über seine Arbeit hinter Gittern.

Von evangelischer Seite hat er seit vier Monaten Unterstützung von Dominik Löw, Pfarrer zur Anstellung in Boll-Bochingen. Für ihn ist es das erste Mal, dass er diesen Sonderdienst inne hat.

Seelsorger gehen als Vertreter der Kirchen in die Gefängnisse. Sie sind geschickt unter dem Wort Jesu: "Ich bin gefangen gewesen und ihr habt mich besucht; Matthäus 25, 36". Nach christlichem Menschenbild verliert kein Mensch seine von Gott geschenkte Würde. Gott gibt jedem Menschen jederzeit die Möglichkeit, einen anderen Weg einzuschlagen, umzukehren, ein Leben ohne Straftaten zu führen.

Gefängnisseelsorge geschieht im Rahmen der »Allgemeinen Richtlinien für den Dienst der evangelischen und katholischen Anstaltsseelsorger in den Justizvollzugsanstalten des Landes Baden-Württemberg« auf der Grundlage von Artikel 4 (Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit) sowie Artikel 140 Grundgesetz.

Hinter so viel Theorie verbergen sich aber immer menschliche Schicksale, die Manfred Burkhardt oft auch dann nicht loslassen, wenn sich die Anstaltstür hinter ihm schließt. »Ich stehe auch mal privat zur Verfügung, wenn die Jugendlichen mich nach der Haftzeit brauchen«, erzählt er.

Gespräche in Gruppen oder unter vier Augen

Unvoreingenommen, geduldig und verständnisvoll sind die Gespräche, die die Seelsorger führen. Egal, ob in der Gruppe oder in einem persönlichen Vier-Augen-Gespräch. Es komme auf die Persönlichkeit an. Die Zwei sorgen auch für Geschenke. Tabak, Zigaretten, Kaffee, Zeitschriften sind sehr begehrt. "Auch die Religionszugehörigkeit spielt keine Rolle für uns", sagt Dominik Löw.

Derzeit sind es meist moslemische Jugendliche, die in der JVA Oberndorf untergebracht sind. "Mit ihnen führe ich oft auch kritische Diskussionen über Gott oder den Koran", sagt Burkhardt. Meist ist Englisch die Sprache der Wahl, manche sprechen ganz gut Deutsch, bei anderen helfen die Mithäftlingen beim Übersetzen, erzählt Burkhardt. Es sei wichtig, den Jugendlichen einen geschützen Raum zu bieten, in dem sie offen alles aussprechen können, was sie beschäftigt, so Löw.

Regeln gibt es aber auch selbstverständlich hier. "Gibt es Aggressivität untereinander, wird der Jugendliche auf die Zelle gebracht." In der JVA habe man als Seelsorger Kontakt zu einem Teil der Gesellschaft, der durch die Angebote der Landeskirche oftmals nicht erreicht wird, sagt Löw.

Und so nehmen die Häftlinge auch eine Sonderrolle für die Seelsorger ein.