Foto: Danner

Mit viel Witz warteten Gesellen in den Lokalitäten auf. Fasnet auf einer Großbaustelle.

Oberndorf - Von den im Stadtbild sichtbaren Verfehlungen, aber natürlich auch von kleinen Missgeschicken der Oberndorfer unterm Jahr berichten die Narren am Schantlesonntag in den Lokalitäten der Neckarstadt.

Und der Narrentag in Überlingen klingt selbstverständlich nach, als die warzigen Gesellen ihr Stelldichein geben. "Fasnet im Viererbund isch schee, aber Fasnet dahoim isch einfach scheener", stellen zwei Schantle fest. Sie wissen von einer Geschäftsfrau zu berichten, die nach einem Konzert in der Klosterkirche in ihrer Manteltasche noch eine Schwarzwurst von der vorherigen Fasnet gefunden hat.

Ein Mantel steht auch im Mittelpunkt des Vortrags eines Schantle, der "nur eine Kurzgeschichte" im Gepäck hat – schließlich muss er sich beeilen, damit ihn der Wirbelsturm "Sabine" nicht erwischt. Mit einem Chatverlauf aus der WhatsApp-Gruppe des Elferrats bringt er sein Publikum zum Lachen. Denn der ins Städtle heimgekehrte Elfer M. aus der Scheffelstraße (Datenschutz muss schließlich sein) war für den Narrentag nicht gut ausgestattet. Schließlich fand sich doch noch ein passendes Kleidungsstück. Doch das war total von Mäusen zerfressen.

Der Datenschutz beschäftigt noch eine weitere Schantle-Gruppe. Sie proklamiert die Daten-Schantle-Grundverordnung-Oberndorf – kurz DSGVO. Ihr Fazit: Alle Rechte für alles liegen ausschließlich bei den Schantle. Und sie versprechen, die personenbezogenen Missgeschicke und Peinlichkeiten ausschließlich im Zeitfenster der Fasnet zu verbreiten.

Eine Begegnung der besonderen Art gibt es im SCL-Heim. Dort trifft der im Publikum sitzende – weil kniegeschädigte – Dirigent der Schantlekapelle Lindenhof Lorenz Eisele auf seine würdige Vertretung Hubert Märländer. Klar, dass beide gemeinsam den Taktstock schwingen.

Große Sorge treibt die Schantle um, die mit Beklemmung an den Narrentag 2023 in Oberndorf denken. Bei den paar Wirtschaften, die es noch gibt, "kriegen wir ja Zustände wie auf dem Amt". Da muss man dann Märkle ziehen, damit man überhaupt was zu Essen bekommt, bangen sie. Und ob es die "Würschtles-Rita" in drei Jahren wohl noch gibt, oder sie womöglich schon in Rente ist? Mit den Besenwirtschaften ist es auch "letz", stellen sie fest. Denn in der "Geisterstadt Oberndorf" hocken die Besitzer auf ihren Leerständen, anstatt jungen motivierten Leuten eine Chance zu geben, etwas auf die Beine zustellen. Vielleicht könnte das Motto des Narrentags 2023 ja lauten "Freunde feiern Fasnet auf einer Großbaustelle", schlagen sie vor.

"Sisy" - das sensible Imperatorensystem

Ein Schantle, der thüringisch spricht – das ist gelebte Integration, befindet das Publikum. Mit seinen närrischen Kollegen weiß er vom Mineralbrunnen im Keller eines ehemaligen Lehrers und SPD-Stadtrats in Bochingen zu berichten. Bei dem kam das Wasser aus der Steckdose.

Überall im Städte gibt es Feschtle, nur auf dem Lindenhof nicht, moniert der FSC. Und er hat gleich einen Vorschlag im Gepäck. Rund um die ständig zugemüllten Container beim SCL-Sportplatz ließe sich doch prima ein Fest mit "Slum-Feeling" feiern. Auch fürs Rathaus waren die Schantle kreativ. Nach dem Vorbild der Volksbank wollen sie im Sitzungssaal eine "Sisy" aufstellen. Mit dem "sensiblen Imperatorensystem" mit vorgeschaltetem "Mimosen-System" könnte sich der Schultes dann per Bildschirm dazuschalten. Und bei jeder kritischen Frage macht es "batsch, und der Bildschirm wird schwarz".

Nicht weniger kreativ präsentiert sich die Werbeagentur Schantle & Partner. Sie wollen die Wirtschaft im Städtle wieder ordentlich ankurbeln und liefern sich beim Schantle-Slam einen Battle. Doch egal ob beim Metzger mit der S-Wurst oder bei jenem mit der J-Roten – beim Metzger schmeckt’s am Besten, animieren sie das Publikum zum Kauf in den Handwerksbetrieben. Und für den Chef des Modehauses im Tal haben sie einen eingängigen Namen kreiert: Modezar Sigi. Nur zum Brauerei-Areal fällt selbst Schantle & Partner kein guter Slogan ein. "Was passiert da jetzt? Nix."

Die Tatort-Schantle setzen aufs Digitale und treten in Full-HD und holografisch auf – täuschend echt. Die interaktiven Schantle haben eine Geschäftsidee – Pappbrezeln für die Narros, falls am Fasnetsdienstag mal wieder die Straße vom Lindenhof runter so früh gesperrt wird, dass nicht mal mehr der Stemke durchkommt. Die armen Narros mussten mit leeren Stangen laufen. Geradezu revolutionär ihre Idee für die neu zu besetzenden Posten im Elferrat, wenn das Dreigestirn Danner, Boss und Ebse in Rente geht: "Putzfeen in den Elferrat". Schließlich fegt das Putzgeschwader am Schmotzigen ohnehin überall durch. Wenn die Schantle für diesen Vorschlag mal nicht exkommuniziert werden.