Weiße Tischdecken wehen im Wind mitten in der Natur: Genusswandern heißt der neue Trend. Foto: Schwarzwälder Bote

Bei Schwarzwälder Schinken, Kartoffelsuppe und Forellenfilets ist der kräftezehrende Anstieg bald vergessen

Oberndorf. Strenges Marschieren und lange Tagesetappen, das war einmal. Der Wanderer von heute will vor allem eines: Die Natur mit allen Sinnen genießen. Der neue Trend heißt Genusswandern und aller orten entstehen neue Wanderwege und Angebote.

Weil frische Luft bekanntlich hungrig macht und es draußen einfach besser schmeckt, haben Gastronomen die Genusswanderer als neue Zielgruppe entdeckt. Statt zünftigem Vesper im Rucksack gibt es die Marschverpflegung als kulinarisches Event in Feld und Flur.

An der Ofentalhütte öffnet sich der Wald und der Blick fällt auf offene Hochflächen, Kräuterwiesen und Täler rund um Oberkirch. Am Horizont reckt sich die Hornisgrinde in die Höhe. Ein Ort wie geschaffen für eine Vesperpause. Das weiß auch Franz Schmiederer vom Höhenhotel Kalikutt. Für seine Gäste hält der Küchenmeister eine Überraschung parat: Ein Buffet mitten im Grünen. Bei deftigem Schwarzwälder Schinken, Kartoffelsuppe und Forellenfilets ist der kräftezehrende Anstieg bald vergessen.

Schmiederers Höhenhotel Kalikutt (Oppenau) liegt direkt am Qualitätsweg Renchtalsteig. Seit 125 Jahren ist die Familie dort beheimatet. »Wanderer, die mit einer Karte auf eigene Faust losziehen, sind selten geworden«, meint Schmiederer. »Heute will man vor allem Genuss und eine vorgegebene Strecke.« Beides ist auf dem Renchtalsteig zu finden.

Lang und steil ist der Weg hinauf auf knapp 1000 Meter Höhe zum Bauernkopf über Bad Peterstal Griesbach (Ortenaukreis). Der Aussichtspunkt mit dem fantastischen Panoramablick ist allerdings belegt.

Weiße Tischdecken wehen im Wind, darauf Rosensträuße, Porzellangedeck, Servietten, feines Besteck, Weingläser, Brotkörbe. Dazu zwei eifrig beschäftigte Kellner, die um den Tisch wuseln, Sekt ausschenken und die Vorspeise anrichten. Ein Sternerestaurant unter freiem Himmel?

Wer die Teufelskanzel bewältigt, wird mit gedecktem Tisch belohnt

Die Gruppe, die an der festlichen Tafel hoch über dem Renchtal Platz nehmen darf, hat sich ihr Vier-Gang-Menü redlich erwandert. Denn wer die steilen, felsigen Treppen der Teufelskanzel bewältigt hat, soll belohnt werden. Das jedenfalls meint Meinrad Schmiederer, Hotelier des Hotel Dollenberg. »Tischlein-Deck-Dich« nennt er sein Angebot, das er immer dienstags seinen Gästen serviert. Durch die enge, wilde Felsenschlucht geht es hinauf auf den Bauernkopf. Hoch über dem Renchtal heißt es zu Tisch, die Kellner servieren marinierte Hummermedaillons mit Créme Fermière, Kalbsrücken mit Pfifferling-Wurzelgemüse sowie Reblochon mit Walnüssen und Feigensenf. Die Sonne kitzelt auf der Nase, der Wind säuselt um die Ohren. Schmiederer nickt zufrieden und lässt die Blicke schweifen wie ein König. »Gibt es einen schöneren Ausblick als diesen hier?«

Echte Lagerfeuerromantik bietet im Herbst und Winter das Waldspeckessen, winterliches Pendant zum »Tischlein-Deck-Dich«. Die rund zehn Kilometer lange Wanderung führt zu einem Grillplatz mitten im Wald. Dort gibt es deftige Leckereien wie Kartoffeln und Gambas im Speckmantel, das selber am Feuer gegrillt wird.

Eine Pilzwanderung mit Pilzpicknick bietet das Rothauser Land in Grafenhausen (Landkreis Waldshut) vom 9. bis 11. September an. Wer schon immer einmal wissen wollte, was eine »Krause Glucke« ist oder wie ein »Schafporling« aussieht, kann sich ein Wochenende lang mit einem Pilzsachverständigen auf Pilzsuche begeben. Zum Abschluss gibt es ein Pilzpicknick, bei dem die verschiedenen Zubereitungsarten am Lagerfeuer gezeigt werden.

»Ab in d’Schwümm« heißt es am Sonntag, 25. September beim Jägerhaus in Egerten (Landkreis Lörrach). Mit dem Schweizer Pilzsachverständigen Peter Kaupp, dem Martin Suter in seinem Roman »Die dunkle Seite des Mondes« eine Szene widmete, geht es zur Pilzexkursion. Zur Stärkung wird unterwegs auf der Waldwiese im Wollbachtal ein Apéro mit Hirschbällchen und Speckzwetschgen gereicht. Zurück im wildromantischen Waldrestaurant serviert Chefkoch Christoph Wermuth ein eigens kreiertes 4-Gang-Pilzmenü.

Baiersbronn ist für seinen Wanderhimmel und seine Sterne-Gastronomie bekannt. Da liegt es quasi auf der Hand, beides zu vereinen. Die kulinarischen Streifzüge mit Wanderkoch Friedrich Klumpp haben inzwischen Kultstatus erlangt. Gemeinsam mit dem Naturschutzzentrum Ruhestein bietet er ein 5-Gänge-Waldmenü mit Geschichten in und über die Natur an. Die Exkursion führt auf sieben Kilometern tief in die Wälder und spricht an verschiedenen Stationen Gaumen und Sinne gleichermaßen an.

»Köstlich wandern« heißt das Motto jeden Freitag. Die Wanderung führt vom Wanderinformationszentrum Baiersbronn zur Satteleihütte und überrascht unterwegs mit regionalen Schwarzwälder Häppchen an romantischen Plätzen.

Weitere Informationen:

Informationen zu den Wanderungen gibt es im Internet unter: www.kalikutt.de; www.dollenberg.de; www.rothauserland.de;
www.baiersbronn.de