Noch kann die Milch gezapft werden. Ab Oktober ist damit Schluss. Foto: Cools

Roth’s Tankstelle schließt zum 1. Oktober. Geringere Nachfrage.

Oberndorf-Beffendorf - Donnerstagmorgen, 9.30 Uhr: An Roth’s Milchtankstelle herrscht Hochbetrieb. Vor dem Automaten hat sich eine kleine Schlange gebildet. Unter den Frauen, die frische Milch holen, gibt es an diesem Morgen nur ein Thema: Die Milchtankstelle wird ab 1. Oktober geschlossen. Das verkündet, neben einem Beitrag im sozialen Netzwerk Facebook, ein Zettel an der Tankstelle. Grund ist laut Anika Roth die unregelmäßige Nachfrage.

Dabei hatte im Februar vergangenen Jahres alles noch so gut begonnen. Das junge Ehepaar Simon und Anika Roth wollte neue Wege in der Landwirtschaft gehen. Im elterlichen Hof von Roth im Oberaichhofweg 5 wurde als Einstieg in die Direktvermarktung die rote Milchtankstelle aufgebaut. 25 000 Euro wurden in den Automaten, zwei Kühe und ein Kälbchen investiert. "Die Leute wissen ja oft gar nicht mehr, wo die Lebensmittel herkommen", erklärte Simon Roth damals. Parallel gebe es immer mehr Landwirte, die ihre Höfe aufgeben.

Der Clou an der Tankstelle: Die Milch ist nicht homogenisiert und pasteurisiert, wie im Laden, sondern Rohmilch, die nicht erhitzt oder anderweitig behandelt wurde. Ein Filter siebt die gröbsten Stoffe aus. Danach wird die Milch auf vier Grad heruntergekühlt und im Automaten gerührt. Einen Liter gibt es für einen Euro – rund um die Uhr. Täglich stehen die Roths morgens um 4.15 Uhr auf, um die Kühe zu melken, bevor es zur Arbeit geht.

Das gehört ab Oktober der Vergangenheit an. Mit der Schließung der Tankstelle werden auch die Kühe – mittlerweile sind es fünf – nach und nach verkauft, sagt Anika Roth. "Es ist wirklich schade, dass wir nun schließen müssen. Die Entscheidung ist uns wirklich schwer gefallen. Vor allem um die Stammkunden und die kleinen Kinder, die unsere Milch so gern haben, tut es mir leid. Gleichzeitig danken wir ihnen natürlich für ihre Treue."

Kaum Kunden aus dem Ort

Am Anfang sei die Milchtankstelle generell gut angenommen worden – besser als erwartet sogar. "Da waren es gut und gerne 60 Liter pro Tag", sagt Roth. Vor allem am Wochenende herrschte Hochbetrieb im Oberaichhofweg. Doch seit Februar ungefähr schwankt die Nachfrage nach der Milch stark, meint Anika Roth. Da gebe es Tage, an denen man lediglich 20 Liter verkaufe. Der Rest der Milch werde den Kälbchen gegeben, doch ein großer Teil müsse dann weggeschüttet werden – eine finanzielle Einbuße und schade um das Lebensmittel.

Die Leute kämen so unregelmäßig, dass es schwer sei, die benötigte Menge zu schätzen, sagt Roth. Ihr Schreckensszenario wäre, wenn einer der Kunden aus Freudenstadt oder Dornhan komme und der Automat dann leer sei.

Bedauerlich findet das Paar auch, dass die Tankstelle wohl im eigenen Ort nicht so gut angenommen wurde, bis auf ein paar Stammkunden. "Das ist für mich schwer verständlich, wenn man schon so etwas im eigenen Ort hat. Ich habe mich erkundigt, bei Milchtankstellen in Aichhalden, Mönchweiler oder Zimmern läuft es super", sagt Roth. Gern hätte das Paar die Direktvermarktung ausgebaut, doch Produkte wie selbst hergestellter Käse erfordern noch mehr Aufwand und Equipment, das natürlich auch bezahlt werden muss. Immerhin: "Was wir weiterhin verkaufen, sind Wurst, Eier und Kartoffeln".