Der Streit um das G36 von Heckler & Koch geht weiter: Der Oberndorfer Waffenhersteller stellt nun die Untersuchungen von Experten infrage. Foto: dpa

Waffenhersteller spricht von Willkür. Ministerium: Abschlussbericht wird mehrere Wochen geprüft.

Oberndorf/Berlin - Der Waffenhersteller Heckler & Koch (HK) meldet "erhebliche  Zweifel" am Untersuchungsbericht zum Sturmgewehr G36 an. Dieser war von Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) in Auftrag gegeben worden und liegt seit Freitag vor. Laut HK mit Sitz in Oberndorf (Kreis Rottweil) geht es um die technische Glaubwürdigkeit der Versuche sowie daraus abgeleitete Schlüsse.

Hintergrund ist eine verheerende Beurteilung der Treffgenauigkeit des Standardgewehrs der Bundeswehr.

HK warf den Experten gestern vor, bei den Tests eine Variante des G36, das MG36, nicht berücksichtigt zu haben. Das Unternehmen geht davon aus, dass bereits im Jahr 2011 gelieferte Waffen des Typs HK416Bw bei der Studie verwendet wurden – in "technisch unzulässiger Weise".  Die Sonderwaffe HK416Bw habe ein wesentlich dickeres Rohr als das G36 und sei daher in Wärmeaufnahme und Treffleistung im heißgeschossenen Zustand überlegen. Daneben seien offenbar Modelle anderer Hersteller für die Tests beschafft worden.  Fazit: Die Untersuchungen seien nicht vergleichbar; bemühe man einen Pkw-Vergleich, "wäre dies ungefähr so, als wenn man ›nachweisen‹ würde, dass ein PS-starker handelsüblicher Pkw ›viel zu langsam‹ sei, weil er ein Rennen gegen ein Formel-1-Auto ›verliert‹".

Außerdem  vermutet das Rüstungsunternehmen, dass der Beschusszyklus  geändert wurde. "Somit ist von einer gezielten beziehungsweise willkürlichen Verkürzung beziehungsweise Verschärfung" auszugehen, "mit der Zielsetzung, das G36 als unzureichend leistungsfähig darzustellen". HK wirft dem Ministerium  damit erneut gezielte Rufschädigung vor.

Das Verteidigungsministerium gab sich  bedeckt. Ein Sprecher sagte unserer Zeitung, es bleibe dabei, dass der Abschlussbericht "in einem Zeitfenster von fünf bis sechs Wochen" ausgewertet werde.