Die Oberndorfer Waffenschmiede Heckler & Koch investiert in den USA. Foto: Seeger

Waffenhersteller will Sport- und Jagdwaffen bauen. Keine Herstellung von Produkten für Militär und Polizei.

Oberndorf -  Fünf Millionen Pistolen werden pro Jahr in den USA zum zivilen Gebrauch verkauft. Der Marktanteil des Waffenherstellers Heckler & Koch (HK) aus Oberndorf beträgt dabei nach eigenen Angaben nicht mal zwei Prozent. Das kann sich bald ändern. Mit dem Bau eines HK-Werks im US-Bundesstaat Georgia hat das Unternehmen künftig einen direkten Zugang zum Markt der Vereinigten Staaten.

Auf rund 3700 Quadratmetern entsteht nach Firmenangaben eine Produktionsstätte in der Stadt Columbus – die erste eigene Fertigung im Ausland. Damit bestätigt das Unternehmen die Berichterstattung unserer Zeitung. Die Oberndorfer Firma schlägt gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen muss sie keine Rücksicht mehr auf die Exportgesetze Deutschlands nehmen, zum anderen stehen der weiteren Erschließung des US-Marktes die inländischen Importbestimmungen nicht mehr im Weg. Denn die, da ist sich Firmenchef Norbert Scheuch sicher, werden unter der Trump-Regierung in Zukunft noch restriktiver werden.

Die USA habe schon immer große Vorbehalte gegen den Import ausländischer Güter gehabt, erklärt der HK-Vorstandsvorsitzende im Gespräch mit unserer Zeitung. "Das war auch schon unter Obama so und wird unter Trump sicher nicht besser." Deshalb habe sein Unternehmen bereits frühzeitig die Weichen entsprechend gestellt. Es gehöre zur Strategiearbeit eines jeden Unternehmens, große Strömungen zu erkennen und entsprechend zu reagieren, um erfolgreich zu sein. Um den US-amerikanischen Markt vernünftig bearbeiten zu können, müsse man vor Ort aktiv sein.

Bereits Mitte 2016, so Scheuch, hat HK deshalb mit der Entwicklung in den Vereinigten Staaten begonnen. Zuvor gab es zwar eine Vertriebsfirma im Land, die Entwicklungs- und Konstruktionsabteilung wurde aber völlig neu aufgebaut – mit amerikanischen Mitarbeitern. Denn der Transfer von Know-How für Waffen- oder Kriegswaffenbau in Form von Zeichnungen oder anderen Dingen in ein anderes Land sei gesetzlich verboten, betont Scheuch. In den USA will HK ausschließlich Pistolen sowie Sport- und Jagdwaffen bauen. Es werden keine Produkte für das US-Militär oder die dortige Polizei herstellt.

Die HK-Mitarbeiter am Firmensitz in Oberndorf sind nach Auskunft Scheuchs bereits vor Monaten über die neuen Aktivitäten informiert worden. Einige sind bereits in die USA gereist, um beim Aufbau der neuen Werks zu helfen. Man habe den Beschäftigten eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten geboten. "Von sechs Monaten bis unendlich ist alles dabei", sagt der Vorstandsvorsitzende. Wer frühzeitig nach Oberndorf zurückkehren wolle, habe seinen Arbeitsplatz zudem sicher.

Dieses Angebot sei unter den Mitarbeitern sehr gut angekommen. Arbeitsplätze fielen in Deutschland nicht weg. Man verlagere nicht, sondern baue neu auf. Derzeit sind am Standort Oberndorf etwa 700 Mitarbeiter beschäftigt.

Und die Auslastung des schwäbischen Waffenherstellers ist in diesem Jahr sehr hoch, bekräftigt der Firmenchef. Die Auftragslage sei gut. Die ersten Waffen ans französische Militär seien bereits ausgeliefert. Im Polizeibereich des Nachbarlands bestehe ebenfalls Bedarf.

Im Januar 2019 werden die Produkte bei der "SHOT Show" in Las Vegas präsentiert

Die ersten HK-Pistolen made in USA sollen Ende 2018 das neue Werk in Georgia verlassen. Denn im Januar 2019 werden die Produkte bei der "SHOT Show" in Las Vegas – einer Ausstellung – präsentiert. Und da der Amerikaner, das was er sehe, gerne gleich kaufe, will man bis dahin mit der Produktion quasi Pistole bei Fuß stehen.

In einigen US-amerikanischen Printmedien wird das geplante Werk des deutschen Waffenherstellers derweil geradezu gefeiert – kein Wunder in einem Land mit mächtiger Waffen-Lobby. Die Marke Heckler & Koch zählt zum sogenannten Premiumsegment. "Das können Sie vielleicht mit Porsche vergleichen", meint Norbert Scheuch selbstbewusst.