Heinz-Ludwig Giebel, Geschäftsführer der Schwarzwälder Bote Mediengesellschaft, geht in den Ruhestand. Seine Frau Astrid freut sich mit ihm. Foto: Hopp

Heinz-Ludwig Giebel, Geschäftsführer der Schwarzwälder Bote Mediengesellschaft, geht in den Ruhestand. Zahlreiche Ehrengäste.

Oberndorf - Das Wirken von Heinz-Ludwig Giebel reichte von der Bleidruckzeit über den Klebe-Umbruch bis hinein ins digitale Zeitalter. Über drei prägende Jahrzehnte hinweg gestaltete er den Schwarzwälder Boten mit. Gestern wurde der Geschäftsführer in den Ruhestand verabschiedet.

»Oh happy day« vibriert durch die Klosterkirche in Oberndorf. Chorleiterin Juandalynn Abernathy dreht sich auf der Bühne um und strahlt Heinz-Ludwig Giebel, der in der ersten Reihe sitzt, an. Mit Engagement, Hingabe und Geduld präsentiert der Gospelchor »Voices, Hearts & Souls« aus Balingen Spirituals. Er singt auf Wunsch des Geschäftsführers für seine zahlreichen Gäste aus dem Verlags- und Zeitungswesen, aus Wirtschaft, Handwerk und Politik in der guten Stube der Neckarstadt.

Engagement, Hingabe und Geduld – dies sind auch Eigenschaften, mit denen sich Heinz-Ludwig Giebel für den Schwarzwälder Boten einbrachte. Wie sonst lässt es sich erklären, dass aus den zunächst geplanten zwei Jahren in Oberndorf mehr als 33 geworden sind? »33 Jahre, von denen ich keines missen möchte«, stellt er klar.

1980 kommt Giebel mit 29 Jahren vom Berliner Tagesspiegel zum Schwarzwälder Boten. Den Wandel in der Medienbranche erlebt er in unterschiedlichen Positionen, zunächst als Anzeigenleiter, dann als Verlagsleiter und ab 2008 als Geschäftsführer, hautnah mit. Neben der Technik und der Organisation haben sich in dieser Zeit auch die Menschen verändert, so Giebel. »War die frühere Zeit stärker durch Originale und stark emotional agierende Vorgesetzte und Mitarbeiter geprägt, dominieren heute überwiegend rational, zielorientiert Handelnde.« Eines sei aber geblieben: Das Engagement der Mitarbeiter für ihren Schwarzwälder Boten.

Immer mit Sympathie und Wertschätzung

Richard Rebmann, Geschäftsführer der Südwestdeutschen Medienholding und Verleger des Schwarzwälder Boten, bescheinigt Giebel »Verständnis für die Leser, für die Anzeigenkunden und für die Mentalität der Mitarbeiter«. Gegenseitige Sympathie und Wertschätzung haben das Verhältnis geprägt.

Giebels Arbeitsweise – pragmatisch, kundennah und leserorientiert – passten hervorragend zum Schwarzwälder Boten. Dank Kostendisziplin und intensiver Marktbearbeitung habe sich der Schwarzwälder Bote über die Jahre »ein gutes Auskommen« sichern können, betont Rebmann. Die Zeitung sei stabil in den lokalen Märkten verankert und habe die »Eigenheiten und Besonderheiten einer Regionalzeitung bewahrt«.

Mit einem guten Gefühl könne Giebel aus seinem Amt ausscheiden, sagt Rebmann. Carsten Huber, der bisher zusammen mit Giebel die Geschäftsführung innehatte, übernimmt vom 1. April an die alleinige Verantwortung. Huber ist bereits seit 1992 in dem Unternehmen. Zunächst war er zuständig für digitale Projekte, dann verantwortete er das Finanz- und Rechnungswesen. 2008 wurde Huber gemeinsam mit Giebel in die Geschäftsführung berufen. Zudem ist er Geschäftsführer des Druckzentrums Südwest und der DIG GmbH.

Heinz-Ludwig Giebel findet an seinem letzten Arbeitstag positive Worte für die Branche: »Ich bin vom Bestand der regionalen Tageszeitungen auch in der Zukunft überzeugt.« Nachdem über drei Jahrzehnte lang das Büro einer seiner Lieblingsplätze war, könnte Giebel diesen ab sofort unter freiem Himmel finden: Die Geschäftsführung hat ihm zum Abschied nämlich eine eigene Bank gestiftet – an einem idyllischen Plätzchen, von dem er die Kirchtorstraße, Sitz des Verlags, sehen kann.

Der Gospelchor stimmt sein letztes Stück an. Die Zuhörer in der Klosterkirche klatschen im Takt mit. Heinz-Ludwig Giebel erhebt sich von seinem Platz und bedankt sich mit viel Applaus bei den Sängern. Oh happy day.