Drei Rad-Liebhaber machen Langfingern das Leben schwer: (von links) Martin Jäger, Steffi Wulf und Anton Marcuse haben eine Internetseite und eine App entwickelt. Foto: sb

Der Maschinenbau-Student holt mit einer Internetseite und einer Smartphone-App zum Gegenschlag aus.

Oberndorf/Rostock -  "Nomen est omen" (zu Deutsch: der Name ist Programm) könnte man bei Martin Jäger denken. Der Student hat mit zwei Freunden die Internetseite www.fahrradjaeger.de entwickelt. Der Grund ist einleuchtend: Jäger war es leid, dass ihm ständig das Fahrrad gestohlen wurde. Per App und digitalem Netzwerk geht es den dreisten Dieben jetzt an den Kragen. Unserer Zeitung erklärt Martin Jäger, wie seine Internetseite funktioniert.

Herr Jäger, wie oft hat man Ihnen schon den Drahtesel geklaut?

Seitdem ich in Rostock studiere, bereits fünfmal, teilweise in relativ kurzen Abständen. Das soll nicht heißen, dass Rostock ein besonders gefährlicher Ort für Fahrräder ist. So ist es mir eben passiert.

Und diese Diebstähle sind der Grund für die Entwicklung Ihrer Internetseite?

Genau. Mein letztes Fahrrad, das gestohlen wurde, war ein wunderschönes Rennrad, der Verlust tat mir schon weh. Das brachte das Fass zum Überlaufen, wie man so schön sagt. Natürlich habe ich den Diebstahl bei der Polizei angezeigt, aber nach vier Wochen bekam ich den Einstellungsbescheid per Post. Ich dachte mir: »Da muss doch was gehen.« So kam ich auf die Idee, eine spezielle Homepage zu entwickeln. Das war im April 2011. Seit Februar 2012 ist die Seite jetzt online.

Wie funktioniert das Prinzip Fahrradjäger?

Eigentlich ist das relativ simpel. Man kann sein Fahrrad registrieren lassen, mit der Rahmennummer, Farbe und besonderen Merkmalen. Dazu kann man noch ein Foto hochladen. Praktischerweise sollen Radbesitzer das tun, bevor ihr Rad gestohlen wird. Wenn der Ernstfall eintritt, kann man per Mausklick zur Jagd blasen. Unsere Website durchforstet automatisch die Internetbörsen. Und jeder, der »Fahrradjäger« nutzt, kann auf die Suche gehen.

Die Jäger benutzen dazu dann eine spezielle App?

Genau. Zur Homepage gibt es eine App, die man sich auf sein Smartphone laden kann. Damit können Jäger die Rahmennummer überprüfen. Das ist vor allem praktisch, wenn jemand ein gebrauchtes Rad kaufen möchte. So kann man kontrollieren, ob es bei uns als gestohlen gemeldet wurde. Es lohnt sich aber auch, mit der App gezielt auf die Suche zu gehen, zum Beispiel am Bahnhof. Denn oft ist ein Finderlohn ausgesetzt. Zurzeit sind auf unserer Internetseite insgesamt 25 000 Euro Finderlohn in Umlauf. Wer per App auf ein »heißes« Rad stößt, kann dann direkt mit der Polizei Kontakt aufnehmen.

Apropos Polizei: Was sagen die Freunde und Helfer denn zu Ihrer Idee?

Die Reaktion war sehr positiv. Mittlerweile haben wir in Rostock eine Kooperation mit der Polizei, die Beamten sind sogar auf uns zugekommen. Sie versorgen uns mit Daten von gestohlenen Rädern. Unser Ziel ist es, bundesweit mit der Polizei zusammenzuarbeiten.

Wie sieht eigentlich die Erfolgsquote bei der Jagd nach gestohlenen Fahrrädern aus?


Bis jetzt haben wir 40 Fahrräder wieder zurückgeben können.

Abgesehen von der App und der Homepage: Wie kann man sein Fahrrad sonst noch schützen?

Radbesitzer sollten ihr liebstes Stück an einem sicheren Ort abstellen und natürlich in ein hochwertiges Schloss investieren. Zur Abschreckung haben wir zusätzlich Aufkleber gestaltet. Zum Beispiel mit der Aufschrift »Ich bin bei www.fahrradjaeger.de registriert« oder einen Aufkleber mit QR-Code, den man mit unserer App einscannen kann.

Damit Ihr System funktioniert, brauchen Sie aber genügend registrierte Fahrräder.

Das ist wahr, das Konzept trägt sich durch seine Nutzer – je mehr, desto besser. Wir wollen auch ein Netzwerk für Radfahrer etablieren. Radler können sich zum Training oder zu Ausflügen verabreden. Vereine und Händler können sich kostenlos registrieren und ihre Angebote und Aktionen einspeisen.

In welcher deutschen Stadt tummeln sich denn die meisten Fahrraddiebe?

Das ist schwer zu sagen – Rostock ist es aber nicht (lacht). Natürlich in Großstädten wie Berlin. Aber es kommt auch immer auf die Einwohnerzahl und die Zahl der Räder an. Eine Studie ergab beispielsweise, dass in Münster verhältnismäßig viele Räder gestohlen werden.

Die Fragen stellte Olivia Kaiser.

Weitere Informationen: www.fahrradjaeger.de