Reinhard und Doris Kappes sind gerade erst mit ihrer Tour gestartet. Mehr als 3000 Kilometer liegen noch vor ihnen.Foto: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Doris und Reinhard Kappes radeln für "Pink Ribbon" und "Blue Ribbon" durch Deutschland

"Dass ich meinen Körper kenne, hat mir das Leben gerettet", da ist sich Doris Kappes sicher. Die 60-Jährige ist vor zwölf Jahren an Brustkrebs erkrankt. Nun radeln sie und ihr Mann durch die ganze Republik, um auf das Thema aufmerksam zu machen. Nun waren sie in Oberndorf zu Gast.

Oberndorf. "Als ich die Diagnose bekommen habe, bin ich in ein tiefes Loch gefallen", erinnert sich Doris Kappes. Sie und ihr Mann Reinhard (73) haben in dieser Zeit viel geweint, geredet und überlegt, wie es nun weitergehen soll. Ihnen war klar: "Der Krebs soll uns nicht beherrschen. Wir hatten zwar viele Ängste, aber auch Hoffnung. Und die hat uns Kraft gegeben".

Die Pforzheimerin gilt heute als geheilt. Doch diese Episode ihres Lebens wird sie nie vergessen. Heute ist sie gesund und glücklich und will etwas davon an die Menschen zurückgeben. Das Ehepaar engagiert sich bei der Organisationen Pink Ribbon und Blue Ribbon (rosa Schleife und blaue Schleife), die für das Thema Brust- und Prostatakrebs-Früherkennung sensibilisieren wollen.

Bei den "Dachgebern"

Doris Kappes hat ihre Krebserkrankung selbst entdeckt beim Abtasten der Brust. "Wenn man seinen Körper kennt, ist das viel wert. Seine Krankheit früh zu erkennen, ist die beste Chance, die man hat", weiß sie. Doris und Reinhard Kappes legen nun die so genannte "Schleifentour" per Fahrrad zurück. In Konstanz gestartet, ging es über den Hegau bis nach Oberndorf.

Dort wurde bei Eva und Jürgen Scherer Halt gemacht. Die Oberndorfer gehören den "Dachgebern" an. Dabei handelt es sich um ein Übernachtungsverzeichnis für Menschen, die ihr Zuhause als Platz zum Schlafen für Radfahrer auf der Durchreise anbieten und im Gegenzug bei anderen "Dachgebern" nächtigen können, wenn sie selbst unterwegs sind. Rund 3200 Adressen sind in dem kleinen Verzeichnis vermerkt.

"Wir sind froh, dadurch so wunderbare Menschen kennengelernt zu haben. Hier wird Herzlichkeit gelebt", sagt Doris Kappes. Das ist ein weiterer Grund, warum das Ehepaar insgesamt rund 4000 Kilometer weit radelt. "Wir wollen zeigen, was die Welt schön macht: in Kontakt mit Menschen zu kommen und zu sehen, wie schön das Land ist, in dem wir leben", erklärt die 60-Jährige.

Ihr Mann Reinhard hat die "Schleifenroute" mitentwickelt. Für ihn und seine Doris geht es nun durchs Neckartal bis Bietigheim, dann zum Rhein, durch das Enztal und das Pfinztal nach Karlsruhe und über Marburg nach Kassel. "Da ist sozusagen der Knoten der Schleife, deshalb kommen wir da zwei Mal vorbei", erklärt der 73-Jährige. Über Eisenach und Erfurt geht es nach Jena, Leipzig und Berlin, dann an die Müritz und nach Hamburg, zum nördlichsten Punkt, ehe die beiden über Münster und Düsseldorf oder Köln durch das Siegerland zurück nach Kassel radeln. Von dort aus geht es über Würzburg an die Donau und zur Endstation nach Passau.

Bis Oktober unterwegs

Bis Ende Oktober werden sie mit Sack und Pack und ihrem Musikinstrument, einer Hang Drum, eine Art Handtrommel, unterwegs sein. Auf ihrer Reise treffen sie sich mit Psychoonkologen und Selbsthilfegruppen. Es geht aber auch darum, den Körper wahrzunehmen und in der Natur unterwegs zu sein.

Dass das eine wohltuende Wirkung haben kann, weiß das Ehepaar. Reinhard Kappes hat schon Radreisen in Russland und Neuseeland erlebt. Gemeinsam mit Doris hat er kurz nach deren Krebserkrankung eine viermonatige Tour durch Skandinavien gemacht.

Wenn jemand mitfahren will, kann er das gerne tun. Die Strecke ist im Blog des Ehepaars nachvollziehbar. Doris und Reinhard Kappes ist es auch wichtig, gute Ernährung und viel Sport nicht mit dem erhobenen Zeigefinger zu vermitteln, sondern mit Spaß.

Zudem gebe es Studien, die belegen, dass ein gesunder Lebensstil das Risiko für eine Krebserkrankung um 25 Prozent reduziert. "Das ist eine Zahl, für die es sich lohnt, darüber nachzudenken", meint Doris Kappes.

Weitere Informationen: www.schleifentour.de/Blog