Abbruch: Traditionsreiches Gebäude auf dem Lindenhof fällt
Oberndorf (cel). Ein traditionsreiches Gebäude wird derzeit auf dem Lindenhof abgerissen. Der Schöpfer des "Oberndorfer Bilderbogens" Erwin Eberhardt schrieb dazu in der vierten Auflage 2002: "›Zum Lindenhof‹ taufte Johannes Reich 1890 seine neue Wirtschaft, die mit dem Wohn- und Ökonomiegebäude eine Einheit bildetet.
Der Bauer und Wirt lebte damals noch einsam auf dem Berg, nur das Schafhaus und die Ziegelei waren seine Nachbarn; jetzt stehen fast 800 Wohnhäuser in der Siedlung, die den Namen der einstigen Wirtschaft trägt.
Lautes Stimmengwirr herrschte in der vollbesetzten Wirtsstube, wenn Bauern und Fuhrleute vom Markt aus der Stadt gekommen sind und in der ›Rast- und Umspannstelle‹ gevespert, getrunken, geschwätzt, gelacht, debattiert und politisiert haben.
Ab 1907 nahm ein Wirtshausanbau weitere Gäste auf. Landwirt Paul Rottler führte von 1919 an die Schankwirtschaft. Im Dritten Reich begann in den Mauser-Werken eine rege Aufwärtsbewegung.
Die Familie Rottler errichtete für Arbeiter der umliegenden Dörfer eine Fahrradbaracke, dort parkten mehrere Radler in aller Frühe ihr Zweirad und stiefelten dann eilig über die Schützensteige den Werkshallen zu. Im Gasthaus versammelten sich die Mitglieder des Sportclubs Lindenhof. Das Lokal war die Geburtsstätte des Vereins, der seit dem 2. Juni 1951 besteht."
Altbürgermeister Klaus Laufer weiß dazu noch zu berichten, dass das Lokal von den Sportlern nur "Muck" genannt wurde, da sich die Gasträume neben dem Kuhstall befanden, und deshalb viele Mücken die Vesperteller und Biergläser "begleiteten".
Über die "Fahrradbaracke" weiß Laufer zu erzählen, dass Stadtkinder den Arbeitern, die direkt mit dem Fahrrad zur Firma Mauser hinunterfuhren, die Räder für zehn Pfennig tagsüber den Lindenhof hinaufschoben. So standen die Drahtesel am Abend wieder zur Abfahrt bereit.
Planung noch unbekannt
Über die weiteren Planungen des jetzigen Besitzers des Gebäudes und des Grundstücks ist noch nichts bekannt.
