Marcel Borsat (links) und Christian Mitzner wollen mit ihrer Kleinwindanlage auch sensibilisieren. Mit einem Augenzwinkern meinen sie: »Lieber ein Windrad vor der Tür, als ein Atomkraftwerk.« Foto: Marcel Borsat (links) und Christian Mitzner wollen mit ihrer Kleinwindanlage auch sensibilisieren. Mit einem Augenzwinkern meinen sie: "Lieber ein Windrad vor der Tür, als ein Atomkraftwerk." Foto: Zeger

Marcel Borsat und Christian Mitzner setzen auf regenerative Energien. Ortsvorsteherin übt Kritik. Mit Kommentar.

Oberndorf-Beffendorf - Seit Ende Oktober steht in Beffendorf eine Kleinwindanlage. Nun weht im Seedorfer Weg nicht immer nur ein laues Lüftchen, zeitweise bläst den Betreibern Gegenwind um die Nase.

Die kritische Stimme der Beffendorfer Ortsvorsteherin Ruth Hunds ist Christian Mitzner und Marcel Borsat, den Betreibern dieser Anlage, mittlerweile auch zu Ohren gekommen, "obwohl wir die Dame gar nicht kennen".

Hunds erklärte, dass sie persönlich nichts gegen Windkraft habe. "Ich kann mir so eine Anlage auf einem größeren Grundstück vorstellen, das vielleicht zum unverbauten Außenbereich angrenzt, oder bei Aussiedlerhöfen. In dicht bebauten Gebieten, wo Häuser zum Nachbargrundstück mit zweieinhalb Meter gebaut werden, halte ich Windräder für wenig sinnvoll."

Mitzner und Borsat hatten zu Versuchszwecken ihre Anlage kurzzeitig auf 12,5 Meter erhöht. "Da wäre die Effizienz besser." Allerdings müssten sie hierzu einen Bauantrag stellen, darauf möchten sie derzeit allerdings verzichten.

Die rechtliche Seite ist eindeutig: Bis zu einer Höhe von zehn Metern (gemessen bis zur Rotorachse) sind die Kleinwindanlangen verfahrensfrei. Außerdem sieht es die bauordnungsrechtliche Anforderung vor, dass die Abstandsfläche mindestens dem Rotorradius entsprechen muss, und die Rotoren dürfen auch nicht zeitweise in Nachbargrundstücke hinüber ragen. Dies erläuterte Harald Ginter vom städtischen Bauamt bei der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt ausführlich.

So gesehen haben Mitzner und Borsat nichts falsch gemacht, als sie Ende Oktober eine Kleinwindanlage im Garten ihres Hauses im Seedorfer Weg in Beffendorf aufstellten. "Um ganz sicher zu gehen, waren wir sogar vorher noch im Rathaus und ließen uns die Verfahrensfreiheit bestätigen", erzählt Elektromeister Christian Mitzner. Die Mitarbeiter vom Bauamt seien sehr entgegenkommend gewesen.

Die zwei Unternehmer, die sowohl beruflich als auch privat auf regenerative Energien setzen, haben mit dem Windrad nicht "provozieren wollen". Für sie ist der Betrieb einer solchen Anlage einfach konsequent: "Nicht die Rentabilität steht im Vordergrund, sondern das Wegkommen von Atomenergie." Dennoch macht sich die Energie des Windrads bemerkbar: "Wir decken unsere Grundlast damit." Sprich: Sämtliche Standby-Geräte, Kühlschrank, Geschirrspüler oder auch die Waschmaschine laufen mit Windenergie. Mitzner und Borsat speisen den Öko-Strom direkt ins Hausnetz ein. 600 Watt liefert die Anlage im Durchschnitt. "Mehr lässt der Wind hier nicht zu." Die Maximalleistung dieser Anlage liege bei 1200 Watt. Die Kosten, inklusive einem Betonfundament, betragen rund 5800 Euro, erläutert Mitzner.

Die fünfflügelige Anlage liegt mit 20 Dezibel weit unter dem Richtwert von 40 Dezibel für Wohngebiete. "Dieser Wert hängt allerdings von vielen Faktoren ab", erläutert Günther Hacker, Inhaber der Firma Solar-Wind in St. Georgen.

Er hielt bei der Energiemesse im Februar einen Fachvortrag zum Thema Kleinwindanlage. Es komme darauf an, in welcher Höhe und in welchem Abstand man messe. Das Interesse seitens der Oberndorfer habe sich damals in Grenzen gehalten. "Die Resonanz war sogar gleich Null", resümiert Hacker, der auch schon Bücher zum Thema verfasst hat.

"Städte und Gemeinden tun sich bei diesem Thema oft noch etwas schwer", so seine Erfahrung. Über mangelndes Interesse können sich Mitzner und Borsat, die Inhaber von "Meistersolar", nicht beklagen. "Wir habe bisher viele Anfragen erhalten."

Kommentar: Rückenwind

Karin Zeger

Den Kopf in den Nacken und den Blick nach oben: Der Stein des Anstoßes hängt in Beffendorf recht hoch. Zehn Meter, um genau zu sein. So hoch sollten die Kritiker die Nase jedoch nicht tragen. Denn Hand aufs Herz: Eine Kleinwindanlage verschandelt das Ortbild nicht mehr als eine Straßenlaterne aus den 1980er-Jahren. Je mehr umweltbewusste Menschen es gibt, sei es aus finanziellen oder politischen Gründen, je mehr Kleinwindanlagen wird es geben.

Deshalb werden sich auch Städte und Gemeinde künftig mehr mit diesem Thema beschäftigen müssen. Dabei sollten weniger die persönlichen Befindlichkeiten, als vielmehr das große Ziel, nämlich Atomausstieg und Klimaschutz, im Vordergrund stehen. Statt kalten Gegen- sollten die Betreiber von Kleinwindanlagen vielmehr warmen Rückenwind spüren.