Wie ein weißer Bergkristall am Hang: Vor 100 Jahren wurde die evangelische Stadtkirche in Oberndorf geweiht. Am zweiten Adventssonntag wird das Jubiläumsjahr mit einem Festgottesdienst abgeschlossen. Foto: Berchtold/Bildarchiv Foto Marburg Foto: Schwarzwälder-Bote

Gottesdienst: Evangelische Kirchengemeinde beschließt ihr Jubiläumsjahr am kommenden Sonntag mit würdiger Veranstaltung

"Kann es ein schöneres Datum geben als dieses, um Gott für das zu danken, was er uns anvertraut? Diese Kirche zum Beispiel. Ein Schmuckstück. Seit 100 Jahren steht sie hier auf dem Berg über unserer Stadt."

Oberndorf (mf). So schreibt Oberndorfs evangelischer Pfarrer Gerhard A. Romppel im jüngsten Gemeindebrief über die Stadtkirche, deren Jubiläumsjahr sich dem Ende neigt.

Vor 100 Jahren, am zweiten Advent des Jahres 1916, wurde sie geweiht. Am zweiten Advent des Jahres 2016, also am kommenden Sonntag, wird ihr 100. Geburtstag gefeiert. Dazu ist ihr ein Festgottesdienst gewidmet, der Schluss- und Höhepunkt des Jubiläumsjahres sein wird.

Mitten im Ersten Weltkrieg wurde dieses Gotteshaus erbaut, nach den Plänen des renommierten Stuttgarter Architekten Martin Elsaesser. "Kirchen sind Zeichen des Glaubens über alle Zweckmäßigkeit hinaus. Für diese Kirche gilt das auf besondere Weise", schreibt Romppel weiter. Und fügt an: "Ja, diese Kirche ist ein adventlicher Ort."

In dem im Mai erschienenen Buch "100 Jahre Evangelische Stadtkirche" würdigte der Pfarrer den Mut und die Zuversicht, von denen sich Frauen und Männer leiten ließen, die durch eine umfassende Renovierungsaktion in den Jahren 2002 bis 2008 die vom Zerfall bedrohte Kirche retteten.

In der Geschichte der Kirchengemeinde rutschte das Gebäude einst emotional ab, es geriet zur "Erblast", so der frühere Pfarrer Peter Berner. Heute komme ihr wieder "die Hauptrolle" zu. Berners Nachfolger, Thomas Elser, in dessen Amtszeit die Renovierung fiel, wünschte den Verantwortlichen, dass es gelingen möge, das Haus mit Leben zu erfüllen. Was bis dato ganz gut gelungen ist.

Diese Kirche, an "einem eigentlich unmöglichen Standort", so Renovierungs-Architekt Jürgen Woll, grüßt heute "wie ein weißer Bergkristall am Hang".

Im Jahre 2016 gab es eine ganze Reihe von Veranstaltungen zum Jubiläum der Kirche. Das Finale am kommenden Sonntag wird der Festgottesdienst sein, der um 10 Uhr beginnt. Für die Liturgie zeichnet Pfarrer Romppel verantwortlich. Torsten Zühlsdorff, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, übernimmt die Moderation. Die Festpredigt wird Prälat Christian Rose (Reutlingen) halten, der dem Haus in einem Geleitwort zum Jubiläum eine "Leuchtturmposition" bescheinigt und den Renovierern eine wegweisende Entscheidung attestiert, war doch diese Kirche in exponierter Lage nicht für jeden fußläufig gut erreichbar. Heute sei sie die einzige "Aufzugskirche" in Württemberg. Mit ihrem möglichst niedrigschwelligen Zugang komme sie den Menschen entgegen "und ist damit in der Stadt angekommen".

Der evangelische Kirchenchor unter Leitung von Michael Link wird den Gottesdienst mitgestalten, desgleichen die aus Wien stammende, an der Musikhochschule Trossingen studierende Barockviolinistin Clara Weiss. Im Anschluss daran werden Grußworte zu hören sein. Zum Abschluss der Veranstaltung erwartet die Besucher ein Stehempfang.

Das nächste "Großereignis" für die Kirchengemeinde steht am 19. Februar 2017 an: Pfarrer Romppel wird nach rund siebenjährigem Wirken in Oberndorf offiziell in den Ruhestand verabschiedet.