Für das Projekt "Gefährliche Musik?" arbeiteten Schüler der heutigen Jahrgangsstufe 12 fächerübergreifend zusammen. Foto: Schule

Gymnasium: Thomas Schneider und Silke Kohler werden mit dem Deutschen Lehrerpreis ausgezeichnet.

Das Gymnasium am Rosenberg ist Preisträger des Deutschen Lehrerpreises in der Kategorie "Unterricht innovativ".

Oberndorf - Initiiert wurde der Deutsche Lehrerpreis von der Vodafone Stiftung Deutschland und dem Deutschen Philologenverband. Die Veranstalter wollen laut eigenem Bekunden mit dem Preis Lehrer für ihren Einsatz, ihre Persönlichkeit sowie ihren prägenden Unterricht ehren und damit zur Verbreitung guter Unterrichtspraxis beitragen sowie das öffentliche Bild des Berufsstandes verbessern.

Mathematik- und Musiklehrer Thomas Scheider sowie Psychologielehrerin Silke Kohler haben das Projekt "Gefährliche Musik?" mit ihren Schülern der jetzigen Jahrgangsstufe 12 umgesetzt. Heute wird ihnen dafür in Berlin ein Preis verliehen, an den auch ein Geldbetrag geknüpft ist. Welchen Platz sie belegt haben, erfahren sie allerdings erst heute.

In der Projektbeschreibung heißt es: "Erhöht das Hören schneller und aufregender Musik das Unfallrisiko? Die Wirkung von Musik auf die Geschwindigkeitswahrnehmung beim Autofahren war Gegenstand einer empirischen Untersuchung, die die Schüler der Kurse Musik und Psychologie des Gymnasiums am Rosenberg gemeinsam realisierten.

Am Anfang standen in beiden Fächern vorbereitende Unterrichtseinheiten, in denen die fachlichen Grundlagen für Planung, Durchführung und Bewertung einer solchen Studie vermittelt wurden. Dabei bestand die Herausforderung auch in der Annäherung der beiden Fachrichtungen. In Musik wurden die Schüler für musikpsychologische Fragestellungen sensibilisiert, indem sie sich mit der Wirkung von Musik in unterschiedlichen Lebensbereichen beschäftigten.

Die Annäherung seitens der Psychologie bestand in der Auseinandersetzung mit Wahrnehmung, Aufmerksamkeitssteuerung und emotionaler Beeinflussung. Zugleich lernten die Kursteilnehmer die Grundlagen empirischer Forschung kennen. Während des folgenden gemeinsamen Projekts ›Gefährliche Musik?" bereiteten die Schüler die Studie vor und fertigten Medien und Fragebögen an.

Vorbereitung auf wissenschaftliches Arbeiten im Studium

Der Film einer Autofahrt mit Tempo 80 wurde mit unterschiedlich schnellen Musikstücken unterlegt. Die Probanden mussten jeweils die Geschwindigkeit des Autos schätzen. Innerhalb von drei Wochen befragten die Schülermehr als 250 Personen und trugen die Daten zusammen.

Die Auswertung der Studie zeigte, dass Musik insgesamt auf das Geschwindigkeitsempfinden wirkt, und dass junge Fahrer sich in besonderem Maße von der Musik beeinflussen lassen.

Das Besondere daran: Bei der empirischen Studie zu ›Musik beim Autofahren" handelte es sich um ein Projekt, dessen Ergebnis tatsächlich offen war. Die Schüler konnten somit einen eigenständigen Beitrag zur Diskussion um ›Musik und ihre Wirkung" leisten. Sie zeigten ein hohes Maß an Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein.

Da es nur bei zwei Personen Überschneidungen in beiden Kursen Musik und Psychologie gab, entwickelte sich eine ›moderne‹ Arbeitsweise, die in Hochschule und Wirtschaft bereits Einzug gehalten hat, in der Schule aber noch selten praktiziert wird: Die Schüler mittelten sich ihr Wissen gegenseitig, organisierten sich selbst und erfüllten ihre Aufgaben in Arbeitsteams.

Das Unterrichtsvorhaben reagierte auf Kritik ehemaliger Schüler, dass die Schule zu wenig auf das wissenschaftliche Arbeiten im Studium vorbereite. Hier wurde insbesondere der Umgang mit wissenschaftlichen Studien und deren Ergebnissen genannt. ›Gefährliche Musik?‹ vermittelte den Akteuren Fähigkeiten und Kenntnisse und bot zugleich Raum für selbstständiges Gestalten. Die Schüler erlebten so, was Wissenschaftlichkeit bedeutet. Scheinbar beiläufig haben sie dabei gelernt, wie sich neue Medien für eigene Belange sinnvoll einsetzen lassen. Ein weiterer gewinnbringender Aspekt war Persönlichkeitsbildung. Die Schüler haben durch die Wertschätzung ihrer eigenen Sache mehr Selbstbewusstsein ausgebildet. Sie haben gelernt, dass es sich lohnt, für die Gruppe und die Sache Verantwortung zu übernehmen und erlebt , wie erfolgreiche und effektive Teamarbeit funktioniert."

Das SWR-Fernsehen war am vergangenen Freitag in Oberndorf und hat einen Film über die Lehrer, Schüler und ihr Projekt gedreht. Auf dem Wochenmarkt simulierten die Schüler nochmals ihre Befragung. Der Beitrag ist heute, Montag, ab 19.30 Uhr in der Landesschau im SWR zu sehen.