Schwester Arntrudis mit einem Gefangenen, der im Gefängnis die Taufe erhalten hat. Foto: privat

Die Oberndorfer Schwester Arntrudis ist am Rande der Millionenmetropole Buenos Aires tätig.

Oberndorf - Am Rande der Millionenmetropole Buenos Aires liegt der Vorort Florencio Varela. Hier spielt sich in jedem Jahr in etwa die gleiche Weihnachtsgeschichte ab. In diesem Vorort liegt die Anlage der Schönstätter Marienschwester. Dort lebt seit mehr als 20 Jahren die Oberndorferin Schwester Arntrudis Seger. Vielen Oberndorfer ist dieser Name ein wichtiger Begriff. Sei es als Freundin, Bekannte, Jahrgängerin, Kirchengemeindemitglied, Turnvereinskollegin oder auch als Freundin der Armen: Emma Seger, die im Jahre 1947 in das Säkularinstitut der Schönstatt-Schwestern eintrat. Kontakt hatte sie zu der Zeit bereits zu den Schwestern des hiesigen Krankenhauses, die eben kurz nach dem Krieg die Vinzentinerinnen aus Untermarchtal ersetzten.

Schwester Arntrudis erlernte als Marienschwester in Stuttgart am Fröbel-Seminar ihren Beruf als Erzieherin. Zwei Jahre war sie im Kindergarten St. Videlis in Stuttgart in der Silberburgstraße tätig, danach in Krauchenwies in einem Kinderheim. In diese Zeit fielen ihr Wunsch und ihre Entscheidung für die Mission. Sie bereitete sich im Missionshaus in Schönstatt auf ihre neue Aufgabe vor. Das hieß, vor allem Spanisch zu lernen für Argentinien. Im Norden Argentiniens in Obera, in der Provinz Misiones, wurde von den Marienschwestern eine Schule gebaut, dort begann ihre neue Aufgabe als Lehrerin.

Am 4. März 1954 kam sie in Buenos Aires an. Von dort ist sie in ihre Missions-Heimat Obera weitergereist. Sie war mit dem Aufbau der Schule beschäftigt und unterrichtete hauptsächlich Mädchen. Dort begann sie in der Mission zu arbeiten. Sie besuchte und betreute arme Menschen, die auf dem Land und in den Slums wohnten. Sie leitete sie an in Ackerbau, Haushalt, beim Nähen und in der Hygiene. Schnell ließ sie ihre Kontakte nach Oberndorf spielen, und es fand sich ein Unterstützerkreis, der für sie Kleidung und Geld sammelte.

Als sie zu ihrem ersten Heimaturlaub nach Deutschland zurückkehrte, im Jahr 1972, wurde ihr gleiche eine neue Aufgabe zuteil, die sie nach Rom führte. Papst Paul VI. berief eine Kommission für Frauenfragen ein, Schwester Arntrudis wurde für die Frauen Deutschlands berufen. Sie ging nach dem Auftrag der Kommission wieder in die Mission und damals nach Buenos Aires, wo sie die Leitung einer großen Schule der Marienschwestern übernahm. Später, wieder zurück in Obera, wurde ihr die Gemeinde Las Treintas zum Aufbau anvertraut. Weit draußen, in mitten einer Teeplantage, lag diese.

Die größte Freude ist das für sie, dass man sie anhört, bei ihnen ist

Mit Geld- und Sachspenden konnte sie eine Kapelle und einen Gemeindesaal bauen. Die Gemeinde blühte auf. Dann ging eine große Teefabrik pleite, viele wurden arbeitslos. Schwester Arntrudis half mit bei der Suche nach Arbeitsstellen. Einige konnte sie auch für die Mithilfe bei ihrer Armenarbeit gewinnen. So entstand die Partnerschaft mit einer Schule in diesem Gebiet mit der Ivo-Frueth-Schule aus Oberndorf, die nun bereits mehr als zwei Jahrzehnten besteht.

In aktuellen Briefen schreibt sie: "Wir Schwestern feiern alle zusammen den Heiligen Abend. Erst die Weihnachtsmesse, wo auch alle Leute aus der Umgebung kommen und teilnehmen. Aber wir sollen ja auch, wie Papst Franziskus so gut ausdrückt, an die Peripherie gehen, zu allen, die nicht dabei sind, die gleichgültigen, die Armen, die Vergessenen, die auf der linken Seite wohnen, aber auch die von draußen, die eben nichts mit dem Glauben anfangen können, die geistig Armen und Hungernden. Wir gehen auch in Altenheime und singen und sprechen mit den Menschen und bringen etwas Süßes mit. Die größte Freude ist das für sie, dass man sie anhört, bei ihnen ist, sie fühlen sich ja oft allein und verlassen. Da denke ich oft an die Vorliebe unseres Papstes Franziskus für die Alten und die Kinder. Ich kannte den Heiligen Vater ja auch persönlich hier als Erzbischof in Buenos Aires. Er war immer sehr den Menschen verbunden, den Armen, hat selbst einfach gelebt und war sehr schlicht und bescheiden, aber dabei von einer Klarheit und Klugheit. Da hat man seine Erziehung als Jesuit gespürt."

Außerdem ist sie von der Schule aus jeden Monat zweimal mit Müttern ins Gefängnis gegangen. Es war das Gefängnis der Jugendlichen bis zu 21 Jahren. Im Haus der Familien geht es gut, berichtet sie. Das ist ein offenes Haus, in dem Kinder und Jugendliche sich tagsüber aufhalten können, die auf der Straße oder in den Slums leben. Schwester Daniela ist noch aktiv, und mit ihr die Ärztin, die auch dort arbeitet. Sie bekommen nun viel Unterstützung auch vom Sanatorium. Auch werden hier die Oberndorfer Kleiderspenden dringend gebraucht. Sie fährt fort: "Die allgemeine Lage im Land wird immer schlimmer. Was wir erleben, ist die ständig steigende Inflation, besonders spürbar für die Armen, es ist ein Elend. Die Unsicherheit ist so groß, dass niemand weiß, ob er nicht im nächsten Moment angegriffen wird."

In einer letzten E-Mail schreibt sie unter anderem: "Es war für mich eine große Freude von den vier lieben Besuchern aus Oberndorf zu erfahren, dass viele regen Anteil genommen haben und geistig und auch materiell die Reise begleitet haben und mich so die Verbundenheit der Heimatgemeinde mit meiner missionarischen Aufgabe erleben lassen konnten. Von Herzen wünsche ich allen alles Liebe und Gute, ein gesegnetes Weihnachtsfest, den Frieden und die Liebe Gottes und ein glückliches Neues Jahr."