Bei 80 Prozent aller Unfälle kollidiert Auto mit einem Reh. Jäger des Hegerings beseitigen Kadaver.
Oberndorf - "Seit wir mit Wildreflektoren arbeiten, konnten wir die Zahl der Wildunfälle senken", erzählt Berthold Reinke, Leiter des Hegerings Oberndorf. Häufig werden Wildunfälle im Ausmaß unterschätzt, und viele Verkehrsteilnehmer wissen im ersten Moment nicht, was zu tun ist, wenn sie ein totes oder verletztes Tier vor sich haben.
Allein in Baden-Württemberg waren es von April 2011 bis März 2012 über 22.000 Rehe und 2550 Wildschweine, die im Straßenverkehr ums Leben kamen und bei den Jägern als sogenanntes Fallwild zu Buche schlagen. Bei 80 Prozent aller Wildunfälle kollidiert das Auto mit einem Reh, bei zehn Prozent mit einem Wildschwein. Die Jäger des Hegerings Oberndorf haben sich, wie andere im Kreis Rottweil auch, ehrenamtlich verpflichtet, die Kadaver zu beseitigen. "Dafür bezahlen wir im Kreis Rottweil keine Jagdsteuer mehr", erläutert Reinke. Jedes Revier habe seine eigenen Gefahrenpunkte, in Bochingen sei es beispielsweise der Bereich der Autobahn.
Die Unfallforschung der Versicherer hat ermittelt, dass sich die meisten Wildunfälle zwischen morgens fünf und acht Uhr sowie abends zwischen 17 und Mitternacht ereignen. "Über das Jahr verteilt gibt es im Durchschnitt Spitzen bei den Wildunfällen im Mai sowie im Oktober und November, die Abweichungen zwischen den Monaten sind aber relativ gering", heißt es da. Vorsicht ist also das ganze Jahr über geboten. Derzeit wechseln viele Rehe vom Wald auf die freien Wiesen und Äcker um beispielsweise noch die letzten vergoren Äpfel zu holen, sagt Reinke. Die Jagpächter werden zu jeder Tages- und Nachtzeit gerufen, wenn ein Wildtier getötet oder verletzt wurde. "Das dümmste, das ich jemals erlebt habe, war ein Verkehrsteilnehmer, der über ein angefahrenes Reh eine Decke gelegt hat", erzählt Reinke. Der Mensch sei der Todesfeind des Tieres und durch den Geruch sei das Reh noch mehr in Panik geraten. Deshalb: "Tiere auf keinen Fall berühren."
Die Oberndorfer Jäger versuchen Mensch und Tier aber nicht nur durch Reflektoren zu schützen. Im Bereich des Friedhofs in Altoberndorf, wo derzeit regelmäßig ein Reh mit Kitz auftaucht, möchte man Buttersäure ausbringen, um durch dessen Geruch die Tiere zu vertreiben.
Wenn eine Privatperson ein totes Tier findet, sollte folgendes beachtet werden:
Berthold Reinke, Hegeringleiter der Oberndorfer Jäger, rät beim Fund von toten Tieren zur Vorsicht. "Auf keinen Fall sollte man sie anfassen." Freilaufende Hunde sollten ebenfalls keinen Kontakt mit toten Tieren haben.
Wild nie mitnehmen. Wer Wild mitnimmt, macht sich der Wilderei schuldig und es droht ihm eine Strafanzeige.
Wer im Wald oder auf dem Feld ein totes Tier findet, sollte den Jagdpächter informieren. Ist dieser nicht bekannt, nimmt auch die Polizei Angaben entgegen und leitet diese dann weiter. Bei Wildunfällen muss umgehend die Polizei informiert werden.
Wer ein Tier angefahren hat und dieses flüchtet, nicht folgen. Für die spätere Meldung Fluchtrichtung merken oder markieren. So kann der Jäger mit einem ausgebildeten Hund dem verletzten Tier folgen.