Die Anwohner fordern weiterhin, dass die Straße für den Schwerlastverkehr gesperrt wird. Foto: Nölke

Verwaltung schickt Stadtbauamtsleiter und Statiker ins Gelände. Zweiter Stollen entdeckt. Mit Video

Oberndorf - Mit der Aussage des Regierungspräsidiums, im Moment bestehe in Sachen Hangrutsch an der L 415 kein akuter Handlungsbedarf, wollten sich die Anwohner der darunter liegenden König-Wilhelm-Straße nicht zufrieden geben. Sie fordern weiterhin, dass die Straße für den Schwerlastverkehr gesperrt wird.

Die Hausbesitzer haben sich schriftlich ans Straßenbauamt Donaueschingen gewendet. Dessen Aussage, die in den Bohrlöchern angebrachten Sensoren meldeten keinerlei Bewegungen des Hangs, widerspreche den täglichen Beobachtungen der Bewohner der König-Wilhelm-Straße und der Brühlstraße. Sowohl die Risse auf der Fahrbahn wie die Bewegungen auf den Grundstücken setzten sich täglich unvermindert fort. Es möge sein, dass die Sensoren in mehreren Metern Tiefe nichts meldeten und die Hangrutschung rein oberflächlich sei, so schreiben sie weiter. Aber auch ein oberflächliches Abrutschen von einigen Kubikmetern Erdmasse oder das Umfallen der teilweise sehr großen Bäume auf die darunter liegenden Häuser, Terrassen und Grundstücke stelle eine erhebliche Gefahr für die dort lebenden Menschen dar.  

Und dass es aus Sicht der Straßenbaubehörde während der langen Trockenphase nicht zur größeren Bewegungen gekommen sei, und nur bei längerem Regen eine  Gefahr drohe, bestätige die Anwohner in ihrer Sorge. Denn es spreche alles dafür, dass mit dem nun einsetzenden Herbst die bislang fehlenden Regenfälle des Jahres wieder ausgeglichen würden. Der erste Herbststurm "Fabienne" habe nur einen Vorgeschmack darauf gegeben, was in den kommenden Wochen und Monaten an Ängsten zu erwarten sei.

Peter Laube vom Straßenbauamt Donaueschingen will sich kommende Woche bei den Hausbesitzern melden, wie er auf Anfrage unserer Zeitung erklärte. Referatsleiter Peter Spiegelhalter sei dann wieder aus dem Urlaub zurück. Ansonsten verwies er auf das Baugrundgutachten, mit dem Ende Oktober gerechnet werde.

Die Stadt Oberndorf hat indes am gestrigen Freitag Stadtbauamtsleiter Michael Lübke und den Statiker Helmut Plocher ins Gelände entsendet. Zwischen den privaten Gartengründstücken und der Landesstraße liegt noch eine Teilfläche, die in städtischem Besitz ist. Fazit: Augenscheinlich konnte Plocher nichts Außergewöhnliches feststellen. Er möchte den Hang aber kommende Woche noch einmal mit dem Geologen, mit dem er auch beim Brauerei-Areal zusammenarbeitet, erkunden. Dann, so Lübke, werde sich zeigen, ob die Stadt ergänzend zum Regierungspräsidium noch weitere Untersuchungen anstellen müsse.

Der Luftschutzstollen spielt nach Ansicht des Straßenbauamts keine Rolle. Peter Laube teilte außerdem mit: "Bei einer Betrachtung des Geländes ist jedem ersichtlich, dass die L 415 in den Hang eingeschnitten ist, wie (nicht nur früher) üblich, ›Abtrag auf der Bergseite, Aushub auf die Talseite‹, daher ist auch im Rutschbereich bergseitig eine Stützmauer und talseitig eine steilere (wie natürlich vorhanden) Böschung. Die Fahrbahn ist daher über ihre Breite vom Unterbau her unterschiedlich stabil, sie weist daher ›nur im talseitigen Randbereich‹ Verformungen auf."

Inzwischen war auch ein Plan aufgetaucht, auf dem neben dem König-Wilhelm-Stollen noch ein zweiter, in Richtung Brühlstraße angrenzender Luftschutzstollen verzeichnet war (wir berichteten). Aus einem Schreiben der Oberfinanzdirektion Stuttgart von 1965, das Bürgermeister Hermann Acker dem Schwarzwälder Boten zur Verfügung stellte, geht allerdings hervor, dass dieses Stollenstück nicht gebaut worden ist.

Bürgermeister Acker hatte zudem Revierförster Johannes Moch gebeten, sich die Bäume am Hang hinsichtlich einer Gefährdung anzusehen. Moch kommt zu dem Schluss, dass die großen Bäume fest stünden und keine Gefahr darstellten. Schräg sei nur der jüngere Wildwuchs gewachsen. Dies sei oft so und erst sichtbar geworden, nachdem die davorstehen Eschen gefällt worden waren, erklärte er auf Anfrage unserer Zeitung.