Heckler & Koch hat einen neuen Geschäftsführer. Foto: dpa

Jens Bodo Koch wird künftig Geschäfte des Oberndorfer Rüstungsunternehmens leiten.

Oberndorf - Der Chefsessel beim Oberndorfer Waffenhersteller  Heckler & Koch war in jüngster Zeit eher ein Schleudersitz. Nun stellt das Unternehmen seinen neuen CEO vor. Jens Bodo Koch soll künftig die Geschicke der Firma lenken.

Der promovierte Ingenieur ist kein Branchenfremder. Derzeit ist er Sprecher der Geschäftsführung der Atlas Elektronik GmbH mit Sitz in Bremen. Die Tochterfirma von ThyssenKrupp stellt Elektronik für maritime Anwendungen her und hat sich auf Ausrüstung und Systeme für Über- und Unterwasser-Seestreitkräfte spezialisiert. Sie  ist Anbieter in der Entwicklung und Herstellung von integrierten Sonarsystemen für U-Boote, Minenjagd-Boote und Kampfschiffe sowie Torpedos.

Vergangenes Jahr gab es gegen Atlas Elektronik Ermittlungen wegen Korruption und Bestechung bei Waffengeschäften. Das Verfahren wurde eingestellt, der Bremer Rüstungskonzern musste rund 48 Mio. Euro an die Staatskasse der Hansestadt zahlen. Mit der Zahlung werde ein das Unternehmen belastendes Kapitel abgeschlossen, teilte der Sprecher der Atlas-Geschäftsführung, Jens Bodo Koch, damals laut Spiegel-Online mit. Die damaligen Einnahmen von Atlas seien ungerechtfertigt gewesen, weil ehemalige Verantwortliche durch fahrlässiges Verhalten ihrer Aufsichtspflicht zur Verhinderung von Regelverstößen im Ausland nicht nachgekommen seien, heißt es weiter.

Der 45-jährige Koch wird ab dem 1. Mai  als Vorsitzender des Vorstands die Führung der Heckler & Koch (H&K)-Gruppe in Oberndorf übernehmen. "Ich freue mich sehr, mit Dr. Koch eine fachlich wie menschlich hervorragend geeignete Persönlichkeit gefunden zu haben, die den eingeschlagenen innovativen und profitablen Wachstumskurs des Unternehmens nachhaltig vorantreiben wird", erklärt  Dieter John, Vorsitzender des Aufsichtsrats der H&K AG und der Heckler & Koch GmbH in einer offiziellen Mitteilung.

Mit Kochs langjährigen Erfahrungen als Topmanager in hochtechnologischen Umfeldern und der Verteidigungsindustrie sowie seiner Veränderungsmanagementexpertise und Teamfähigkeit werde  er als Vorstandsvorsitzender der H&K AG sowie Vorsitzender der Geschäftsführung der Heckler & Koch GmbH das Führungsteam optimal ergänzen und die Zukunft der H&K-Gruppe proaktiv und nachhaltig positiv gestalten, meint John.

Interimschef Wolfgang Hesse wird weiterhin als Finanzvorstand (CFO) tätig sein. Er war  im August 2017 in die Bresche gesprungen, nachdem sich der Waffenhersteller überraschend von seinem Vorstandschef Norbert Scheuch getrennt hatte.

Der hatte daraufhin eine Klage gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber eingereicht. Die Verhandlung vor dem Rottweiler Landgericht wird nun – nach einigen Verschiebungen –  am 6. April, 14 Uhr, stattfinden.  Auch der ehemalige H&K-Geschäftsführer Nicola Marinelli klagt gegen das Rüstungsunternehmen. Wie das Wirtschaftsmagazin Bilanz berichtete, wolle Marinelli seinen Exarbeitgeber vor dem Landgericht Rottweil dazu zwingen, dessen wahren Anteilseigner offenzulegen. Er behaupte, ein französischer Investor habe die Kontrolle über den Oberndorfer Waffenhersteller übernommen (wir berichteten). Das Verfahren läuft. Ein erster Termin hat laut Vizepräsident des Rottweiler Landgerichts Thilo Rebmann bereits stattgefunden.
Polizei in Bayern und Berlin ordert Pistolen

Wie Rebmann am  Dienstag auf Anfrage unserer Zeitung mitteilte, ist eine mündliche Verhandlung samt Beweisaufnahme vor dem   Landgericht für den 3. August, 13.30 Uhr, terminiert.
Der Chefsessel bei H&K scheint es  tatsächlich  in sich zu haben. Auf Jens Bodo Koch kommen also mit Sicherheit große Herausforderungen zu.

Die Auftragslage scheint momentan aber zufriedenstellend zu sein. Wie H&K erst kürzlich in einer Pressemitteilung bekannt gab, wird der Waffenhersteller die Polizei in Bayern und Berlin mit einer neuen Dienstwaffe ausstatten. Das Pistolenmodell SFP9 TR des schwäbischen Unternehmens hatte bei der Ausschreibung am meisten überzeugt. Die bayerische Polizei soll  40 000 Pistolen erhalten, 24 000 neue Dienstwaffen gehen nach Berlin.

Die H&K-Gruppe ist einer der führenden Hersteller von Handfeuerwaffen für die Streitkräfte Europas, der Nato und deren verbündete Staaten. Bereits seit mehr als 65 Jahren baut und vertreibt H&K Gewehre, Pistolen, Maschinenpistolen, Maschinengewehre und Granatwerfer.