Karl Keicher hat ein Heft mit schwäbischen Gedichten über Weihnachten veröffentlicht. Foto: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatliebe: Karl Keicher schreibt schwäbische Gedichte über die Weihnachtsgeschichte / Heft erhältlich

Oberndorf-Aistaig. "Bald sagets dia Hirta au älle Leit, dass es da Messias als Kendle geit" – so endet Karl Keichers Gedicht "Hirta auf em Feld". Es ist seine ganz eigene Art, weihnachtliche Stimmung zu verbreiten. Seit mehr als 20 Jahren schreibt der Aistaiger Gedichte, seit fünf Jahren auf Schwäbisch.

Keicher weiß, dass der Dialekt oft als unfein betrachtet wird. "Er ist nur etwas derb, aber sehr treffend", findet der Mundart-Fan. Das Schwäbische sei definitiv unterrepräsentiert. Höchste Zeit, das zu ändern.

Nun hat Keicher ein Heft mit seinen schwäbischen Gedichten passend zum Advent und Weihnachten veröffentlicht. Es ist das erste dieser Art. "Bislang habe ich meine Gedichte nur für mich selbst und Verwandte geschrieben. Denen hat es aber so gut gefallen, dass sie mich ermutigt haben, etwas zu veröffentlichen", erzählt er, wie es dazu kam.

Der Aistaiger verbrachte seine Schulzeit in Stuttgart und Ulm, lebte später im Ostalbkreis und wurde 1979 Lehrer an der Oberndorfer Realschule. Folglich hat er in seinem Leben ganz unterschiedliche Dialekte kennengelernt. "Wenn man einen Ort weiter geht, gibt es teilweise schon ganz andere Worte", weiß er. Im Kern verstehe man sie jedoch überall. Er beschäftigt sich in seiner Freizeit gern damit, seltene schwäbische Begriffe in Tabellen aufzuführen und deren Herkunft und Bedeutung zu ergründen.

Falls es beim Leser seiner Gedichte derweil doch Unklarheiten gibt, hilft die Legende, die Keicher bei manchen Spezialausdrücken unter sein Gedicht geschrieben hat.

Die poetischen Gedanken des 66-jährigen passionierten Vogelkundlers befassen sich während des Jahres vor allem mit Vogelarten, der Fasnet – dann natürlich wieder auf Schwäbisch –, den Jahreszeiten oder Politischem, "aber natürlich ohne Parteien zu nennen", sagt Keicher lachend, wohl wissend, dass der Leser die kleinen Hinweise selbst deuten muss.

Bei seinen Weihnachtsgedichten handle es sich so halb um Prosa, meint er. Kurze Verse werde man bei ihm nicht finden. "In der Bibel werde Weihnachten zu wenig behandelt", findet Keicher. Dabei sei die Geschichte spannend. Seine Gedichte sind teilweise Gedankenspiele, aber durchaus basierend auf Recherchen. "So, wie ich es schildere, hätte es sein können. Wenn es überhaupt stattgefunden hat", erklärt er.

Während sich die ersten Gedichte mit der Hirtenszene beschäftigen, geht es danach um die Sterngucker. "Die waren mutmaßlich keine Könige, sondern Astronomen, und der Stern eine Supernova", sagt der 66-Jährige.

Ein weiteres spannendes Thema seien die Nachzügler auf ihren Elefanten. "Die scheinen damals ein beliebtes Fortbewegungsmittel gewesen zu sein. Das kennt man ja auch von Hannibal beispielsweise", erklärt der Aistaiger.  Das Gedichtheft von Karl Keicher ist für vier Euro bei Schreibwaren Rinker und bei der Volkshochschule (vormittags von 10 bis 12 Uhr) erhältlich.