Das Gebäude auf dem Wöhrd wurde 2006 von der Volksbank gebaut. Jetzt hat das Kreditinstitut die Immobilie verkauft. Foto: Danner

Gebäude an Zahnarzt verkauft. Dienstleistung per Videogespräch.

Oberndorf - Die Volksbank hat ihr Gebäude auf dem Wöhrd an den Zahnarzt Alexander Hopf verkauft. Die Filiale in der Oberstadt wird Ende Mai geschlossen. Mit dem VR Service Interaktions Systems, genannt "Sisy", erfolgt die Dienstleistung dann per Videoübertragung. Die Filiale auf dem Lindenhof hingegen wird ausgebaut.

In einem ausführlichen Gespräch mit unserer Zeitung erläutert Rainer Fader, Vorstand der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar, was die Bank zu diesem Schritt bewogen hat. Dazu gab es zunächst einmal einen Diskurs zur aktuellen Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die sich natürlich auf die regionalen Banken auswirkt. Diese seien gezwungen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken, so Fader.

Wachstum ist das eine. Die Bilanzsumme der Volksbank Schwarzwald-Donau-Neckar lag 2018 erstmals bei über zwei Milliarden Euro. Dennoch muss das Kreditinstitut einen Ertragsrückgang von drei Millionen Euro pro Jahr verkraften. Denn die Negativzinsen belasten die Bank.

An Firmen-Großkunden gibt die Volksbank die Negativzinsen bereits weiter. Um den kleinen Sparer aber möglichst lange von diesen Konsequenzen zu verschonen, sei die Bank gezwungen, auch an der Stellschraube "Kosten" zu drehen.

So manche Filiale habe eine Frequenz von fünf Kunden pro Tag, erläutert Fader. Dafür Personal und Geschäftsräume vorzuhalten, sei betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll. Zunächst habe man es auf dem Weg verkürzter Öffnungszeiten versucht. Das sei bei den Kunden aber nicht gut angekommen. Auch anderen Orten, wie etwa in Lauterbach, hat man sich deshalb von seiner Immobilie getrennt.

Zweigstelle auf dem Lindenhof wird ausgebaut

Die Volksbank auf dem Wöhrd wurde 2006 im Zuge der damaligen Fusion der Volksbanken gebaut. In den oberen Geschossen war der jetzige Besitzer Alexander Hopf mit seiner Zahnarztpraxis Mieter. Seit 2018 findet sich zudem Notar Marc Oswald im Gebäude. In der Bankfiliale im Erdgeschoss arbeiten derzeit fünf Mitarbeiter. "Der Rest steht leer, muss aber dennoch unterhalten und beheizt werden," so Fader. Deshalb habe man sich entschlossen, die Filiale in der Oberstadt zu schließen und stattdessen jene in den kleineren Räumen auf dem Lindenhof auszubauen.

Ganz zieht sich das Kreditinstitut nicht vom Wöhrd zurück. "Sisy" bietet all jenen Kunden, die ihre Bankgeschäfte nicht ohnehin von zu Hause aus übers Internet tätigen, weiterhin jene Serviceleistungen, die sie bisher am Schalter bekommen.

Allerdings sehen sich die Kunden künftig dem Mitarbeiter nicht mehr direkt gegenüber, sondern einem Bildschirm. In Schwennigen sitzen Bankangestellte, sie sich bei Eintritt in das kleine "Terminal" und Passierens einer Lichtschranke auf diesen Bildschirm schalten und sich mit den Kunden unterhalten.

"Ein wenig gewöhnungsbedürftig", weiß Fader. Doch dort, wo das System bereits in Betrieb genommen wurde, habe man viel positive Resonanz bekommen. Denn "Sisy" ist montags bis freitags von 8 bis 18.30 Uhr zu erreichen. Deutlich länger, als es die bisherigen Öffnungszeiten ermöglichen.

Für die ersten Monate wird das System parallel zu den Schaltern betrieben. Die Mitarbeiter können den "Neulingen" unter den Kunden also zeigen, wie’s geht. Kundenberatungen unter vier Augen wird es weiterhin geben, verspricht Vorstand Fader. Sie können mit "Sisy" terminiert werden.

Durchaus stolz sei man darauf, die Umstellung ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne zu bringen. Zwei Kolleginnen gehen in den Ruhestand, zwei werden die Filiale auf dem Lindenhof verstärken, eine Auszubildende, die ihre Banklehre beendet, arbeitet künftig am Standort Schramberg.