Wolfgang Heuer wird offiziell als neuer Oberndorfer Amtsgerichtdirektor begrüßt. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

Einführung: Wolfgang Heuer offiziell begrüßt / Zwei Herausforderungen erwarten den Amtsgerichtsdirektor

An das Geräusch eines heranfahrenden Motorrads haben sich die Oberndorfer schon gewöhnt. Es kündigt den neuen Oberndorfer Amtsgerichtsdirektor Wolfgang Heuer an. Kürzlich wurde er offiziell ins Amt eingeführt.

Oberndorf. Als "alten Bekannten", dessen Herz für Strafsachen schlägt und der verständnisvoll nicht mit unkritisch gleichsetzt – so beschrieb Joachim Dittrich, Oberstaatsanwalt, den neuen Amtsgerichtsdirektor. Schließlich hatte Heuer schon einige Berührungspunkte mit Rottweil und Oberndorf.

Seine Schulzeit verbrachte der Amtsgerichtsdirektor in Lörrach, ehe er Recht in Regensburg studierte und in Nürnberg sein Referendariat absolvierte. Nach Stationen in Spaichingen, Rottweil, Stuttgart und Rottenburg kam er nach Horb, wo er 2009 Amtsgerichtsdirektor wurde.

Konstanz schadet nicht

"Nun hat er sich daran erinnert, wie viel Freude die Direktorentätigkeit ihm gemacht hat", gab der Präsident des Landgerichts Dietmar Foth seine Vermutung ab. Binnen eines Jahres hat er nun schon vier Amtseinführungen begleitet – bei einer Gesamtzahl von sechs Amtsgerichten im Bezirk eine ungewöhnliche Häufigkeit, wie er feststellte.

"Ein wenig Konstanz kann jetzt nicht schaden", meinte Foth. Heuer in Oberndorf zu begrüßen, sei auch für Foth selbst besonders. Schließlich war das 1991 seine erste Station als Familienrichter.

Der Abschied von Werner Grolig, Heuers Vorgänger, der nach Böblingen wechselt, falle schwer. Foth habe ihn als besonnenen Menschen kennengelernt, der sich Respekt am Gericht verdient habe. Dieser Respekt gebühre aber auch Richter Wolfgang Froemel, der die Geschäfte des Direktors in der fünfmonatigen Übergangszeit geführt hatte.

Nun würden zwei große Herausforderungen auf Wolfgang Heuer zukommen, kündigte Foth an. Eine sei die Notariatsreform, die 2018 in Kraft tritt. Beurkundungen würden künftig von freiberuflichen Notaren erledigt, Grundbuchsachen zentral in Sigmaringen behandelt und Nachlass- sowie Betreuungssachen des Bezirks im Amtsgericht in Oberndorf bearbeitet – eine räumliche und personelle Herausforderung. Dazu werde das ehemalige Notariat zu einer Zweigstelle des Amtsgerichts in der Mauserstraße umgebaut. Zudem verstärken Bezirksnotare und weitere Mitarbeiter das Amtsgericht. Tatsächlich sei das eine Herkulesaufgabe, griff Heuer das Thema auf. Allein 1112 laufende Meter Akten müssten untergebracht werden.

Eine weitere Herausforderung, die Foth ansprach, ist die E-Akte. Ab Januar 2026 werde die elektronische Aktenführung verbindlich in Deutschland, doch schon jetzt halte sie Einzug. Bis 2020 werde sie in Zivil- und Familiensachen flächendeckend in Baden-Württemberg eingesetzt, kündigte der Landgerichtspräsident an. Das Verschwinden der Papierakten werde den Arbeitsablauf stark verändern, meinte auch Heuer.

An Bewährtem festhalten

Er sprach zudem an, dass Justizstandorte heutzutage stärker auf dem Prüfstand stünden. Gleichzeitig appellierte er daran, der Justiz den Freiraum zu erhalten, jenseits von Zahlen zu agieren, die vielleicht auch mal gegen die Erhaltung von Bewährtem sprächen. "Was nicht in Zahlen messbar ist, sind der Umgang und das Vertrauen im Miteinander", sagte er. In der Akzeptanz der Bevölkerung liege die Stärke von historisch gewachsenen Amtsgerichten, wie dem in Oberndorf.

Täglich müssten getroffene Entscheidungen vor den Bürgern gerechtfertigt werden – eine "soziale Kontrolle", wie Heuer meinte. Als Richter sei man nicht anonym und habe hier die Chance, über die Lokalpresse und Mundpropaganda überregionalen Anti-Justiz-Schlagzeilen entgegenzuwirken.

In die selbe Kerbe schlug auch Rechtsanwalt Günter Posselt. Gerade kleine Amtsgerichte hätten bei den Bürgern einen guten Ruf und sollten gestärkt werden.

Bürgermeister Hermann Acker schenkte Heuer die Geschichtsbücher der Stadt in der Hoffnung, dass er die Oberndorfer kennenlernen und das in sein Urteil einfließen lassen könne.