In einer Collage hat Ulrich Effenberger Fotos von seinen "besonderen" Einsätzen zusammengestellt. Foto: Danner

Oberndorfer Revierleiter geht in den Ruhestand. Verabschiedung wegen Corona im kleinen Kreis.

Oberndorf - Seit fast vier Jahrzehnten ist Ulrich Effenberger Polizist, seit 2012 leitet er das Oberndorfer Revier. Zum Monatsende geht der 60-jährige Winzelner nun in den Ruhestand.

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Eine abwechslungsreiche Tätigkeit hatte er sich als junger Mann vom Polizeidienst versprochen. Und seine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erzählt. Nach seiner Ausbildung in Biberach an der Riß war Effenberger zunächst in Stuttgart eingesetzt. Bereits 1987 kam er zum ersten Mal ins Oberndorfer Revier - in den Streifendienst. Später sattelte er ein Studium zum gehobenen Polizeidienst oben drauf und wurde danach in St. Georgen Dienstgruppenführer.

Schöne Erinnerung an WM

Gespräche mit Journalisten sind für Ulrich Effenberger nicht ungewohnt. Schließlich finden sich mehr als zehn Jahre als Pressesprecher bei der Polizeidirektion in Rottweil in seinem beruflichen Lebenslauf (1999 bis 2011). Ein gutes Jahr war er dann stellvertretender Revierleiter in Schramberg, bevor er im September 2012 seinen Dienst als Chef des Oberndorfer Reviers antrat. 42 Kollegen tun unter seiner Führung derzeit hier ihren Dienst.

Als Leiter eines Polizeireviers ist man nicht im Streifendienst unterwegs. Ihm obliegt viel Verwaltungsarbeit und das Personalwesen. Dennoch sah man Effenberger doch das eine oder andere Mal an Einsatzorten. Etwa beim Chemieunfall auf dem Lindenhof vor einem Jahr. Oder beim Zugunglück am Bahnübergang in Talhausen. Da war er als Koordinator gefragt. In Talhausen übernahm er auch gleich die Pressearbeit vor Ort – mit dieser Materie kannte er sich ja aus.

Wenn Effenberger auf seine Dienstjahre zurückblickt, so gibt es tragische, aber auch schöne Momente, die ihm besonders in Erinnerung geblieben sind. Bei einem Brand in Tennenbronn kam vor Jahren ein Mädchen ums Leben, dass im selben Alter war wie seine Tochter. "Das beschäftigt einen natürlich über eine längere Zeit", räumt er ein. Deshalb ist er froh, dass Kollegen, die extreme Einsätze erleben, heutzutage psychologische Betreuung erfahren.

Lächelnd erinnert er sich an die Weltmeisterschaft 2006. Beim "Sommermärchen" unterstützte der Fußballfan die Pressestelle der Polizei in Stuttgart. "Friedlich wurde da gefeiert, in der ganzen Stadt war eine tolle Stimmung", berichtet er.

Weniger schön empfindet er, dass Polizisten immer weniger Respekt entgegengebracht werde. Oftmals komme es zu verbalen, hin und wieder auch zu tätlichen Angriffen auf die Kollegen, die "draußen" ihren Dienst tun. Dabei ist ihm sehr wohl bewusst, dass die Polizei im ländlichen Raum von der Bevölkerung noch weitestgehend akzeptiert werde – in größeren Städten sehe das aber anders aus.

Lebensabschnitt endet

Effenbergers Nachfolger wird Artur Rieger, bisher Leiter der Führungsgruppe der Verkehrspolizeiinspektion in Zimmern (wir berichten noch).

Ein paar Kartons des künftigen Revierleiters stehen schon vor Effenbergers Büro. Er selbst wird im kleinen Kreis in den Ruhestand verabschiedet. Eine große Zeremonie in der ehemaligen Klosterkirche – wie zu solchen Anlässen eigentlich üblich – kann aufgrund der Corona-Situation nicht stattfinden.

Ulrich Effenberger ist nicht bange vor der Zeit ohne Uniform. Der Vorsitzende des Fluorn-Winzelner Gesangvereins Frohsinn singt im "Pop-Chor", spielt Tennis, fährt Fahrrad oder wandert gerne. "Ich denke, ich kann diesen Lebensabschnitt jetzt abschließen – auch, wenn ich ihn vielleicht das eine oder andere mal noch vermissen werde."