Toni und Jan Verhouden machen mit ihrem Wohnmobil in Oberndorf Station. Foto: Schickle

Vor allem sportliche Urlauber zieht es nach Oberndorf. Gäste kommen aus aller Welt.

Oberndorf - Neckar, Freibad, Minigolf, Kino, Museen, ehemalige Klosterkirche: Oberndorf hat Besuchern kulturell und an sonstiger Freizeitgestaltung einiges zu bieten. Aber verirren sich überhaupt Touristen in die Stadt?

Der Duft von Brokkoli liegt in der Luft, eine Pfanne mit Fett steht auf dem Tisch, daneben ein Fischstäbchen. Toni Verhouden bereitet für sich und ihren Mann Jan am heimischen Herd das Abendessen zu. Und der hat Räder. Die beiden Niederländer sind gerade erst mit ihrem Wohnmobil in Oberndorf angekommen. Ein oder zwei Nächte wollen sie auf dem Stellplatz neben der Neckarhalle bleiben und vor allem eines tun: Rad fahren. "Welche Richtung wissen wir noch nicht", sagt der 64-jährige Eindhover. Hauptsache am Fluss entlang.

Oftmals ist es der Neckar, der Besucher in die Stadt lockt. "Der typische Urlauber in Oberndorf ist der Radfahrer", erzählt Kulturamtsleiter Hans-Joachim Ahner. Passend dazu lautet das touristische Motto der Stadt "Kultur erleben, Natur erfahren". Vor allem der Neckartalradweg und die Routen des "Radparadies Schwarzwald und Alb" locken Zweiradfreunde.

Doch auch Wanderer werden fündig. Für sie hat beispielsweise der Verein Bürger für Bürger Rundwege rund um Oberndorf in einem Faltblatt zusammengestellt. Zudem gibt es immer wieder Veranstaltungen, die Besucher anlocken. Ahner nennt etwa das internationale U 19-Turnier, das wieder von 3. bis 5. August stattfindet, den Oberndorfer Lauftag und natürlich die Fastnacht.

Dazu kommen laut Hans-Joachim Ahner viele Geschäftsleute, die in der Stadt übernachten. Das hat auch Christa Link, Inhaberin des gleichnamigen Hotels und Restaurants auf dem Lindenhof, beobachtet. Typische Urlauber seien dagegen selten. Gäste, die doch mal eine Woche bleiben, haben nach Links Erfahrung Kontakte hierher.

"An Fastnacht sind's alte Oberndorfer"

Solche Gäste hat auch Beate Dölker, die eine Pension in der Oberstadt besitzt. Und "an Fastnacht sind's alte Oberndorfer, die jedes Jahr kommen". Dazu kommen Monteure und tatsächlich Besucher aus aller Welt. "Gerade sind Holländer da, ein anderes Mal Engländer", erzählt sie. Selbst Amerikaner, Australier und Kanadier standen schon auf ihrer Gästeliste. "Radfahren ist wohl überall in", sagt sie. Und erst kürzlich habe sie Gäste aus den Niederlanden gehabt, die auf dem Heimweg vom Spanienurlaub Halt gemacht hatten. Sie wollten sehen, wo ihre Eltern während des Dritten Reiches Zwangsarbeit leisten mussten.

Durchreisende und Radfahrer sieht auch Gerhard Melber, der Vorsitzende des Tourismusvereins, als typische Oberndorf-Besucher. So richtige Urlauber gebe es nicht. Dabei findet er die Lage Oberndorfs ideal – für Tagesausflüge auf die Schwäbische Alb, in den Schwarzwald, an den Bodensee oder nach Stuttgart.

Doch warum überhaupt Ausflüge machen, wo es in Oberndorf doch so schön ist? Das zumindest findet Renate Hübner- Hirth. Sie macht mit Mann Peter und Wohnmobil bei jeder Tour Richtung Frankreich Halt am Neckar. So auch diese Woche.

Die Rentnerin wohnt seit mehr als 40 Jahren in Stuttgart, aber stammt aus Oberndorf. Und auf dem Stellplatz bei der Neckarhalle, mit Blick auf den Schlattfelsen, zu übernachten, "das find' ich immer so heimelig".

- Unterkünfte

Übernachtungsmöglichkeiten in Oberndorf gibt es viele. Darunter Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen. Außerdem gibt es einen Zeltplatz in der Dollau (beim Minigolfplatz) und einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz bei der Neckarhalle. Lediglich Strom und Wasser sind zu bezahlen.

- Übernachtungszahlen

2009: 15 136 Übernachtungen; 2010: 14 887; 2011: 16 620. Die Zahlen stammen vom Statistischen Landesamt und beziehen sich auf Betriebe mit mindestens neun Betten. Davon hat Oberndorf laut Stadtverwaltung derzeit sieben mit insgesamt 153 Betten. Die Aufenthaltsdauer betrage durchschnittlich zwei Tage. Die Auslastung lag 2011 demnach bei 31,2 Prozent.