Nach der Negativ-Meldung eines Privatsenders ergibt die Überprüfung: Alles in bester Ordnung.
Oberndorf - Der Oberndorfer Tafelladen ist kürzlich in die Negativ-Schlagzeilen bei einem privaten Fernsehsender geraten. Völlig grundlos, wie eine Überprüfung jetzt ergeben hat.
Unter anderen war in dem Fernsehbeitrag der Eindruck erweckt worden, dass die Preise im Tafelladen zum Teil über denen im regulären Supermarkt liegen. Helga Dlugosch, Pastoralreferntin und eine der Ansprechpartnerinnen für den Laden, der ein gemeinsames Projekt der katholischen und der evangelischen Kirchengemeinde ist, war fassungslos über den Beitrag. "Wenn man nicht genau hingehört hat, wurde man ganz schnell auf eine falsche Fährte geführt", sagt sie.
Im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt sie das Prinzip des Tafelladens. Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte der Region stellen dem Tafelladen Ware, die kurz vor dem Verfall ist, zur Verfügung. "Das ist in Oberndorf meistens mittwochs der Fall, weil der Tafelladen donnerstags geöffnet hat", sagt Dlugosch. So kommen Mehl, Nudeln, Obst, Gemüse, Joghurt und vieles andere mehr recht schnell bei den Kunden an.
Die Tafellrichtlinien in Baden-Württemberg schreiben vor, dass die Ware nicht 30 Prozent des ursprünglichen Ladenpreises übersteigen darf. "Darauf wurden wir vom Landesverband der Tafeln in Baden-Württemberg überprüft. Kassenbons und Preislisten wurden durchgesehen – natürlich war alles in Ordnung", sagt Helga Dlugosch. Zwar könne es vorkommen, das ein Supermarkt Aktionen durchführt und dann bestimmte Lebensmittel extrem günstig anbiete, "aber das bekommen wir ja nicht mit." Abgelaufene Ware werde in der Regel verschenkt.
Im Tafelladen kann nicht jeder einkaufen. "Es gibt Zugangsvoraussetzungen, die erfüllt werden müssen", erklärt Dlugosch. Das wichtigste Kriterium: Ein bestimmtes monatliches Einkommen darf nicht überschritten werden. Bei einer alleinstehenden Person betrage dies 989,99 Euro.
Der Tafelladen hat außerdem Ziele: Nämlich Menschen, die in finanzielle Not geraten sind – aus welchen Gründen auch immer – zu helfen. Außerdem sei es in der Folge wichtig, diese Menschen dabei zu unterstützen, wieder mehr Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, die selbstständige Versorgung in die Hand zu nehmen.
Kunden und keine Bittsteller
"Aus dem Grund verkaufen wir auch, wir verschenken nicht." So habe man Kunden vor sich und keine Bittsteller. Außerdem werde für frische Lebensmittel – und was man mit ihnen kochen kann – geworben. Sogar einen Kochkurs hat es dazu schon gegeben. Das größte Ziel des Tafelladens aber ist, sich selbst abzuschaffen. "Wenn man uns nicht mehr bräuchte, dann wären wir froh", sagt Dlugosch. "Denn dann hätten sich die Umstände all derer, die hier einkaufen, zum Besseren gekehrt."
Dass das Realität wird, sieht die Pastoralreferentin aber in naher Zukunft nicht. Im Gegenteil: "Der Bedarf steigt, und er wird sicher nicht zurückgehen." Leider schwebe aber über den Tafelläden aber das "Damoklesschwert", weil von den Supermärkten zunehmend drauf geachtet werde, dass nicht so viele Lebensmittel verschenkt werden müssen. "Vielleicht gibt es irgendwann statt unserem Tafelladen ein warmes Mittagessen", spekuliert Dlugosch.
Eigentlich gibt es sogar Pläne, den Laden zu erweitern – zum Beispiel um eine Ecke mit Kleidern. Auch nach einer "Kommunikationsecke" oder einer Wartezone, in der man nicht Wind und Wetter ausgesetzt ist, bestehe Bedarf, weiß Helga Dlugosch. Diese Ideen seien aber im Moment nicht realisierbar.