Zur vereinbarten Zeit melden sich die Telefonpaten bei den Senioren. Foto: Stratenschulte Foto: Schwarzwälder Bote

Bürgernähe: Rathaus-Telefonpaten kümmern sich um ältere Menschen / Verwaltungsspitze befürwortet Projekt

Mit einem "unkonventionellen Projekt", wie es die Seniorenbeauftragte Gabriele Schneider selber nennt, möchte sie Senioren ein Stück ihrer Angst vorm Alleinsein nehmen. Rathaus-Telefonpaten sollen ältere Menschen regelmäßig anrufen.

Oberndorf. Vor 14 Wochen hat Gabriele Schneider ihr Amt als Seniorenbeauftragte bei der Stadt Oberndorf angetreten. Viele Unterhaltungen habe sie seither geführt, erzählt sie im Pressegespräch. Und eine große Sorge älterer Menschen sei die Vereinsamung. "Ich bin ganz alleine", höre sie immer wieder.

Zwar haben heutzutage viele Senioren ein Armband mit einer Art Notfallknopf. Doch die persönliche Ansprache ersetze der nicht. Und so sorgten sich nicht wenige, dass ihr Ableben womöglich erst Tage später bemerkt werden könnte. Andernorts, so weiß Schneider, gibt es Telefonketten oder ehrenamtliche Anrufdienste, mit denen solchen Sorgen begegnet werde. Um schnelle und effektive Hilfe leisten zu können, gehe die Stadtverwaltung jetzt mit dem Leuchtturmprojekt "Rathaus-Telefonpaten" neue Wege der gelebten Bürgernähe.

Von Bürgermeister Hermann Acker, dem Ersten Beigeordneten Lothar Kopf und dem Personalratsvorsitzenden Christian Blosl werde ihr Ansinnen sehr befürwortet, freut sich Gabriele Schneider.

Vertrauen aufbauen

Zehn Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben sich freiwillig gemeldet, um sich in die Liste der Telefonpaten aufnehmen zu lassen.

Während ihrer Dienstzeit werden sie jeden Tag zu einer vereinbarten Zeit bei einem älteren Menschen anrufen – und zwar immer bei dem selben Senior, damit sich ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann. In fünf Minuten wird kurz abgefragt, wie es geht und ob alles in Ordnung ist. So können sich die älteren Menschen beruhigt darauf verlassen, dass sich täglich jemand bei ihnen meldet.

Und sollte der Senior zur vereinbarten Zeit den Telefonhörer nicht abnehmen, machen die Paten eine Mitteilung an Gabriele Schneider. Sie setzt dann eine Hilfekette in Bewegung.

Denn vorab hat sie mit jedem Einzelnen genau besprochen und vereinbart, wer zu infomieren ist, falls der betagte Mensch nicht zu erreichen wäre. "Selbstverständlich werden die jeweiligen Telefonpartnerschaften passend zueinander zugeordnet", betont Schneider. Im Krankheits- oder Urlaubsfall werde jemand anders aus der Abteilung im Rathaus den Dienst unbürokratisch übernehmen.

Stück für Stück sollen dann ehrenamtliche Helfer eingebunden werden. Denn bürgerschaftliches Engagement "brauchen wir ganz viel", so Schneider. Ob es für einen kleinen Besuch zum Kaffeetrinken, gemeinsames Einkaufen oder auch nur das Dabeistehen beim Treppensteigen geht. Wichtig sei, die älteren Menschen aus ihrer Einsamkeit zu holen und ihnen die Möglichkeit zu geben, am täglichen Leben teilzunehmen.

Der Startschuss zum Leuchtturmprojekt "Rathaus-Telefonpate" ist jetzt auf jeden Fall gefallen. Weitere Projekte könnten folgen.  Wer sich einen täglichen Anruf wünscht, oder wer selbst Telefonpate werden will, kann sich bei Gabriele Schneider im Rathaus Oberndorf unter Telefon 07423/ 77 11 88 melden.