In der Kinderkrippe des evangelischen Kindergartens in Boll werden die Kapazitäten knapp. Ein Container könnte Abhilfe schaffen. Foto: Fahrland

Entscheidung erst im Juli. Ein Jahr Vorlauf nötig. Suche nach Provisorium für fehlende Kindergartenplätze.

Oberndorf-Boll - Erneut lockten die Sorgen um den voll besetzten Boller Kindergarten und den Betreuungsbedarf für weitere Kinder zahlreiche Eltern und Großeltern in die öffentliche Sitzung des Ortschaftsrates Boll. Den auf längere Sicht geplanten Bau eines Zusatzgebäudes am Standort Bochingen für die gesamte östliche Hochfläche nahmen sie unkommentiert hin, traten aber umso engagierter für eine zeitnahe Zwischenlösung in Boll ein.

Bestehende Gruppen werden vorerst erweitert

Der Gemeinderat habe mit der Freigabe der Kosten für eine Container-Übergangslösung auf der östlichen Hochfläche sowie für die zusätzlich zu erwartenden Personalkosten von 125.000 Euro trotz Haushaltssperre ein positives Zeichen gesetzt, fasste Ortsvorsteher Wolfgang Schittenhelm den bisherigen Stand zusammen. Hilfreich sei das Zugeständnis der Landesregierung und des Kommunalverbandes für Jugend und Soziales (KVJS), bestehende Gruppen vorübergehend um jeweils zwei Kinder erweitern zu dürfen.

Übergangslösung doch erst im nächsten Kindergartenjahr

Eine Hiobsbotschaft sei jedoch die jüngste Erkenntnis, dass die beschlossene Übergangslösung mit 22 Plätzen in einem Modulbau ("Container") noch nicht für das Kindergartenjahr 2020/2021 zum Tragen komme wie bis dato angenommen.

Aufgrund der notwendigen Genehmigungsverfahren, Bauanträge und Auslegungsfristen sei diese Maßnahme zur Entlastung unter einem Jahr nicht durchführbar. Außerdem habe sich die Lieferzeit für das Containermodul aufgrund großer Nachfrage von drei bis vier auf etwa neun Monate verlängert.

Standort des Containers weiter unsicher

Nun gehe es im ersten Schritt darum, eine finanziell tragbare Überbrückung bis zur darauffolgenden Übergangslösung mit dem Container zu finden, um die Betreuung der acht U3-Kinder aus der Boller Warteliste sicherzustellen. Bis Ende des Monats hoffe er auf ein positives Ergebnis aus Gesprächen der Stadtverwaltung mit weiterer Stelle, so Schittenhelm. Weiterhin offen sei die Frage, ob der Container in Bochingen oder Boll aufgestellt werde. Deshalb gelte es im zweiten Schritt, "in Ruhe mit der Verwaltung die Vor- und Nachteile aufzulisten" und die Rahmenbedingungen abzusprechen.

Schittenhelm erwähnte, die Planungskosten für den Kita-Erweiterungsbau in Bochingen seien vom Gemeinderat genehmigt, doch könne sich der drastische Rückgang der städtischen Gewerbesteuereinnahmen auf die Finanzierung des Objektes auswirken. Umso länger wäre die Überbrückung vonnöten.

Bochingen als möglicher Standort verwundert Boller

Elternbeiratsvorsitzende Claudia Mauch wollte wissen, wie man auf die Idee gekommen sei, Bochingen als Container-Standort in Betracht zu ziehen. Alle bis zum Stichtag gemeldeten Krippenkinder fürs nächste Kindergartenjahr kämen aus Boll. Die spätere Meldung von drei Bochinger Kindern hätte einen späteren Platzanspruch zur Folge. Beiden Ortsteilen sei geholfen, wenn die Boller Ü3-Kinder mit Zusage für Bochingen in den Boller Übergangscontainer einziehen könnten, da dann auch wieder Kapazitäten in Bochingen verfügbar wären. In Boll sei weiterhin mit mehr Zu- als Abgängen zu rechnen, so Mauch.

Auch Silvia Hölle sprach sich für mehr Flexibilität durch eine neue altersgemischte Gruppe in Boll aus, damit die jetzigen Krippenkinder ortsintern in diese Regelgruppe aufrücken könnten. Aus der Runde war zu vernehmen, dass neue Wohngebiete, zum Beispiel im Kapellenäcker, bislang nicht zur völligen Auslastung in Bochingen geführt haben, da noch Zusagen an Boller Kinder möglich waren. Auch im Gebiet "Im Gehrn Süd" werde sich die Kinderzahl sukzessive entwickeln.

Weitere Beratungen in einem Monat

Ortschaftsrat Thomas Luthardt argumentierte, dieses zukünftige Wohngebiet liege fast ebenso nah am Boller wie am Bochinger Kindergarten.

Schittenhelm versicherte den besorgten Eltern, ihnen bei der Argumentation für Boll zur Seite zu stehen. Es würden aktuell intensive Gespräche geführt und alle Möglichkeiten in Betracht gezogen. In nächster Stufe wird der Verwaltungsausschuss am 14. Juli über das Thema beraten und eine Empfehlung abgeben. Die Entscheidung zur zeitnahen Überbrückung der Versorgungslücke und zur Standortfrage des Containers soll vom Gemeinderat am 28. Juli in öffentlicher Sitzung getroffen werden.