Der Glasanbau der Verbundschule soll aufgestockt werden, um darin die Ganztagesbetreuung unterzubringen. Mit diesem Vorschlag überraschte Architekt Dietrich Hopf das Gremium. Foto: Architekten Hopf + Pfäffle

Weitere Arbeiten am "Gebäude Hauptstraße 3" werden eingestellt. Holzbalken sind teilweise verfault.

Oberndorf - Die Stadt legt das Projekt "Gebäude Hauptstraße 3" auf Eis und stellt die weiteren Arbeiten ein. Die Unterbringung der Schüler für die Ganztagesbetreuung soll in einer Erweiterung des Mensa-Bereichs erfolgen.

Die von Architekt Dietrich Hopf in der Januar-Sitzung befürchtete "worst case"-Situation im Gebäude Hauptstraße 3, ehemaliges "Sabei", ist eingetreten. Beim Öffnen der Decken wurde festgestellt, dass die Holzbalken teils verfault, teils bei einem Umbau im Jahr 1916 gar nicht mehr ersetzt wurden. "Dadurch hängt die Decke im Erdgeschoss an manchen Stellen rund 20 Zentimeter durch", erläuterte Hopf den Stadträten in der Gemeinderatssitzung am Dienstag. Durch einen entsprechenden Innenausbau sei dies bislang kaschiert worden.

Der damalige Eigentümer habe wohl, so hätten Recherchen ergeben, bei einem Umbau die Ladenfläche erweitert, dabei Wände entfernt, ohne die Holzbalken für eine entsprechende Tragkonstruktion zu ersetzen. Freigelegte Zapflöcher würden dies belegen, erläuterte Hopf.

Kostenberechnung

"Dadurch biegt sich nun die Tragkonstruktion durch." Die vorläufige Kostenberechnung für den Umbau des Gebäudes, in dem die Stadt die Ganztagsbetreuung der Verbundschule unterbringen wollte, ließe sich so nicht halten. 400.000 Euro standen bislang im Raum. Die neuen Kosten ließen sich nicht exakt beziffern, lägen aber ebenfalls im "sechsstelligen Bereich."

Zur Erinnerung: Die Stadt hatte das Gebäude mit einem Verkehrswert von 350.000 Euro für 150.000 Euro aus einem Insolvenzverfahren heraus erworben. "Von außen macht das Gebäude einen relativ ordentlichen Eindruck", bestätigt der Architekt. Bei jedem Begang, bei jeder Besprechung habe sich die Lage aber "weiter verdüstert". Aufgrund dieser Erkenntnisse meinte auch Bürgermeister Hermann Acker zum Gemeinderat: "Wir raten deshalb dringend davon ab, dieses Projekt weiter zu verfolgen."

Architekt Hopf überbrachte am Dienstag aber nicht nur schlechte Nachrichten, er zauberte auch eine Lösung aus dem Hut, die offensichtlich so nahe liegend ist, dass weder Verwaltung noch Gemeinderat in der Vergangenheit daran gedacht hatten. Er legte Pläne vor, die eine Aufstockung des jetzigen Mensa-Bereichs der Verbundschule zeigten. "Technisch leicht umzusetzen, barrierefrei, städtebaulich funktional", skizzierte er.

Schulbauförderung

Als erste Orientierung nannte Hopf Kosten von rund 457 000 Euro. Bei einem solchen Neubau könnten eventuell sogar noch Gelder aus der Schulbauförderung fließen, ließ Acker anklingen. "Ich bin froh und glücklich über diese andere Lösung." Und mit dem Satz "Wir wollen kein zweites Fass ohne Boden" spielte er auf die Baustelle Schuhmarktplatz 13 an.

Ende mit Schrecken

Auch bei den Stadträten rannte Hopf mit seinem Vorschlag offene Türen ein. Günter Danner (SPD) nannte ihn "hervorragend" und fragte sich: "Warum kommen wir da nicht selber drauf?" Robert Häring (CDU) kommentierte: "Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende." Hopfs neuer Plan sei eine "gute Sache für die Oberstadt".

Seine Fraktionskollegen Martin Karsten und Thorsten Ade drängten darauf, dass die Verbundschule eine verlässliche Raumplanung vorlege, um sich bei weiteren Planungen nicht "nur aufs Bauchgefühl" verlassen zu müssen, formulierte Ade. Diese detaillierten Zahlen und Fakten seien ohnehin für die Beantragung von Fördermitteln notwendig, erläuterte Acker.

Was aus dem Gebäude in der Hauptstraße nun werde, wolle man sich in aller Ruhe überlegen.