An der Karl-Wider-Schule ist Volker Glück 2014 am häufigsten im Einsatz. Foto: Zeger

Schulsozialarbeiter Volker Glück stellt Jahresbericht vor. Messer-Attacke an Karl-Wider-Schule weiterhin Thema. Mit Kommentar.

Oberndorf - Zum vierten Mal stellt Schulsozialarbeiter Volker Glück seinen Jahresbericht den Stadträten vor. Sein Fazit: "Der bisherige Weg ist der richtige."

Im Zeitraum von Januar bis Dezember 2014 habe er 133 Einzelfälle bearbeitet und in Gruppenarbeiten elf Klassen mit 248 Schülern erreicht, so der Sozialarbeiter von der Stiftung Lernen-Fördern-Arbeiten im Verwaltungsausschuss. Insgesamt besuchen 1427 Schüler, aufgeteilt in 70 Klassen, die Karl-Wider-Schule, die Ivo-Frueth-Schule, die Realschule und das Gymnasium am Rosenberg. Diese Zahlen gehen aus der Aufstellung der Stadtverwaltung für das Schuljahr 2014/2015 hervor.

Knapp 60 Prozent seiner Kontakte finden an der Karl-Wider-Schule statt, gefolgt von der Realschule (24 Prozent), dem Gymnasium (14 Prozent) und der Ivo-Frueth-Schule (vier Prozent). Dort hätten die Lehrer weitestgehend selbst die Betreuung übernommen, da die Klassen klein und die personelle Situation gut seien, erläutert Glück.

Bei seiner Analyse der einzelnen Schülerkontakte bezogen auf die Klassenstufen zeigt sich, dass die Spitzen in der Karl-Wider-Schule bei den Zweit-, Viert- und Fünftklässlern liegt. "Hier geht es meist um Streitschlichtung und die Vermittlung von Strategien für Konfliktlösungen", sagt Glück. Dafür seien die Schüler "offen und dankbar", so seine Erfahrung.

Zusammenarbeit entwickelt sich positiv

In der Realschule fordern die Siebtklässler (48 Fälle) den Sozialarbeiter, gefolgt von den Neunt- und Sechstklässlern (20 und neun Fälle). Am Gymnasium hatte er in der sechsten Klasse am meisten zu tun. Diese Schüler machten Glück bereits als Fünftklässler die meiste Arbeit.

Die häufigsten Kontakte werden Glück über "aufmerksame" Lehrer vermittelt (56). Aber auch Mitschüler und betroffene Schüler selbst kämen immer mehr auf ihn zu. In elf Fällen hätten ihn Eltern direkt kontaktiert. "Die Zusammenarbeit macht Spaß und entwickelt sich positiv", so das Fazit von Glück.

Bei den Netzwerkpartnern, zu denen unter anderem die Stadtjugendpflege, das Jugend- und Versorgungsamt, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen, Vereine und die Bürgerstiftung gehören, sei Glück "gut integriert", so sein Empfinden.

Als Hauptinhalte bei den Beratungsgesprächen nennt Glück die Streitschlichtung und die Verhaltensoriginalität bei Schülern, Schulverweigerung, Mobbing und seelische Belastungen wie beispielsweise das "Ritzen". Dabei spielen körperliche Gewalt und Mobbing in jeweils sechs Fällen eine Rolle. "Das ist zumindest das, was bei mir angekommen ist", sagt Glück.

Die Stärkung der Gruppengemeinschaft, Gewalt-, Tabak- und Medienprävention sind die Inhalte bei der Arbeit mit Klassen. Glück: "Dabei arbeite ich viel mit den ›Clik‹-Modulen der Stadtjugendpflege."

Volker Glück: "Müssen für Zukunft nichts ändern."

"Ist der Fall jetzt geklärt?", will Stadtrat Wolfgang Maier von Schulsozialarbeiter Volker Glück wissen. Der CDU-Mann fasst bezüglich des Messer-Vorfalls an der Karl-Wider-Schule nach, der Anfang Dezember stattgefunden hat (wir berichteten).

"Es wurden schulintern die richtigen Schritte eingeleitet", berichtet Glück. Es hätten viele Aufklärungsgespräche stattgefunden, "wir waren hinterher". Um Persönlichkeitsrechte nicht zu verletzen, konnte sich Glück in der öffentlichen Sitzung des Verwaltungsausschusses nur sehr vage zu diesem Fall äußern. Maier: "Sie brauchen nicht um den heißen Brei herumreden, aber künftig sollten solche Dinge intern abgeklärt werden, damit der Schulstandort Oberndorf nicht schlecht dargestellt wird."

Bezüglich der Berichterstattung im Schwarzwälder Bote, der Reaktion von Eltern und in sozialen Netzwerken meint Glück: "Die Sichtweise ist verschieden." Und er betonte: "Für die Zukunft müssen wir nichts ändern."

Rückendeckung bekommt Glück von Stadtrat Stefan Guhl (Freie Wähler): Er habe Rückmeldungen von Eltern bekommen, die zeigten, dass das Vertrauen in dessen Arbeit durchaus gegeben sei. Auch Bürgermeister Acker betonte die "positive Resonanz" bezüglich der Schulsozialarbeit, die zu ihm durchdringe. Kulturamtsleiter Hans-Joachim Ahner wies darauf hin, dass es nicht Aufgabe der Schulsozialarbeit sei, Delikte zu verfolgen. Im Mittelpunkt stehe die Aufarbeitung von Konflikten.

Kommentar: Heile Welt?!

Karin Zeger

Der Bericht von Schulsozialarbeiter Volker Glück war tipptopp, die Zahlen solide, die Inhalte der Präventionsarbeit vernünftig. Heile Welt am Schulstandort Oberndorf! Fast ist man überzeugt. Wäre da nicht der Messer-Vorfall vom Dezember, bei dem ein zehnjähriger Grundschüler bedroht wurde. Als diese Geschichte an die Öffentlichkeit kam, meldeten sich Eltern in sozialen Netzwerken und direkt bei uns in der Redaktion und schilderten ihre Erfahrung mit dem Umgang von Gewalt und Mobbing an den Oberndorfern Schulen.

Sie sprechen von überforderten Lehrern, von Gesprächen, die nicht zum Erfolg führen, von blauen Flecken, die nicht ernst genommen werden, von Schulangst. Liebe Pädagogen: Wäre es nicht an der Zeit, solche Dinge nicht als Einzelfälle abzutun, auf den Schein der heilen Welt zu pfeifen, sich nicht von Statistiken blenden zu lassen und sich einzugestehen, dass es auch an Oberndorfer Schulen Probleme gibt?