Das Lehrschwimmbecken in der Karl-Wider-Schule steht allen Schulen in Oberndorf und Teilorten zur Verfügung. Foto: Fuchs

Keine ausgebildeten Lehrer. Wege für Schulen auf Dörfern zu weit. Stadt bietet Hilfe an.

Oberndorf - Schwimmunterricht gibt es nur noch an der Hälfte der Grundschulen in Oberndorf und Umgebung. Die Kommune würde Becken und Busse bereitstellen, dennoch wird das Angebot nicht angenommen. Schulleiter beziehen Stellung.

Auf die Nachfrage der Freien Wähler, welche Grundschulen in Oberndorf Schwimmunterricht anbieten, gibt Bürgermeister Herrmann Acker die schockierende Antwort: An nur drei von sechs Schulen gibt es Schwimmstunden. Der Bürgermeister betont, dass die Stadt ihren Beitrag zum Schwimmunterricht an Grundschulen leistet. Sie stelle das Schwimmbecken zur Verfügung und übernehme die Fahrtkosten. Das Angebot anzunehmen liege jedoch allein im Ermessen der Schulen. "Wir bemühen uns als Kommune, Schwimmunterricht gehört bei Grundschulen einfach dazu", findet Dieter Rinker, Fraktionschef der Freien Wähler. "Es kann nicht sein, dass die Kinder nicht mehr schwimmen lernen."

Becken wurde erst saniert

Gleicher Ansicht ist Michael Hafner, der ehemalige Oberndorfer DLRG-Vorsitzende. "Das ist ganz schlecht. Man hört immer öfter, dass Kinder nicht mehr richtig schwimmen können und das ist ein Zeichen, dass sie es eben nicht einfach so mit der Zeit von alleine lernen." Im Schwimmunterricht in der Schule sollen den Kindern zumindest die Grundzüge des Schwimmens richtig beigebracht werden, findet Hafner.

Erst vor einigen Jahren wurde das Lehrschwimmbecken in der Karl-Wider-Schule frisch saniert. Nun haben alle Schüler aus Oberndorf und Teilorten dort die Möglichkeit, auf acht mal fünf Metern schwimmen zu lernen. Warum diese von drei Schulen nicht wahrgenommen wird?

Schulen in Ortsteilen fühlen sich eingeschränkt

"Wir haben keinen ausgebildeten Schwimmlehrer", Schulleiterin Angela Fay von der Grundschule Hochmössingen. "Die Stadt hat uns schon einmal mitgeteilt, dass wir die Linienbusse kostenlos benutzen können, aber die Fahrtzeiten sind hier nicht ideal." Damit wäre man stark eingeschränkt. Der ganze Lehrplan müsse angepasst werden. Der Schwimmunterricht würde dann ja im Rahmen des Sportunterrichts stattfinden.

Schulleiter Thomas Rothenhäusler von der Gutenbergschule Bochingen hat das gleiche Problem: "Wir bräuchten mit den öffentlichen Bussen wirklich lange bis zum Schwimmbecken in der Verbundschule. Realistisch wäre es, zwei Stunden pro Woche für Schwimmunterricht einzuplanen." Mehr sei vom Sportunterricht nicht zu entbehren. "Und von diesen zwei Stunden wären die Kinder nach langer Anfahrt und Umzieh-Zeit noch etwa eine Viertelstunde im Wasser." Das würde sich nicht lohnen. Außerdem gebe es auch an seiner Schule keinen Sportlehrer mit Rettungsschwimmer-Abzeichen.

Michael Schwarz, zuständig für die Grundschule Beffendorf, die ebenfalls keine Schwimmstunden anbietet, war momentan für eine Auskunft nicht zu erreichen. Es lässt sich jedoch erahnen, dass auch hier die Dinge ähnlich stehen.

Immer Lösungen gefunden

"Dummes Geschwätz", findet Hermann Leopold, der Oberndorfer Verwaltungsleiter. "Ich habe den Eindruck, dass vielen Schulen die Planung einfach zu umständlich ist." Als das Lehrschwimmbecken in der Karl-Wider-Schule gesperrt gewesen sei, habe die Grundschule Lindenhof für eine Weile nach Dornhan ausweichen müssen. Das sei noch weiter gewesen, und es hätte auch funktioniert. Ein Shuttle-Bus sei geschickt worden.

Wäre das auch bei den übrigen Grundschulen auf Dauer möglich? "Grundsätzlich schon", meint Leopold, "aber ich sehe es nicht ein, einen Shuttle-Bus zu schicken, wenn parallel auch Linienbusse fahren." Das müsse wenn dann im Einzelfall geklärt werden. "Bisher haben wir noch für jeden Antrag eine praktikable Lösung gefunden."

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln würde es funktionieren, heißt es auch von Seiten des Kulturamtes Oberndorf. Natürlich müssen Stundenplan und Beckennutzungsplan an die Fahrpläne angepasst werden. Machbar sei das. Das größere Problem, der Schwimmlehrer-Mangel, könne jedoch von Seiten der Stadt nicht gelöst werden.