Betreiber von Wasserkraftwerken müssen investieren / Informationen in Oberndorf bei der EnBW und in Aistaig
Von Peter Wolf
Oberndorf. Nein, das sind keine kleinen Fische für die Betreiber kleinerer Wasserkraftwerke. Sie sollten in eine "Fisch-Umgehungsstraße" viel Geld investieren und dann auch noch einen Einnahmeverlust durch geringere Stromproduktion in Kauf nehmen.
Die Oberndorfer CDU mit ihrem Vorsitzenden Robert Häring hatte für den Sommertourabstecher des CDU-Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden der Unionsfraktion, Volker Kauder, nach Oberndorf das Thema "Wasserkraft" ausgewählt. Bei der Besichtigung des EnBW-Wasserkraftwerks in Aistaig konnten auch die beiden Betreiber kleinerer Wasserkraftwerke in Talhausen und in Rottweil, Reinbert Günter und der gebürtige Oberndorfer Martin Pfeffer, dem Bundespolitiker ihre Probleme schildern.
Günter, Inhaber des aus einer Mühle entstandenen und 1910/11 gebauten Wasserkraftwerks in Talhausen, erinnerte daran, dass dieses Kraftwerk einmal mehrere Gemeinden, darunter auch über eine zehn Kilometer lange Freileitung Dunningen mit Strom versorgt habe. 1996 habe man das Stromnetz an den Vorgänger der EnBW, die EVS, verkauft. Günter äußerte Verständnis dafür, dass jetzt die Durchgängigkeit des Neckars für Fische von der Quelle in Schwenningen bis zur Mündung in den Rhein bei Mannheim gefordert werde. Dies bedeute, dass Wehre und Wasserkraftwerke für Fische keine Hindernisse mehr darstellen dürften. Günter legte dar, dass das Umgehungsgerinne um sein Kraftwerk herum schon in der Planung rund 10 000 Euro Kosten verursache. Weitere 70 000 bis 80 000 Euro werde die Maßnahme an sich verschlingen. Der Kraftwerksbetreiber rechnete vor, dass der geforderte Wasserdurchlauf von 600 Litern pro Sekunde die Stromerzeugung in seinem Kraftwerk um 80 000 Kilowattstunden im Jahr reduziere. "Dies ist bei einer Jahresproduktion von 850 000 bis 900 000 Kilowattstunden ein Verlust von fast zehn Prozent." An eine Verringerung der Durchlaufmenge auf 400 Liter glaubte Günter nicht. "Die Freiburger Behörden sind recht grün."
Für Pfeffer, Wasserkraftwerksplaner und -bauer sowie Betreiber von zwei kleinen Wasserkraftwerken in Rottweil, ist das Nutzungspotenzial am Neckar für Wasserkraftwerke weitgehend ausgereizt. Seit dem ersten Einspeisegesetz von 1990 rentiere sich auch der Betrieb solch kleiner Wasserkraftwerke.
Kauder, nach eigenen Worten kein großer Freund der Solarenergie zumindest in Deutschland, dafür aber kräftiger Befürworter von großen Offshore-Windparks in der Nordsee, sagte zu, der Frage nachzugehen, wie Wasserkraftwerksbetreiber für die Kosten und Nachteile, die bei der Herstellung der Durchgängigkeit für die Fische entstünden, entschädigt werden könnten. Der Politiker war sich sicher, dass so manche grüne Naturschutzposition angesichts der Notwendigkeit, den Anteil der erneuerbaren Energien erheblich auszubauen, fallen müsse. Zuvor hatten Gottfried Streib, Andreas Renner und Klaus Kallweit von der EnBW allgemein zur Zukunft der Wasserkraftnutzung und zur Geschäftspolitik des Energiekonzerns sowie speziell zum Wasserkraftwerk informiert.