Janusz Filusch mit seiner Familie vor den Häusern in der Kameralstraße, die er gekauft hat und sanieren möchte.Fotos: Danner Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtbild: Architekt Janusz Filusch lässt Gebäude Kameralstraße 10 und 12 stehen / Fünf Wohnungen geplant

Eine geplanter Flachdach-Neubau in der "Pfalz" sorgte für zwei Jahren für viel Diskussionsstoff in Oberndorf. Der Investor zog sich schließlich zurück. Jetzt haben die Gebäude Kameralstraße 10 und 12 einen neuen Besitzer. Er möchte die Häuser erhalten und sanieren.

Oberndorf. Der Architekt Janusz Filusch – er hat in Mainz studiert – wohnt mit seiner Familie seit 2014 in Aistaig. Der gebürtige Pole und seine niederländische Lebensgefährtin haben schon in einigen Metropolen auf der Welt gelebt. "Das ist toll, solange, bis man Kinder hat", sagt Filusch im Gespräch mit unserer Zeitung. Der gemeinsame Sohn ist mittlerweile acht Jahre alt. Und so entschied sich die kleine Familie vor sechs Jahren, in eine kleinere Stadt zu ziehen.

Der Hauptsitz des Architekturbüros von Janusz Filusch ist im polnischen Lodz, eine weitere Dependance gibt es in Irland. Dort lebt und arbeitet seine Schwester, mit der das Büro gemeinsam betreibt. Er selbst hat sich in Aistaig niedergelassen. Im digitalen Zeitalter kein Problem, betont er. In diese Gegend hat es ihn wegen seiner Mutter verschlagen. Sie lebte bei Stuttgart. Ein neues Zuhause für sie wurde gesucht und in Sulz gefunden, ein altes Haus gekauft und als Familienprojekt saniert. Und wo Janusz Filusch schon mal in der Gegend war, sah er sich in dieser auch um.

Oberndorf hat Potenzial

Für Oberndorf bricht der Architekt eine Lanze. Für ihn und seine Familie habe die Stadt alles, was man zum Leben braucht. Hier liessen sich die Einkäufe des täglichen Bedarfs erledigen, Café und Lokale sorgten für gelegentliche Freizeitgestaltung. Kindergärten und Schulen für den Filius gibt es auch. "Oberndorf hat so viel Potenzial", ergänzt Filuschs Lebensgefährtin Wendeline Sjouke.

Als eine Initiative Anfang 2019 zum "1. Oberndorfer Tag der Baukultur" ins Bonhoefferhaus eingeladen hatte, saß auch Janusz Filusch im Publikum. Dabei wurde er über die Diskussion auf die beiden Häuser die Kameralstraße 10 und 12 aufmerksam. Inzwischen gehören sie ihm.

Das Gerüst steht schon seit geraumer Zeit. Noch sei er aber hauptsächlich mit der Analyse der Bausubstanz beschäftigt, erklärt er. Eins ist aber sicher – Filusch lässt die Gebäude nicht abreißen. Sie sollen in ihrer Grundstruktur erhalten bleiben. Fensterläden will er wieder anbringen. Zwischen den denkmalgeschützen Häusern des "i-Dipfele" und der Jugendmusikschule sieht er einen Flachdachbau –wie er geplant war – als deplatziert an.

Neben seinem Architekturbüro im Erdgeschoss der Kameralstraße 10 sollen insgesamt fünf Wohnungen ihren Platz in den beiden Gebäuden finden. Zwei davon möchte er als Ferienwohnungen nutzen – für Besuche der eigenen Familie aber auch zum Vermieten.

Denn für Janusz Filusch ist Oberndorf ein attraktives touristisches Ziel. Hier gebe es Möglichkeiten zum Wandern und zum Radfahren in einer schönen Gegend. Für die übrigen drei Wohnungen hofft er, Familien als Mieter zu finden, die die Oberstadt beleben.

Noch liegt aber vor Filusch und seinem Bauteam viel Arbeit. Ihm sei klar, dass er keine Rendite erzielen könne, mit der ein Investor zufrieden sei, der gewinnmaximiert orientiert arbeite. Doch ihm reiche sie aus. So eine Sanierung lohne sich nur privat, betont er. Als Projekt für sein Architekturbüro hätte er sie wohl nicht angenommen. Es stecke schon ein Stück Idealismus dahinter, räumt er ein.

Vor zwei Jahren hatte der Gemeinderat mehrheitlich für den Verkauf des einen Gebäudes an den damaligen Investor gestimmt und damit den Weg für einen Flachdachbau frei gemacht. Als Argumentation wurde von den Befürwortern dabei unter anderem ins Feld geführt, man solle froh sein, dass sich überhaupt ein Investor gefunden habe. Von einem "weißer Ritter" für die Stadt war die Rede gewesen.

Nun, zwei Jahre später, will Janusz Filusch den Beweis antreten, dass es auch ohne Abriss und Fachdach-Neubau gehen kann.