Hans-Joachim Hoeft berichtet über die Geschichte der Rechenmaschinen. Hier zeigt er ein Neper-Rechenstäbchen. Foto: Weber Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Hans-Joachim Hoeft berichtet übers Multiplizieren und Dividieren mit Geräten

Auf Einladung der Gesellschaft für Heimat- und Kulturgeschichte sprach Hans-Joachim Hoeft im Vortragssaal der Volkshochschule Oberndorf im Schwedenbau über mechanische Rechengeräte. Rund 15 Zuhörer waren der Einladung gefolgt.

Oberndorf. Der Referent schilderte, wie er 1972 einen HP-65, den modernsten programmierbaren Taschenrechner, erstand, gleichzeitig aber eine Brunsviga-Rechenmaschine kaufte, da ihn der Kontrast fesselte. Das Einführen der Null in die Mathematik durch indische Gelehrte rund 500 Jahre nach Christus sei eine wissenschaftliche Großtat gewesen und habe einen Rieseneinfluss auf diese Wissenschaft gehabt, sagte Hans-Joachim Hoeft.

Das Bild eines römischen Abacus leitete zum eigentlichen Thema über, zu mechanischen Rechengeräten. Mit römischen Zahlen zu rechnen, ist äußert kompliziert, und die Händler auf den Märkten wollten die Ergebnisse schnell. Mit diesen Geräten konnte man nach Sekunden ein Ergebnis vorweisen. Ähnliche Geräte konnte Hoeft aus China, Japan und Russland zeigen.

Ein Höhepunkt der Rechengeschichte war auch ein Höhepunkt des Vortrags: die vom schottischen Gelehrten John Napier (1550 bis 1617) entwickelten Rechenstäbchen, mit denen es ohne großen Aufwand möglich ist, Multiplikationen und Divisionen durchzuführen. Selbst die Berechnung der Quadratwurzeln ist möglich. Diese Stäbchen bildeten die Grundlage für eine Rechenmaschine, die der 1592 in Herrenberg geborene Wilhelm Schickard 1623 entworfen hat. Diese Vier-Spezies-Maschine hat aus mechanischen Gründen nicht funktionieren können. Es wäre die erste Rechenmaschine der Welt. Nun stellte Hans-Joachim Hoeft die beiden Hauptsysteme der Rechenmaschinen vor: die Staffelwalzenmaschinen, von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 bis 1716) im Jahr 1673 und die Sprossenradmaschinen, von Giovanni Poleni (1683 bis 1771) 1703 entwickelt.

Wie eine Sprossenradwalze aussieht, wurde an einer solchen aus einer Walther WSR 160 gezeigt, denn dieses Bauteil konnte man in die Hand nehmen. Die erste in Serie gebaute Vier-Spezies-Rechenmaschine, die "Arithmomètre" von Thomas de Colmar, stammt aus dem Jahr 1871 und war ausgestellt.

In dieser Zeit waren große Unternehmen, vor allem Versicherungen, daran interessiert, Routinearbeiten mit maschineller Unterstützung zu erledigen. Auch die "1. deutsche Rechenmaschinenfabrik Arthur Burkhardt, Glashütte" baute eine "Arithmometer"; sie war ebenfalls im Original zu sehen.

Stachelwalzenmaschinen waren nach dem Zweiten Weltkrieg "megaout". Dennoch baute Curt Herzstark (1902 bis 1988) seine "CURTA", eine Meisterleistung der Feinmechanik.

Nach einem Ausflug in die Geschichte der Odhner-Rechenmaschinen kamen die Vorführungen: Auf einer Walther 160 galt es, zu multiplizieren und zu dividieren. Dank einer Video-Kamera konnten die Einzelschritte auf der Leinwand mit verfolgt werden. Mit der Thales GEO wurde in einem Arbeitsgang der Schnittpunkt zweier Geraden errechnet. Die Hamann Manus R dividierte vollautomatisch und begeisterte den Referenten sichtlich.

Aber zum Schluss wurde noch ein Blick auf weit trivialere Hilfsmittel wie Rechenschieber und Logarithmentafel geworfen, ehe noch die Problematik anklang, mit der die immer weiter fortschreitende Entwicklung elektronischer Datenverarbeitung verbunden sein kann.