David Rominger, der Theologie studiert, nimmt mit seinem Rap die jungen Gefangen für sich ein. Foto: Zühlsdorff Foto: Schwarzwälder-Bote

David Rominger beeindruckt junge Straftäter und überwindet anfängliche Skepsis

Oberndorf. Für die jungen Straftäter in der Jugendvollzugsanstalt Oberndorf war es ein außergewöhnliches Erlebnis: Der christlich geprägte Rapper David Rominger zog sie nach anfänglicher Skepsis in seinen Bann. Zu "Musikworten" waren die Gefangenen eingeladen worden. "Live-Rap" und "Gespräche" verspricht die Ausschreibung. Das macht neugierig – mehr als die Hälfte aller Insassen will sich dieses Event nicht entgehen lassen.

Rominger hat das komplette Equipment mitgebracht: zwei große Lautsprecherboxen, Mischpult, Verstärker, Kabel, Mikrofon und Laptop. Emsig steckt er die Komponenten im Schultrakt der JVA zusammen. "Das ist der Vorteil einer variablen Einrichtung", freut sich Lehrer Torsten Zühlsdorff. "Vor zwei Stunden haben wir uns hier während des Unterrichts noch mit dem Pythagoras-Satz beschäftigt."

Rominger dreht an einigen Reglern des Mischpults und gesellt sich zufrieden zu Hermann Nägele, der als ehrenamtlicher Mitarbeiter die Veranstaltung organisiert hat.

Schnell füllt sich der Raum mit dem erwartungsvollen Publikum. Rap – das sei stets auch Realität und bringe das Straßenleben zum Ausdruck, erklärt einer der Gefangenen. Rominger begrüßt jeden mit Handschlag, stellt sich vor und steigt mit dem selbst verfassten Titel "Nur anders" ein. Beats hämmern durch den Raum und lassen die Musik fühlbar werden. Der rhythmische Sprechgesang trifft sofort den Geschmack der jungen Zuhörer. Viele Köpfe nicken mit, einige Knie wippen im Takt.

Nach zwei weiteren Rap-Nummern sucht Rominger das direkte Gespräch mit den Gefangenen. Warum er keinen "Gangster-Rap" mache? Er stehe auf "Real-Rap": Die Leute sollen aus Romingers Sicht nur von dem singen, was sie selbst erlebt haben. Darum singe er vom Glauben an Gott und die Errettung vieler Menschen durch Jesus Christus. "Ich habe vor einigen Jahren nach einer Perspektive für mein Leben gesucht und möchte meine Erfahrungen mit Gott über die Musik weitergeben", ergänzt der 21-jährige Künstler.

Die Zuhörer sind skeptisch. Es entwickelt sich eine rege Diskussion, bevor weitere Titel wie "Abendrot" oder "I can see a savior" erneut für Stimmung sorgen. Beats, Rhythmen und die raschen Wortfolgen sichern Rominger die Aufmerksamkeit seines Publikums: Er spricht ihre Sprache.

Bei der nächsten Gesprächsrunde wird es wieder lebhaft. Fast alle beteiligen sich. Nägele setzt mit Worten von Dietrich Bonhoeffer einen Impuls. Sichtlich bewegt berichtet er über seinen Glauben. Die jungen Straftäter hören zu, weil sie spüren, dass es die Gäste ernst meinen. Jetzt wisse er, dass Rominger wirklich "Real-Rap" mache, ruft ein junger Mann mit roter Kappe. Das Eis ist gebrochen. Man tauscht sich weiter aus, lacht, hört zu und wird gehört. "Wer von euch rappt selber", fordert Rominger zum Mitmachen auf. Die Begeisterung ist groß, als zwei Gefangene zum Mikrofon greifen und ihre eigenen Rap-Talente unter Beweis stellen. 1,5 Stunden vergehen wie im Fluge. Der Abschied fällt herzlich aus. Man kennt sich jetzt und begegnet sich mit gegenseitigem Respekt und Anerkennung.