Vor dem Haus Raphael feiern Gläubige das Fronleichnamsfest – mit Abstand und innerer Freude. Foto: Dohmen Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Fronleichnam in Zeiten von Corona / Junge Christen gestalten Bilder für besonderen Teppich

Oberndorf. Das Fronleichnamsfest stand im Zeichen der Coronakrise. Die Kirchengemeinden der Seelsorgeeinheit Oberndorf feierten die Gottesdienste im Freien.

Es sei eine aufregende, aber schließlich beglückende Sache, bei doch regenfreiem Wetter mit einem bunt gestalteten Blumenteppich nach dem Motiv des Jahresthemas "Wie sieht’s aus?" zur Feier beitragen zu können, atmeten die neuen Kirchengemeinderätinnen von Altoberndorf auf. So konnte erstmals vom mit Abstand bestuhlten neuen Parkplatz bei der St. Silvesterkirche aus Gottesdienst gefeiert werden.

In Oberndorf wählte man den Garten vor dem Haus Raphael. So konnten auch die Bewohner des Altenzentrums mit Abstand teilnehmen.

Die Gottesdienstbesucher mussten auf viel Gewohntes verzichten: kein gemeinsames Singen, keine musikalische Gestaltung durch die Stadtkapelle, keine bunten Blumenteppiche. Und doch bietet die Krise auch Chancen, Neues auszuprobieren.

So waren die Erstkommunionkinder, deren Fest in diesem Jahr ausfallen musste, und die Kindergärten gebeten, Bilder für einen besonderen Teppich zu gestalten. Einige Kunstwerke sind so entstanden und wurden zu einem bunten Bilderteppich zusammengestellt, der den Altar verschönerte.

Die Bilder werden bei den nächsten Etagengottesdiensten im Altenzentrum ebenfalls zum Einsatz kommen und anschließend in der St. Michaelskirche einen Platz finden. So können sie in den kommenden Wochen ausgiebig betrachtet werden.

Pfarrer Martin Schwer packte für seine Predigt eine Vespertüte aus. Darin befand sich jedoch kein Brot, sondern ein Rindenfundstück kam zum Vorschein. "Im Tod ist das Leben", zitierte Pfarrer Schwer die zentrale Aussage zum Glaubensgeheimnis dieses Festes. Auch die Osterkerze, die seit Ostern in den Kirchen brennt, ist im Motivbild dieses Rindenfundstück.

Tod und Zerstörung, wie das im Kreislauf der Natur sichtbar werde, entfalte durch das Sterben und Wachsen des Weizenkorns Ähren und Körner; daraus entstehe mit menschlicher Arbeit Mehl und Brot. An der Osterkerze seien Nägel sichtbar – Hinweise auf Jesus und sein Leiden, ebenso aber Hinweise auf die wunden Punkte der Welt, wie sie gerade in Corona-Zeiten sehr sichtbar geworden seien. Im Brot und im Leiden bleibe Jesus den Menschen nahe. Der Glaube vermöge, wie das Licht es tue, Orientierung zu geben durch schwierige Zeiten.

Dieser Faden wurde in den Gebeten und Texten aufgegriffen, mit denen die Schönstattfamilie den Gottesdienst mitgestaltet hat. Auch für den Blumenschmuck haben die Schönstattfrauen gesorgt; Dominica Richter als Kantorin und Tomasz Flammer am Keyboard trugen trotz des fehlenden Gemeindegesangs zu einer musikalischen Gestaltung der Feier bei.

Die Kolpingsfamilie hat sich mit einer Fahnenabordnung gezeigt und den Altar auf dem Schuhmarkt gestaltet, zu dem im Anschluss an den Festgottesdienst die absichtlich im Schweigen vollzogene Prozession zog. Ebenso war die KJG mit ihren Fahnen und die Vorbereitung unterstützend vertreten.

Nach dem Abschlusssegen mit der Monstranz dankte Pfarrer Schwer in Namen des Kirchengemeinderats allen, die vor, während und nach dem Gottesdienst an Bestuhlung, Beschallung und Organisation beteiligt waren.