Interview: Felix Wehner vom Modehaus Hoffmeyer: Attraktiver Warenkorb gehört zu Erfolgsfaktoren

Oberndorf. Bei der öffentlichen Vorstellung der Entwürfe zum Planungswettbewerb Talplatz im Oberndorfer Rathaus gab es am vergangenen Freitag auch kritische Stimmen (wir berichteten). Vor allem die Inhaber des Modehauses Hoffmeyer meldeten sich mit Vorbehalten zu Wort. Sie sehen durch die jetzt vorgestellte Konzeption gar ihre Existenz in Frage gestellt. Wir haben bei Felix Wehner nachgehakt.

Die Familie Wehner, Inhaber des größten Einzelhandelsgeschäfts in Oberndorf, ist mit den Entwürfen zur Talplatzgestaltung nicht zufrieden. Weshalb?

Zunächst ist es wichtig, zu betonen, dass es nicht um Unzufriedenheit geht. Im Gegenteil, wir sind froh darüber, dass eine Veränderung in der Talstadt stattfinden soll. Allerdings weißt der erste Gestaltungsansatz noch deutliche Optimierungspotenziale auf und ist für uns in der bestehenden Form nicht akzeptabel – daher ist es ja auch ein Entwurf, welcher dringend diskutiert werden muss. Ein Beispiel: Den Lösungsansatz, die Ein- und Ausfahrt über die Schweizermühlengasse zu ermöglichen, finden wir sehr gut. Hierdurch wird der Verkehrsfluss deutlich besser strukturiert und entlastet die Durchfahrtssituation. Nicht akzeptabel hingegen ist, dass die aktuelle Planung einen Entfall von 30, der bisher 40 Parkplätzen vorsieht. Damit stünden unseren Kunden sowie den Kunde aller weiteren Geschäften lediglich zehn direkte Parkplätze auf dem Talplatz zur Verfügung. Aus unserer Erfahrung besteht schon heute eine Knappheit an Parkmöglichkeiten auf dem Talplatz. Eine kundenfreundliche Parksituation ist ein wesentliches Kriterium für die Frequenz in jeder Stadt.

Der Entwurf des 1. Preisträgers sieht zehn Parkplätze auf dem Talplatz und 20 im Schweizermühlengässle vor. Also 20 mehr, als in der Auslobung des Wettbewerbs gefordert waren. Dazu sollen 30 öffentliche Stellplätze im Parkhaus auf dem Brauerei-Areal kommen, das in die geplanten Wohn- und Pflegeeinrichtung integriert werden soll. Sind das dennoch zu wenige?

Wie bereits gesagt, ist eine kundenfreundliche Parksituation der Casus knacksus einer erfolgreichen Stadtentwicklung im Einzelhandelsbereich und damit absolut existenzentscheidend. Die heute vorhandenen Parkmöglichkeiten spiegeln bereits jetzt nicht den tatsächlichen Bedarf wieder – dies ist besonders an frequenzstarken Tagen und Uhrzeiten deutlich zu bemerken. Das Ziel muss sein, eine möglichst attraktive Umgebung für existierende, aber auch potenziell neue Fachgeschäfte und Einrichtungen entstehend zu lassen. Des Weiteren sind die von Ihnen angesprochenen 30 zusätzlichen Parkplätze auch für die Wohn- und Pflegeeinrichtung angedacht.

In Rottweil betreibt die Familie Wehner ebenfalls Modegeschäfte. Die Stadt wurde in den vergangenen Jahren deutlich umgestaltet. Dabei hat man öffentliche Stellplätze im direkten Innenstadt-Bereich reduziert. Wirkt sich das auf die Kunden-Frequenz Ihrer Geschäfte aus?

Wir sind froh, dass Sie genau dieses Beispiel ansprechen. Die von Ihnen genannte Umgestaltung hat zu einem wesentlichen negativen Effekt auf die Frequenz in unseren Geschäften geführt. Hiervon sind wir mit Bestimmtheit nicht alleine betroffen. Um Ihnen auch hier ein kurzes Beispiel zu geben: Die Kundenfrequenz ist, rückführend auf die Umgestaltung, um mindestens 20 Prozent zurückgegangen. Es mangelt deutlich an schnellen, einfachen Parkmöglichkeiten. Auch die Beruhigung der Verkehrssituation durch Einrichtung einer 20er- Zone tut ihren Teil dazu. Sie sehen also, dass genau diese vermeidlich einfachen Themen einen entscheidenden Effekt haben.

Der Vorsitzende des Preisgerichts zum Planungswettbewerb Talplatzgestaltung, Hans-Ulrich Kilian, sagte bei der öffentlichen Vorstellung der Entwürfe am Freitag im Rathaus in etwa Folgendes: Wenn sich das Stadtbild und damit die Aufenthaltsqualität nicht verbessere, verliere eine Stadt an Wohnqualität. Sprich, dann fallen auch irgendwann die Kunden für den Einzelhandel weg. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?

Wir schließen uns hier voll der Meinung von Herrn Kilian an – die Wohnqualität unserer Stadt muss sich verbessern. Um dies zu erreichen, muss allerdings ein notwendiges Verständnis dafür Entstehen, dass die Abhängigkeiten zwischen den von Herrn Kilian genannten Aspekten keine Einbahnstraßen sind. Die Aufenthaltsqualität trägt wesentlich zum Einzelhandel bei. Dies gilt allerdings in jedem Fall auch umgekehrt. Neben einem schönen Stadtbild zählen zu gleichen Teilen auch ein attraktiver Wohnungsmarkt sowie ein attraktiver Warenkorb, welcher sich unter anderem im Erfolg des Einzelhandels misst, zu den Erfolgsfaktoren einer Stadt. Das eine darf nicht über dem anderen stehen. Ohne ausreichende Parkplätze gewinnen wir keine Kunden von außerhalb für unsere Stadt. Wie eingangs erwähnt, handelt es sich um einen Entwurf. Ein Entwurf birgt Streitpunkte, welche konstruktiv diskutiert werden müssen. Was wir letztlich alle wollen, ist, dass unsere Stadt in allen oben genannten Aspekten wettbewerbsfähig bleibt.  Die Fragen stellte Marcella Danner