Das Motiv regt zum Nachdenken an. Foto: Holzer-Rohrer Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Thema Auferstehung bekommt neue Dimension / Motiv der Osterkerze von Gegensätzen geprägt

Oberndorf. Immer wieder haben sich Menschen am Ostersonntag auf den Weg in die Kirchen der Seelsorgeeinheit Oberndorf gemacht, um das Osterlicht nach Hause zu holen. Das Seelsorgeteam hat sich viel Mühe gemacht, ein Mindestmaß an Ritualen und traditionellen Handlungen – der Situation angepasst – aufrechtzuerhalten. Und so hatte man auch die Möglichkeit, die kleinen Osterkerzen für den privaten Gebrauch zu erwerben.

Das Motiv der Osterkerze greift wie immer das jeweilige Jahresthema der Seelsorgeeinheit auf. "Wie sieht’s aus?", unter dieser Frage ging man im Advent in das neue Kirchenjahr, zu einem Zeitpunkt, als das Thema Coronavirus noch am anderen Ende der Welt zu sein schien. Leiden und Tod weltweit haben nun die Passionszeit in Bildern und Worten geprägt, und so hat auch das Thema Auferstehung bei vielen Menschen zu einer neuen Dimension gefunden. So kann das Motiv – von Irmhild Sellhorst entworfen – in dieser schwierigen Zeit zu einem hoffnungsvollen und tröstlichen Begleiter werden.

Die Mitte bildet ein Rindenfundstück mit Spuren des Borkenkäfers, dessen Tun Zerstörung ist. Zugleich aber kann man bewundern, wie seine gegrabenen Gänge sich weiten, wie sie sternförmig ausstrahlen, der Sonne gleich. So wird das Zerstörte schließlich wieder in den Wachstumskreislauf des Lebens eingehen. Das Wirrwarr beim ersten Blick löst sich bei näherer Betrachtung in eine Feingliedrigkeit auf, die staunen lässt, weil das zerstörerische Werk als "schön" wahrgenommen werden kann. Kurzum – Gegensätze, Widersprüche, Elemente, die sich niemals vollständig erklären lassen.

Traditionell sind an der Osterkerze die Wundmale als rote Punkte zu sehen. Sie können als "wunde Punkte dieser Welt" gedeutet werden und folgende Antwort auf die Leitfrage geben: "Ja, so sieht es aus für viele Menschen: Leidend, verwundet, aufschreiend, traumatisiert, geduldig ertragend erleben sie ihr Dasein." Verbindet man die Wundmale gedanklich, bilden sie die Form eines liegenden Kreuzes – ein Symbol für die Last der Welt, die Jesus getragen hat.

In festlichem Hoffnungsweiß gehalten ist die Jahreszahl 2020 sowie das Alpha und Omega. Verbindet man gedanklich das Alpha und Omega und ebenso die Jahreszahl mit dem untersten roten Punkt, so entsteht ein aufrechtes Kreuz, das als Leidens- und Siegeszeichen zugleich dem christlichen Glauben entspricht. Das ist Ostern – aus Leiden und Niedergedrücktem, aus Wunden und Kreuzerfahrungen wird neues Leben.

Die Basis des Motivs ist in Gelb-Rot gehalten, es sind die Farben der Hoffnung, aber auch des Martyriums. Ganz so, wie Jesu Botschaft an die Menschen, aber auch sein eigener irdischer Weg. Das Blau der Weite, des Wassers, des Göttlichen strahlt aus der Osterkerze und reicht vom Himmel bis zu allem Leben und Sterben auf der Erde, bis in die Farben der Auferstehungshoffnung hinein.

Das eingravierte Jahresthema wird sichtbar bleiben, solange die Kerze brennt. Es fordert immer aufs Neue auf, im eigenen Handeln Antwort zu geben.