Alwin Weber liest im Don-Bosco-Haus die Herbergsuche von Ludwig Thoma vor. Manfred Pauler umrahmt mit Musik auf dem Keyboard die Geschichte. Foto: Sikeler Foto: Schwarzwälder-Bote

Alwin Weber stimmt im Don-Bosco-Haus mit einer Lesung auf die Adventszeit ein

Von Jens Sikeler

Oberndorf. Einen "ruhigen, besinnlichen Abend als Einstieg in den Advent" hatte Kirchengemeinderat Wolfgang Hauser den zahlreichen Besuchern im katholischen Don- Bosco-Haus versprochen. Den bescherte ihnen Alwin Weber, der Ludwig Thomas "Heilige Nacht" vortrug.

Thoma ist vor allem bekannt für seine Lausbubengeschichten. Er konnte aber auch anders. Die Geschichte von Maria und Josef und der Geburt Jesu verlegte er in seine Heimat Oberammergau.

Das Stück ist in Dialekt verfasst. "Ich werde es aber nicht in der Oberammergauer Mundart, sondern in der Münchner Mundart vortragen", hatte Weber angekündigt. Das spielte aber keine Rolle.

Der gleichermaßen gemütliche und dennoch kraftvolle Münchner Dialekt passte wunderbar zu der Geschichte. Das galt im Übrigen auch für Webers sonore Stimme. Weber hatte an einem Tisch Platz genommen, rechts neben sich eine Kerze und links neben sich einen Adventskranz, auf dem schon die Kerze brannte, und vor sich einen Laptop. Unterstützt wurde Weber von dem Pianisten Manfred Pauler. Jeder der fünf Teile der Geschichte endete mit einem Lied. "Ich bin kein Sänger", sagte Weber entschuldigend. Er sprach die Texte deshalb und Pauler spielte dazu. Die moderne Technik machte es möglich: Mit seinem Keyboard imitierte er eine Zither.

Die Städtenamen Nazareth und Bethlehem hat Thoma für seine "Heilige Nacht" beibehalten. Allerdings müssen die beiden nicht wegen einer Volkszählung nach Bethlehem, sondern zum Finanzamt.

Als Maria und Josef losziehen, ist es bitterkalt, und es liegt Schnee. Der hochschwangeren Maria fällt das Gehen schwer. Die sozialkritischen Elemente der Bibel greift Thoma auf. Der reiche Mann mit seinem Schlitten nimmt das Ehepaar nicht mit. Stattdessen ist es ausgerechnet ein mittelloser Handwerksbursche, der Josef hilft, dessen Frau durch den Schnee zu tragen.

Wie in der biblischen Geschichte klopfen Maria und Josef an viele Türen und finden keine Schlafstatt. Selbst Verwandte von Josef weisen sie ab. Erst ein armer Bauer erbarmt sich ihrer und lässt sie in seinem Stall übernachten. Dort kommt dann auch Jesus zur Welt. Anstatt der heiligen drei Könige kommen der Bauer, der Gesell und einige Hirten, um Gottes Sohn zu sehen. Die Thoma’sche Heilige Nacht endet mit einer Frage, die nachdenklich macht: "Fragt Euch, ob es nicht etwas bedeutet, dass das Christuskind bloß von den Armen gesehen wurde."