Lotte und Max Giesinger. Foto: Köstlin

Ravensburgerin wird zur Chartstürmerin. Mit Max Giesinger singt sie "Auf das, was da noch kommt". Zum Interview

Ravensburg - Lotte ist auf der Überholspur – die Sängerin aus Ravensburg ruft während einer Autobahn-Fahrt an. Sie fährt von Radiosender zu Radiosender, um ihr neues Album "Glück" vorzustellen. Das Lied "Auf das, was da noch kommt" im Duett mit Max Giesinger wird im Radio rauf und runter gespielt. Passend zum Albumtitel wirkt sie gerade ziemlich glücklich – und ist gleich beim Du.

Hallo Lotte, es läuft ja gerade richtig gut bei dir

Ja, ich genieße diese Momente gerade sehr. Klar, es ist auch manchmal stressig, heute morgen bin ich um 5 Uhr aufgestanden und gebe heute noch bis 22 Uhr ein Konzert in Hamburg. Aber das gehört einfach dazu.

Du stammst aus Ravensburg, aber wo ist denn dein Schwäbisch geblieben?

(Lotte lacht) Das habe ich ein bisschen verloren, als ich in Innsbruck studiert habe und ich danach nach Hamburg gezogen bin. Aber wenn ich wieder in der Heimat bin, dann dauert es keine fünf Minuten, dann rede ich wieder Schwäbisch.

Dein Zuhause scheint dir wichtig zu sein. Ravensburg hast du sogar ein Lied gewidmet ("Stadt der Türme"). Was bedeutet dir Heimat?

Ravensburg ist immer noch der Ort, wo ich voll ankommen und runterkommen kann. Meine Familie wohnt schon ewig im gleichen Haus. Ich liebe das.

Deine ersten musikalischen Schritte hast du auch in deiner Heimatstadt gemacht?

Ja, das fing ganz klassisch mit Unterricht in der städtischen Musikschule an. Klavier, Gitarre, Geige. Dann hat mich das Popbüro Oberschwaben unter seine Fittiche genommen. Ich hatte auch eine Band in der Musikschule. Dann habe ich versucht, meine eigene Musik zu machen.

Video von Lotte und Max Giesinger:

Im dem lustigen Musikvideo des Hits "Auf das, was da noch kommt" mit Max Giesinger zeigt Ihr, welche Auftritte man als Musiker "durchmachen" muss: Firmenfeier einer Versicherung, Seniorenheim und Baumarkt – gab es das auch bei dir?

(Lotte schmunzelt) Ja, das eine oder andere verrückte Konzert gab es auch. Zum Beispiel in einem Restaurant, wo alle die ganze Zeit gegessen haben. Das war schon eine komische Situation. Ich habe aber auch viel Straßenmusik gemacht.

In eurem Song heißt es, dass man auch mal gegen die "Wand fahren" muss. Welche Wand hast du denn schon mal gespürt?

So ein Erlebnis war sicherlich, als ich mein Philosophie-Studium in Innsbruck abgebrochen habe. Das war ein krasser Schnitt. Ich komme aus einem sehr stabilen Umfeld und wollte irgendwie auch etwas Stabiles machen. Ich habe aber gemerkt, dass mich das nicht erfüllt hat.

Was war denn für dich dein musikalischer Durchbruch?

Das war in der Mannheimer Pop-Akademie. Bei einem Coaching-Programm sollte ich vor einer Jury vorspielen. Ich habe drei, vier Songs von mir selbst gesungen und dann kamen plötzlich die Angebote auf dem Tisch. Mein erster Plattenvertrag.

Bist du froh, dass du nicht den Weg über Casting-Shows gehen musstest?

Ich bin sehr froh darüber. Nach diesen Shows ist man meistens nur noch drei Monate relevant. Ich schreibe meine eigene Musik. Das ist vielleicht der härtere Weg und man muss sich immer neu erfinden. Aber das passt einfach besser zu mir.

Mit deinem ersten Album "Querfeldein" 2017 warst du schon ziemlich erfolgreich (Platz 30 der Charts), aber das Duett mit Max Giesinger scheint dich jetzt so richtig bekannt zu machen. Wie kam es dazu?

Wir kennen uns schon drei Jahre. Max hat mich damals in Mannheim bei einem kleinen Konzert gehört. Er hat dann gesagt, dass er mich ein bisschen unterstützen möchte. Ich durfte bei ihm als Vorband unterwegs sein, wir haben viel zusammen Musik geschrieben. Es ist eine tolle Freundschaft. Er hat schon so viel erlebt und ist ein Mentor für mich.

In eurem Musikvideo treten auch noch viele andere Musiker und Prominente auf (die Musiker Revolverheld, Tonbandgerät, Johannes Oerding, Mark Forster, Philipp Dittberner und Michael Schulte, die beiden Schauspieler Stephanie Stumph und Tom Beck, Entertainer Luke Mockridge, TV-Koch Tim Mälzer und Moderator Steven Gaetjen). Wie kam es dazu?

Das sind Freunde von Max und mir. Wir haben sie einfach gefragt – ich kannte zum Beispiel Revolverheld von einem gemeinsamen Auftritt im vergangenen Jahr. Michael Schulte ist beispielsweise ein guter Freund von Max. Sie haben alle einfach so mitgemacht. Das war klasse.

Stichwort "neu erfinden" – dein zweites Album klingt etwas anders als das andere. Du hast sogar zuvor 30 Songs in den Papierkorb geschmissen ...

Ja, es sollte nicht wie das erste klingen. Es hat einen neuen elektronischen und tanzbareren Sound. Aber es steckt auch diesmal ganz viel von meinen eigenen Geschichten drin, was mich selbst bewegt.

Hast du einen eigenen Lieblingssong?

Ich mag die Vielfalt. "Zuhause für mich" ist zum Beispiel ein fluffiger Song, der darüber handelt, nach Ravensburg zurückzukehren.

Wann kann man dich im Südwesten live hören?

Meine Tour startet im kommenden Jahr – unter anderem mit Konzerten in Stuttgart (Wizemann, 10. Februar 2020), Freiburg (Jazzhaus, 13. Februar) und Karlsruhe (Tollhaus, 15. Februar). Aber erstmals live wird das neue Album im Konzerthaus in Ravensburg am 21. Dezember vorgestellt.