Dieser "Schatz" lag jahrzehntelang auf einem Dachboden. Die Narromaske wurde inzwischen fachgerecht restauriert, ohne ihren alten Charakter zu verlieren. Foto: Schwarzwälder Bote

Maske stammt vermutlich von Ölmüller Dominikus Ackermann. 

Oberndorf - Wenn das Wetter mitspielt, ist beim Narrentag in Überlingen eine ganz besondere Narromaske im Sprung zu sehen. Auf einem Oberndorfer Dachboden war dieses kleine Juwel in einen Dornröschenschlaf gefallen. Ein Fasnetsliebhaber hat sie nun wieder zu neuem Leben erweckt.

Wer dieser Fasnetsliebhaber ist, und wer dann unter der Maske steckt, wollen wir hier nicht verraten – getreu der Regel: Der Narr bleibt unerkannt. Stolz ist er aber schon auf das wunderschöne Stück. Deshalb ist ihm auch wichtig, dass es "auf die Gass’" kommt, wo es viele Menschen bewundern können. Und wo ihm Geist und Leben eingehaucht werden.

Gut vernetzt

Als ihm der Narro vom bisherigen Besitzer angeboten wurde, habe er gleich gesehen, dass es sich hier um ein besondere Larve handeln muss. Nachdem der Hausbesitzer gestorben war, hatten die Erben den Haushalt aufgelöst und waren auf dem Dachboden auf den dort wohl seit Jahrzehnten schlummernden "Schatz" gestoßen.

Der jetzige Besitzer – selbst ein "Fasnetshandwerker" – ist gut vernetzt. Weil er bereits vermutete, dass die Maske "aus Richtung Villingen" stammen muss, besuchte er dort Stammtische, an denen sich die Holzbildhauer und Fasnetsforscher treffen. Und die seien sich ziemlich schnell einig gewesen: Die Larve stammt von Dominikus Ackermann. Der Villinger Schnitzer lebte von 1779 bis 1836 und war von Beruf Ölmüller. Die deshalb so genannten Ölmüller-Masken sind von starker Ausdruckskraft. In Villingen existieren noch Schemen – so werden die Masken dort genannt – des bedeutenden Holzschnitzers, der das Handwerk zur Kunstform erhoben hatte.

Leonardo da Vinci der Larvenschnitzer

Doch auch in der näheren und weiteren Umgebung tauchten seine Larven auf. Deshalb ist es sehr gut möglich, dass sich ein Oberndorfer eine Maske bei ihm anfertigen ließ, habe es am Stammtisch geheißen. Unser Fasnetsfreund hat sich schon immer gedacht, dass auch hier eine existieren müsste. Jetzt wurde er bestätigt. Er ist überzeugt davon – und da stehe er nicht alleine mit seiner Meinung – dass die Ölmüller-Larven zu den schönsten Glattlarven gehören, die man kenne. Nicht umsonst habe man Dominikus Ackermann den Leonardo da Vinci der Larvenschnitzer genannt.

Der Oberndorfer Narro scheint zu einem seiner frühen Werke zu gehören – die Maske habe einen ausgeprägt barocken Charakter. Die Experten hätten sie auf etwa 1790 bis 1800 datiert.

Ganz offenbar wurde der Narro sehr lange nicht mehr getragen. Deshalb sei er noch recht gut erhalten. Die Maske wurde inzwischen von einem Fachmann restauriert und in ihrem Ist-Zustand fixiert, so dass ihr Wesen nicht verloren ging. Ein Narrenkleid gehört übrigens auch dazu, das sei aber jüngeren Datums.

Der jetzige Besitzer ist ein Oberndorfer Narr durch und durch. "Wir können stolz auf unsere Fasnet sein," betont er. Die Pflege der Tradition und des Brauchtums liegt ihm am Herzen. Ein Grund mehr, die historischen Narrenkleider und -masken möglich vielen zugänglich zu machen. Und wo ginge das besser als beim Narrensprung.

Wer am Fasnetdienstag 2019 genau hingesehen hat, der konnte das "Sahnestückchen" schon einmal "auf der Gass’" entdecken. Die Teilnahme am Narrentag wäre nun eine Premiere.