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Elferräte legen unter der Regie von Wolfgang "Boss" Merkel im Don-Bosco-Haus einen tollen Fasnetsstart hin.

Oberndorf - Was denn – ist schon wieder Fasnet? Daheim erstrahlt womöglich noch der Christbaum, da soll man sich für die fünfte Jahreszeit bereit machen? Bei der Dreikönigsversammlung der Narrenzunft dauert es keine halbe Stunde, dann stellt es sich ein – das freudenreiche Gefühl. Schluss jetzt mit besinnlich: "Es goht dagega."

Die Auftaktveranstaltung zur Oberndorfer Fasnet ist beliebt wie eh und je – das Don-Bosco-Haus bis in den letzten Winkeln hinein mit närrischen Gästen gefüllt. Der Scheffelweg mit seinen Stationen steht diesmal im Mittelpunkt des Programms. Eberhard "Ebbse" Schmid und Wolfgang "Boss" Merkel geben zwei Wanderer, die sich aufmachen, die Umgebung rund ums Städtle zu erkunden. An jedem Waldsofa machen sie Halt und blicken von oben durchs Fernglas hinab auf Oberndorf – aufs Stadion, auf den Schuhmarkt, aufs Neckartal, aufs Krankenhaus, auf die Oberstadt und auf Mauser. Und zu jedem Plätzchen haben die beiden einen Verbesserungsvorschlag.

Mehr Spieler etwa als Vorstände täten der SVO und damit der Stadionbelebung gut. Der Schuhmarkt braucht wieder einen neuen Ankerwirt. Den findet eine Headhunter-Agentur im »Schorsch«, der als Freund von gutem Bier, Fußballspielen im Fernsehen und Gauloises die idealen Voraussetzungen mitbringt.

Fürs Neckartal schwebt "Ebbse" und "Boss" eine Landesgartenschau vor. "Stadt am Fluß" wäre der perfekte Slogan und Citymanagerin Corinna Roming organisiert auch gleich die Blumenpracht samt Leuchtturm und "Bise"-Bar im Dachau. Nur den Rummelplatz, den der Konditormeister aus der Neckarvorstadt beisteuern will, den möchte keiner haben.

Die Plattform beim Krankenhaus taufen die Wandergesellen kurzerhand zur Seefestbühne um und lassen gleich "ZZ Top" und den "Mittleren Frohsinn" auftreten. Dessen Mitglieder zählt Verwaltungschef Harald Glatthaar schließlich zum festen Kundenstamm. Das Männer-Ballett des SRH-Krankenhauses steuert seinen staksigen Beitrag zu "Wir leben Vielfalt" bei.

Für die Oberstadt ersinnen die Elferräte ein Pferderennen wie im britischen Ascot. Wichtig ist nur, dass die Gäule anders herum laufen als die Narren am Fasnetsdienstag. Man will sich ja schließlich keine Konkurrenz schaffen.

Zu guter Letzt bescheren die Wanderer dem Gelände rund um Mauser ein wenig mehr Leben: Denn nun kommt er endlich, der geforderte Rummelplatz, der sich in Form des emsigen Konditors wie ein roter Faden durch ganze Programm zieht. Hans-Jörg Kopf schlüpft wieder in seine Paraderolle als "Margitsche" und singt sich mit "Hermann, komm bald wieder, bald wieder zu mir" den Bürgermeister aus dem Urlaub herbei.

Nun können "Ebbse" und "Boss" ihr wohlverdientes Bier genießen und kommen zu dem Schluss: "Man kann von oben runtergucken und sieht immer was. Zumindest, wenn man es sich vorstellt." 

Am Rande: Erinnerung

Freud und Leid liegen oft nah beisammen. Die Schantlekapelle bringt bei der Dreikönigsversammlung mit dem Narrenmarsch die gute Laune mit ins Don-Bosco-Haus. Manchem Besucher wird aber durchaus ein wenig weh ums Herz. An Laterne und Schellenbaum ist ein Trauerflor zu sehen. Eine stille Erinnerung an die Verstorbenen, Peter Radynski und Horst Schwegler, die diese beiden wichtigen Utensilien viele Jahre lang getragen haben. Auch Hilde Schon und ihr Mann Karl sind im vergangenen Jahr von dieser Welt gegangenen. Sie haben 40 Jahre lang den Traktor samt Anhänger für den Fasnetssamstag geschmückt und gefahren. Im Andenken an ihre treuen Mitstreiter spielt die Schantlekapelle tapfer, aber auch freudig auf. Denn so hätten es sich die Verblichenen sicherlich gewünscht.

Seite 2: Abkehr von alten Gewohnheiten zum Wohle der Fasnet

Oberndorf (cel) - Eine Abkehr von alten Gewohnheiten nannte Zunftpräsident Eberhard Schmid die neue Reihenfolge fürs Rammeln am Fasnetsmontag. Denn in diesem Jahr geht die Schantlekapelle voran, und die Jugendkapelle reiht sich erst später ein. Bei der zweiten Runde schwenken die Narren dann bei der ehemaligen Metzgerei Schmid auf dem Schuhmarkt ein und kommen bei der ehemaligen Volksbank wieder auf die Hauptstraße zurück. Das Geschehen soll sich so mehr rund um den Narrenbrunnen und in die obere Hauptstraße verlagern.

Für den Bürgerball hatte der Zunftpräsident auch einige Überraschungen parat. Die "unattraktiven" Tische ganz rechts und links außen werden heuer den Podien für die Musik geopfert. So sitzen künftig alle Ballbesucher so, dass sie einen guten Blick auf die Bühne haben. Für die Älteren ab 70 Jahren gibt es zudem die Möglichkeit, an einem eigens für sie reservierten Tisch Platz zu nehmen. Damit ersparen sie sich die langen Anstehzeiten vor der Halle.

Mit Spannung wurde die Rede von Elferrat Hans-Jörg "Mummel" Kopf erwartet. Das konnte der schon daran erkennen, "dass koiner zum Rauche naus gange isch". Im Gepäck hatte er ein Hanselmäskle. Das nämlich, so sinnierte er, könnte schon bald ein Weltkulturerbe sein, wenn ein entsprechender Antrag, die komplette schwäbisch-allemannische Fasnet unter die Ägide der Unesco zu stellen, durchginge. Nun will er sich aber gar nicht mit allen möglichen Zünften auf einer Ebene wissen. Und zudem bedeute so ein Weltkulturerbe bei der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur ja auch viel Papierkram. Da bleibe man doch lieber allein mit seiner Fasnet und dem Viererbund. Denn hier gelte einfach das gesprochene Wort und ein Handschlag.

Zeremonienmeister Frank Schmid stimmte das Publikum derweil musikalisch aufs folgende Programm ein. "Schwoab zu sei, des isch scho an Verdienscht. Aber a Gnad Gottes isch, wenn du an Oberndorfer no bisch", lautet der Refrain seiner Hymne auf die Neckarstadt.

Musik gab’s es bei der Dreiköngigsversammlung natürlich auch von der kleinen Besetzung der Stadtkapelle und der "Bernd-Kromer-Combo".