Sechs Kühe gehören den Roths, die übrigen sind "Pensionsgäste" im Oberaichhofweg. Foto: Danner Foto: Schwarzwälder Bote

Direktvermarktung: Roths sind ratlos / Anfangseuphorie vorbei?

Oberndorf-Beffendorf. Simon und Anika Roth sind ratlos. Vor einem guten Jahr haben sie ihre Milchtankstelle in Beffendorf eröffnet. Und am Anfang lief diese so gut, dass sich die Roths zu ihren beiden Kühen vier weitere anschafften. 60 bis 80 Liter am Tag haben sie zu Beginn verkauft.

Die Investitionskosten für den Milchautomaten und die ersten beiden Kühe beliefen sich auf 25 000 Euro, so Simon Roth. Auf dem elterlichen Hof wollte sich der 30-Jährige gemeinsam mit seiner Frau Anika ein zweites Standbein als Nebenerwerbs-Landwirt aufbauen. Hauptberuflich ist er als Industriemechaniker tätig.

"Nach der Anfangseuphorie hat der Verkauf aber stark nachgelassen", erzählt er nun im Gespräch mit unserer Zeitung. Jetzt sind es an manchen Tagen gerade mal 20 Liter Milch am Tag, die von den Kunden gezapft werden. Die übrige Milch, denn die Kühe müssen natürlich trotzdem gemolken werden, verfüttert er an die Kälber oder auch mal an die Schweine seines Vaters. Doch dafür sei das Lebensmittel eigentlich zu schade. Ganz abgesehen von der finanziellen Einbuße.

Zum Milchautomaten stellten die Roths noch einen Kühlschrank, in dem sie Wurst aus eigener Schlachtung, eigenes Gemüse und Eier anbieten.

Ein Grund für die Zurückhaltung der Kunden sei wohl die sogenannte Anbindehaltung der Kühe, meint Anika Roth. Aber frei laufen lassen könnten sie das Vieh nicht. Denn die Wiese am Haus sei viel zu klein. "Die wäre schnell abgegessen". Andere Grundstücke liegen etwas vom Haus entfernt und seien ebenfalls nicht groß genug, um genug Futter für die Tiere zu bieten. Sie täglich raus und rein zu treiben, würde zuviel Zeit in Anspruch nehmen.

Schließlich geht Roth tagsüber einer anderen Arbeit nach. Seinen Kühen gehe es aber gut, betont er. Das Futtergetreide stamme vom eigenen Feld und sei "garantiert genfrei". Ein Stallumbau hin zum Freilauf koste ihn locker 250 000 Euro. Das sei bei diesem Absatz einfach nicht drin. Die Roths finden es schade, dass die viel beschworene Direktvermarktung nicht so angenommen werde, dass sie sich für sie rechne. Bis zum Herbst geben sie sich und den Kunden noch Zeit. Dann müssen sie die Milchtankstelle schließen, so Simon Roth traurig.