So sieht die Planung aus, die die Stadt Oberndorf erarbeitet hat. Der nördlichen Kreisel an der ehemaligen B  14 ist vorerst auf Eis gelegt. Foto: Stadt Oberndorf

 Des einen Freud', des anderen Last: Gespräch mit Bürgermeister Acker zur Verkehrsplanung und Talplatzgestaltung.

Oberndorf - Der sogenannte Mutschler-Kreisel rückt in greifbare Nähe. Mit ihm soll eine Entlastung des Talplatzes einhergehen. Altoberndorfer befürchten hingegen eine Mehrbelastung an Verkehr in ihrem Dorf. Wir haben uns mit Bürgermeister Hermann Acker über den aktuellen Stand unterhalten.

Die Pläne für einen Kreisverkehr auf Höhe des Autohauses Mutschler an der ehemaligen B 14 liegen schon seit geraumer Zeit in der Schreibtischschublade der Oberndorfer Stadtverwaltung. Nun steht die Auslobung des Wettbewerbs zur Talplatzgestaltung unter Einbeziehung des Klosterbereichs an.

Dazu, so Acker, müssten die Rahmenvorgaben für die Wettbewerbsteilnehmer formuliert werden. Und dazu gehört neben den Ideenskizzen für ein "Grünprojekt 2035", die derzeit von zwei beauftragten Büros ausgearbeitet werden, eben auch die Verkehrsplanung im Tal.

Mit den Ergebnissen der Vorarbeit hatte sich die Verwaltungsspitze im Mai des vergangenen Jahres zu Landesverkehrsminister Winfried Hermann aufgemacht. Und dort sei man laut Acker auf offene Ohren gestoßen.

Denn diese "Ortsumfahrung" könne quasi auf bereits bestehenden Straßen realisiert werden. Und nur wenige Tage später ging bei der Oberndorfer Stadtverwaltung Post vom Verkehrsministeriums ein. In dem Brief sprach sich Hermann für die Finanzierung des "Mutschler-Kreisels" aus. Es wird die Übernahme der in 2009 berechneten Kosten in Höhe von 2,1 Millionen Euro zugesagt. Mittlerweile, so der Bürgermeister, dürften sie sich durch die jährlichen Kostensteigerungen eher im Bereich von drei Millionen Euro bewegen.

Kein zweiter Kreisel

Auch die Anpassung des Knotenpunkts am Rondell, dort müsste unter anderem die Vorfahrt geändert werden, sagte Hermann zu, samt Kostenübernahme durchs Land. Der Verkehr würde also von der Hochbrücke her kommendend Richtung Bahnhof und dann an der Einfahrt auf die ehemalige B 14 nach rechts geleitet werden. Ein zweiter Kreisel anstelle der bisherigen Einfahrt erscheint dem Ministerium derzeit nicht vordringlich. Es solle zunächst einmal abgewartet werden, wie man mit der bestehenden Lösung zurechtkomme. Vom Kreisverkehr beim Autohaus geht’s dann weiter Richtung Oberstadt.

Deutlich weniger Autos

Laut einer Prognose des Planungsbüros Kölz würde dies zu einer Reduzierung von täglich 15.000 auf 2900 Fahrzeuge am Talplatz führen. Ist der Durchgangsverkehr erst draußen, dann könnte der Bereich im Tal völlig neu gestaltet werden.

Die Talstraße, bisher die Landesstraße 415, ließe sich auf Kosten der Stadt abstufen, und einer Verknüpfung von Tal- und Klosterplatz stünde nichts mehr im Wege. Laut Aussage von Bürgermeister Acker könnte mit dem Bau des "Mutschler-Kreisels" im kommenden Jahr begonnen werden. Das Straßenbauamt arbeitet derzeit die Planungen zusammen mit dem Ingenieurbüro Breinlinger weiter auf. Sobald diese Planungen vorliegen, werden sie dem Gemeinderat vorgestellt.

Dem Bürgermeister ist wohlbekannt, dass diese Entwicklung in Altoberndorf mit Sorge gesehen wird. Denn wenn der Verkehr künftig Umwege nehmen muss, so befürchten die Bürger, dass er sich von der Autobahn her in Richtung Altoberndorf verlagern wird.

Dort hat sich bereits eine Projektgruppe gegründet, die eine Bürgerversammlung zum Thema Verkehr fordert. In der Vergangenheit gestellte Anträge beim Landkreis zu Tempo 30 im Ort, zur Sperrung für den Schwerlastverkehr oder Tonnagenbeschränkungen sowie die Einrichtung von Fußgängerüberwegen wurden bisher immer abgelehnt.

Mittlerweile habe die Landesregierung aber die Richtlinien für Fußgängerüberwege gelockert, merkt Hermann Acker an. Deshalb stellt die Stadt weiterhin Anträge an den Landkreis. Eine Alternative wäre eine Querverbindung von der Austraße auf die ehemalige B 14 in Form einer Brücke oder eines Damms. Auch dazu gab es bereits Kostenschätzungen. Sie stammen allerdings aus dem Jahr 2009 und liegen bei 3,7 bis 5,7 Millionen Euro. "Das wären heute sicherlich zehn Millionen", so Acker, der diese Lösung angesichts des finanziellen Aufwands für unrealistisch hält.

Politische Diskussion

Ob der Verkehr dennoch über die Austraße und dann an der Neckarhalle und im Bereich des Freibads vorbei über die Brücke am Webertal geleitet werden kann, müsse eine politische Diskussion ergeben.

Info: Chronologie

2002 bis 2004: Stadt- und Verkehrsentwicklungsplan mit neuer Verkehrsführung Talplatz

2003: Aufstellung eines Bebauungsplanverfahrens (Kreisverkehr B 14/Rottweiler Straße)

2004: Grunderwerb zur Realisierung der Maßnahme

2007: Satzungsbeschluss Bebauungsplan (Kreisverkehr B 14/Rottweiler Straße)

2014: Aufnahme der Talstadt ins Städtebauförderprogramm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren (ASP)

2016: Workshops zur Talplatzgestaltung mit neuer Verkehrsführung

2017 bis 2018: Wettbewerb Talplatz mit neuer Verkehrsführung (die Auslobung ist für Mitte des Jahres geplant)